Funde von Gestern Bohrer, Klinge und Mikrolith?

Begonnen von Pipin, 16. Juni 2013, 20:44:33

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Pipin

Moin Moin  :winke:,

bin wieder los gewesen. Hier mal meine wie ich finde schönen Funde. Ist das ein Mikrolith ( letzte 2 Bilder )?
LG Christian

Steinkopf

Hallo Christian,

da warst Du ja mal wieder erfolgreich.

Nr. 1 ist ein Abschlag. Schau mal auf die Rückenseite, dort findest Du die Schlagbahn eines
        Vorgänger-Abschlages, der stecken blieb und nicht bis zum Ende durchging.

Nr. 3 ist ein (wenn ich es richtig sehe) ein solcher Abschlag, der am Ende rund ist.
        Ein Mikrolith ist es nicht.

Nr. 3 ist wahrscheinlich ein Korrekturabschlag, der einen Kern für die Klingenherstellung
        in Form bringen sollte.

Bleib dran!

LG

Jan

Pipin

Moin Jan!  :winke:
Die beiderseitige Retusche beim Abschlag Bild 1 weist doch auf weitere Bearbeitung hin.
Wozu scheint dieser Abschlag denn gebraucht worden zu sein?

Zu Bild 2 hast du ja gar nichts gesagt, heißt das, dass du mit Bohrer konform gehst? Die dreieckige Spitze weist auf allen Kanten Retuschen auf.

Zu Bild 3, schade, du hast das gut gesehen, und ich kann das gut nachvollziehen. Scheint also so,
dass es ein Frakment eines Korrekturabschlags ist. Die beidseitige ganz feine aber 100% Retusche weist ebenfalls auf nachträgliche Bearbeitung hin. Aber wozu, wenn es ein Korrekturabschlag ist? Ich würde den dann einfach liegen lassen und nicht noch bearbeiten.

LG Christian


Steinkopf

Hallo Christian,

Zunächst mal zu den Abschlägen und zu Retuschen allgemein:

Die dünnen Kanten von Flint- (Silex-, Feuerstein- etc.) Abschlägen splittern und brechen
schon bei kleiner Belastung weg. Typischerweise in beide Richtungen. Dies ist natürlich
und mehr oder weniger ausgeprägt auf dem meisten Fundplätzen
(Acker sowieso, Strand auch unter Wasser etc.) festzustellen.

Retuschen wären erkennbar beabsichtigte Abdrücke. Etwa um eine Form zu geben oder eine Kratzerkante zu formen.
Diese sind (mehr oder minder) gleichmäßig und immer in die gleiche Richtung gedrückt,
zumeist von ventral nach dorsal.

Daneben gibt es (aber wohl auch immer in die gleiche Richtung laufende) Benutzungsspuren an den Kanten.

Um dieses seriös beurteilen zu können, müsste man sehr gute Aufnahmen von den Kanten haben
wenn man das Fundstück schon nicht original in Händen hat.

Zum Steckenbleiber (Nr. 1 + 3) Der Abbau von Klingen oder Abschlägen erfolgt in einer Handlungs-Kette.
Der angesprochene Steckenbleiber (mit dem runden Ende) wäre zuerst abgeschlagen worden
und danach der Abschlag 1 (mit dem Negativ des Stechenbleibers im Rücken) -
wenn sie denn zusammen gehören würden.

Besonders im Ostseeraum, wo der baltische Flint reichlich zur Verfügung stand (und steht)
gehe ich davon aus, das der größte Teil der 'Flintchips' einfach Abfall sind.
Interessant ist dann dir Art abzulesen, wie der Flintschläger vorgegangen ist.

Es bleibt allemal interessant zu finden und (auch im Abfall) nach Spuren zu schauen.
Sie sind die einzigen Spuren, die uns jene ferne und fremde Zeit hinterlassen hat.

LG

Jan






Pipin

Moin Jan,
jedes Stück Geschichte spricht zu dir, man muss es nur lesen und damit verstehen können. Ob es nun ein Abschlag, ein Schaber oder etwas anderes ist, ist dabei doch vollkommen egal. Ich sehe, dass es einheitliche, also verabredete Grundregeln beim lesen gibt ( wie z.B. Schlagtechniken und Schlagmuster, Ort und Material etc. ) diese sind festgelegte und auf Erfahrung basierende Richtlinien und dann einen Teil Interpretation. Und das Zusammenspiel beider Teile, Grundregeln und Interpretation bestimmt die Einordnung jedes Objekts.
Da das Objekt von Bild 1eindeutig beidseitig Retuschen auf der Dorsalseite aufweist ist es da nicht als Schaber einzuordnen? Ich habe noch mal ein besseres Bild von einer Seite gemacht, darauf ist es hoffentlich gut zu erkennen. Oder sind diese auf dem Bild zu sehenden Retuschen gar keine Retuschen sondern natürlichen Ursprungs?