Materialfrage

Begonnen von rolfpeter, 08. Dezember 2009, 17:24:49

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rolfpeter

Servus,

von einer jung- bis spätneolithischen Stelle stammt dieses mittlere Bruchstück einer geschliffenen Beilklinge.
Ist ja an und für sich nichts Besonderes im Rheinland. Der Querschnitt ist oval mit leichter Facettierung lateral.
Interessant ist das Rohmaterial. Es handelt sich um einen ganz hell-beige-farbenen Flint mit regelmäßig eingestreuten helleren "Wölkchen".
Mir ist solches Gestein noch nicht vorgekommen.
Kann jemand bei der Bestimmung weiterhelfen?



Auf einer Französischen Seite habe ich ein ähnliches Dings gefunden: Haches de l'Oise. Das Departement Oise liegt übrigens ganz im Norden Frankreichs, fast an der Kanalküste.

Vielleicht sollte man noch die Pickspuren an den Schmalseiten der Beilklinge erwähnen. Das Stück ist ja nach dem Karriereende als Beil noch zum Klopfer umfunktioniert worden.
Könnte es sich vielleicht um eine Schäftungshilfe handeln? Klopfsteine mit der Hand zu führen macht ja erst ab einem gewissen Gewicht richtig Sinn - oder?



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

Hallo RP,

"Bow"

ein "feiner" Valkenburger???

Aber wirklich nur ein Ratespiel.

Gruß,

Fritz.



rolfpeter

Zitat von: steinsucher in 09. Dezember 2009, 00:21:59

ein "feiner" Valkenburger???



Servus Fritz,

ist es definitiv nicht. Habs auch mal dem J.W. gezeigt, selbst ihm ist das Gestein nicht bekannt.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Hallo,
aus den Bildern ist außer der Färbung leider nicht viel zu erkennen. Hat der Steine eine Kristallstruktur oder eine Körnung, ist er also quarzig, oder ist er amorph wie Flint?

rolfpeter

Zitat von: chmoellmann in 09. Dezember 2009, 11:52:29
aus den Bildern ist außer der Färbung leider nicht viel zu erkennen. Hat der Steine eine Kristallstruktur oder eine Körnung, ist er also quarzig, oder ist er amorph wie Flint?

Tschuldigung, ich dachte, es wäre anhand der deutlich aus geprägten Negative klar gewesen.

Es handelt sich um Feuerstein.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Habe bei mir nachgelesen und recherchiert - kann aber nicht weiterhelfen. Habe von einer Fundstelle, die ich in die Mittelsteinzeit verdächtige, auch einige sehr stark patinierte Feuersteine, die fast quarzig aussehen, optisch relativ ähnlich wie das gezeigte Bild.
Hauptvorkommen ist hier baltischer Geschiebefeuerstein. Vielleicht hilft das ja weiter.

Mark77

Moinsen,

könnte Tertiärfeuerstein sein.
Da sitzt man dann öfter mal ganz ratlos da!

Schöne Grüße,
der Markus

rolfpeter

Zitat von: Mark77 in 13. Dezember 2009, 16:22:25

könnte Tertiärfeuerstein sein.
Da sitzt man dann öfter mal ganz ratlos da!


Habe ich auch schon dran gedacht, Markus und ratlos dasitzen kann ich auch prima.
Bei uns im Rheinland ist der tertiäre Feuerstein von Romigny Lhéry in jungneolithischen Inventaren ab und an vertreten. Der käme von der Farbe schon hin, hat aber eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Bänderung oder Zonierung.

Vielleicht finde ich ja doch noch Vergleichsstücke.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

fuchs

Hallo RP,
ich habe zwar von nichts eine Ahnung, aber vielleicht kann ich dir ein wenig helfen. Vor einiger Zeit habe ich mal einen Beitrag eingestellt: Pfeilspitzen neu und gebraucht. Die Michelsberger ist am Montag von Herrn Weiner als Romigny- Lhe´ry und damit als frühestes Michelsberg bezeichnet worden.
Du kannst ja mal die Fotos vergleichen. Bei mir ist auch keine Bänderung oder Zonierung vorhanden.
Herzliche Grüße, Christian
PS: Hast du eine französische Tastatur?

chmoellmann

Hallo Fuchs,
mit dem ASCI-Code, den mann mit der ALT-Taste und dem Ziffernblock eingeben kann, lassen sich die französischen Laute auch wiedergeben. Oder aus der Windows-Zeichentabelle (ist unter den Systemprogrammen zu finden) rüberkopieren.
Einfach den Code für die wichtigsten Zeichen aufschreiben und den Zettel an den Bildschirm pappen.

Gruß

Christoph

fuchs

Danke schön, Christoph. :winke:Was man so alles wissen muß......

rolfpeter

Das mit den Akzent-Zeichen funktioniert auch auf der Normaltastatur mit deutschem Zeichensatz.
Man muß halt das Akzent-Zeichen vor dem buchstaben eintippen.
Beim accent aigu z.B zuerst das Hochkomma rechts neben dem ß und dann das e : é
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

fuchs

Hallo RP,
kannst du was mit meinem Foto anfangen? Es ist nach JW sicher Romigny Lhéry (klappt!!).

rolfpeter

#13
Gut, daß Du den Thread noch mal nach oben geholt hast, herzlichen Dank - auch an den Markus!

Das hat mich noch mal zum Überlegen und Recherchieren gebracht.

Es scheint sich aber wirklich um Romigny-Lhéry-Silex zu handeln. Eine Betrachtung bei mittelprächtiger Vergrößerung zeigt, worauf es ankommt.

Auf der Oberfläche des geschliffenen Steines kann man kleine Kreise erkennen. Es handelt sich dabei um Oogonien, das sind weibliche Fortpflanzungsstrukturen von irgendwelchen Wesenheiten, die irgendwo zwischen Algen und Moosen angesiedelt sind. Details kenne ich nicht - sei's drum. Von diesen Wesenheiten wurde früher behauptet, daß sie nur in Süßwasser vorkämen. Das ist inzwischen widerlegt.
ABER: es ist außer bei tertiärem Süßwasser-Silex kein Silikatgestein bekannt, in dem die Kreiselchen vorkommen. Flintsource.net schreibt, wenn die Fundstelle innerhalb eines Radius von 400km um Rhomigny liegt, dann sollte man auf eben diesen silexite tippen.

Ich glaube, wir haben das Rätsel gelöst!
Ich hab's direkt mal in den Index gesetzt.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Mark77

Nice! :winke:
Wenn mal jemand Rohstücke davon hat, immer her damit (+ genauen Fundpunkt).

Schöne Grüße,
der Markus

Moonk

Hallo, kann man die Oogonien nur unter dem Mikroskop erkennen od. reicht auch eine 10* Lupe. :glotz:
MfG Moonk.  :prost:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

rolfpeter

10fach reicht, die beiden Kreise im Zentrum des Bildes haben einen Abstand von 2,8 mm.

Allerdings gibt es Punkte, die keine Oogonien sind, auf vielerlei Flintsorten.

@ Markus
Ich selbst habe auch nur ein einziges Rohmaterial-Belegstück.
Die Koordinaten des Vorkommens findest Du bei flintsource.net unter "other material", westlich von Reims.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Mark77

Schade. :besorgt:
Aber naja, vielleicht hat ja jemand anderes was. :-)