wohl beidseitig bearbeitetes Lyditgerät

Begonnen von RockandRole, 30. Januar 2017, 13:00:24

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RockandRole

Servus Leute,

da hier in letzter Zeit wieder mehr von meinem Lieblingsmaterial gezeigt wird, will ich euch einen Fund vom letzten Suchgang nicht vorenthalten. Die Zeitstellung das Stückes aus schwarzem Radiolarit=Lydit kann man wohl irgenwo im Paläolithikum suchen, siehe die deutlichen Verrundungen. Das Stück misst nur 30 mm. Nur zum Größenvergleich: Die meisten bisher gefundenen Kerne die auf Levallois-Technik hindeuten sind auch nur 3-4 cm groß

Das Artefakt ist wohl beidseitig bearbeitet. Einen Kern würde ich hier ausschließen wollen, weil es der Abbaustrategie mit nur einer bevorzugten Oberfläche wiederspricht. Der Rücken ist zusätzlich zugerichtet.

Die Grundform kann man leider nicht mehr bestimmen. Für einen orthogonalen Aubbau in Levallois-Technik spricht jedenfalls das große Negativ. Damit bekommt man beim 2. Zielabschlag eine richtig flache Schneide. Dann ist der Bulbus und störende Regionen noch wegretuschiert worden. Dann wäre die augenscheinliche beidseitige Bearbeitung aber nur eine einseitige weil es ja auf den vorigen Abbau zurückzuführen ist (oder sehe ich da was falsch?). Ist aber nur Spekulation, da es auch ein ´Kerngerätchen´ sein kann. Kann man halt leider nicht mehr sehen  :dumdidum:

Hhhhmmm ja. Wie nennt man denn so etwas? Sorry wegen den b.....n Bildern

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

neolithi

Hallo Daniel, es antwortet niemand, obwohl viele deinen Thread lesen. Vielleicht geht es vielen wie mir. Ich kann kein Artefakt erkennen. Alle vermeintlichen Bearbeitungen sehen für mich natürlich entstanden aus.  :(

Herzliche Grüße
neolithi

RockandRole

Hey Neolithi,

kann ich gut nachvollziehen  :-) . Lydit ist eines der Materialien, die man am schwersten beurteilen kann. Ich tue mir mit Bildern selbst schwer, obwohl ich tausende Artefakte aus Radiolarit habe (amtlich bestätigt).  Schlimmer ist wahrscheinlich nur Quarzit, Quarz und Leberopal. Troztdem bildet Lydit Schlagmerkmale aus die man auch nicht erst lernen muss zu sehen. Ich gehe mittlerweile äußerst kritisch mit dem Material um, und zeige nichts, bei dem ich selbst Zweifel hätte. Hier könnt ihr davon ausgehen, dass es ein astreines Artefakt ist...isch schwör Alta  :-D

Bei uns war Radiolarit im Mittel- und frühem Jungpaläolithikum (fast) das einzige verfügbare Material. Das liegt daran, weil die Entfernungen die man zwischen einzelnen Lagerplätzen zurückgelegt hat, einfach nicht so groß waren. Auch nicht um Rohmaterial zu suchen. Anders war das dann im ´voll ausgebildeten´ Jungpaläolithikum.

Es fällt dort oben auf, das der Werkzeuganteil bei Lydit (schwarzer Radiolarit) am höchsten ist. Ich schätze mal hier steht es mindestens 20:1 rohmaterialmäßig zwischen Kieselschiefer und Lydit und vielleicht 10:1 bei den Werkzeugen. Das könnte auf einen gezielte Auswahl der schwarzen Variante hinweisen. Somit ist das hier die ´gute Qualität´  :-D

Wahrscheinlich müsste man das Stück zeichnen, das kann ich leider aber nicht wirklich.

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

Steinkopf

Zitat Daniel:

"Wahrscheinlich müsste man das Stück zeichnen, das kann ich leider aber nicht wirklich."

Schon Gut Alta!  Die Herstellung ist nach den Bildern gut zu erkennen
                         und es ist vor allem eine überzeugende Arbeitskante dran.

Für Betrachter, die Feuerstein gewohnt sind, ist dieses Material doch sehr roh und eigenwillig.

Die Beiträge mit ungewöhnlichen Materialien aus dem Süden sehe ich mit Interessen an.
Mit Kommentaren bin ich aber lieber zurückhaltend. 

Schöne Grüße in den Süden!

Jan


neolithi

Hallo Daniel,

vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen.
Ich glaube dir gerne, auch wenn ich die Diagnosen nicht stellen könnte.
Eigentlich bin ganz froh, dass ich mich hier im hohen Norden nicht mit solchen Artefakten "herumärgern" muss. Ich sammle  gern auch nach ästhetischen Gesichtspunkten - jedenfalls wenn eine Fundstelle beim Landesamt längst bekannt und gut nachgewiesen ist. Solche für mich Zweifelsfälle bleiben auf dem Acker liegen oder landen im Garten und schaffen es nicht bis ins Haus. :)
Da finde ich die Flint- und Felsgesteinartefakte leichter zu erkennen.

Schöne Grüße
neolithi

RockandRole

Hallo ihr beiden,

jeder hat wohl in seiner Gegend etwas was ein wenig tückisch ist  :-) Gerade wenn man es wie hier mit Zeitstellungen zu tun hat, die eh eher schwer zu deuten sind und den meisten nur aus Büchern und Museen bekannt sind, ist es nicht einfach ein Statement abzugeben. So geht es mir auch mit solchen Stücken aus anderen Materialien. Selektives Sammeln oder Einmessen kann ich mir da oben nur mit Trümmerstücken erlauben. Hier ist jedes Gerät und jeder Kern, bei dem man halbwegs die Abbaustrategie erkennen kann wichtig und ist ein Stück zur Lösung eines großen Puzzels.

Bei den neuen Bildern sieht man schon mehr, aber die Kante muss ich nochmal besser fokussieren. Die natürlichen Klüfte haben ihre eigenen Schlaggesetze geschaffen. Bin mittlerweile bei mandelförmiger Schaber angelangt, habe ein recht gutes Vergleichsstück aus gleichem Material gefunden. Muss ich morgen nochmal scannen.

liebe Grüße
gefährliches Drittelwissen