Löffelschaber?

Begonnen von neolithi, 08. Juli 2009, 13:46:57

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neolithi

Ich zeige euch einen kürzlich gefundenen Schaber, von dem ich nicht weiß, ob er zu den Löffelschabern gehört.
Herkunft wie immer SH,Ostseeküste. Auf dem acker sind einige Hügelgräber. Näheres weiß ich nicht.

Schönen Gruß
neolithi

rolfpeter

Servus,

das ist weder ein Schaber, noch eine Löffelschaber.
Es handelt sich bei dem schönen Stück um einen kantenretuschierten Kratzer.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

neolithi

Danke. Wann ist es "Schaber", wann "Kratzer"?

HG
neolithi

Silex

Außergewöhnlich zackiger  und schöner Kratzer....neolithi, würde ich auch sagen wenn ichs nicht schreiben müßte.
Die Benennung ab dem Jungpaläolithikum ist oftmals  dergestalt dass terminal/basale schabkratzende Funktionsender als Kratzer bezeichnet werden, laterale Zeitgenossen eher als Schaber...
Aber so genau hält sich kaum einer dran und es variiert bisweilen

bis bald!
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Zitat von: neolithi in 08. Juli 2009, 19:21:45
Danke. Wann ist es "Schaber", wann "Kratzer"?

HG
neolithi

Schaust bitte hier:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,21331.0.html

Bitte weit nach unten schieben, da kommt's.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Grenzton

Hallo neolithi!


Schaber:
...weisen mindestens eine retuschierte Kante bzw breites Ende auf, die Retuschen sind recht ausgedehnt und bieten so eine breite Arbeitskante.
Sie kommen im Paläolithikum bis ins Neolithikum vor.

Kratzer:
... sind an einem Ende der Grundform mit einer dorsalen Stirnretusche ausgestattet.
Sie Charakterisieren das Jungpaläolithikum und reichen bis ins Neolithikum, es bestehen aber auch Übergangsformen zu den Schabern.

Diese Information stammt aus J. Hahn, Erkennen von Stein und Knochenartefakten.

Ich will mich ja nicht mit fremden Federn schmücken, :nono:
will Dir jedoch helfen.
Bislang konnte ich ja eh nicht so viel zu Euren Funden beitragen.
So hoffe ich jetzt durch das ultimative Werk vieles dazu zu lernen, und meinen Senf an Euch weiter zu geben.

Gruß, der Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

neolithi

Ich danke schön für die tiefergehenden Antworten und Links. Ich muss zugeben, dass ich sprachlich am besten mit Silex' Kurzdefinition klarkomme.  Wenn ich meine Schaber hier so ansehe, finde ich es nicht immer klar, ab wann die Retusche als "gebogene" Retusche gilt.
Wenn ich die nach und nach vorstelle, werdet ihr mich sicher und hoffentlich darauf hinweisen, wenn es sich um einen Schaber handelt. -  Bisher war für mich der Kratzer einfach eine endretuschierte Klinge und der Rest war Schaber.

HG
neolithi

steinsucher

Hallo Allerseits,

jetzt habe ich schon wieder einen Anfall von "Stichelei".

Was, bitte schön, ist denn der Unterschied zwischen "Schaben" und "Kratzen"?

Wenn mich eine Stechmücke am Bein besiegt hat, dann nehme ich meine Finger und versuche das Jucken durch "Kratzen" zu lindern. Genau so könnte ich ein altes Lineal nehmen und über die Stelle "schaben". Hätte den gleichen Effekt.

So haben es wohl auch unsere Vorfahren gesehen. Ich denke, die haben sich nicht so den "Kopp" über Vorschriften, Richtlinien und andere Normen gemacht. Damals gab es gewiss auch eine engere Beziehung zu Parasiten.
Aber, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Das Teil macht den Eindruck, als wenn man es zum kratzen/schaben benutzt hat. Zur endgültigen Klärung wäre vielleicht eine EU-Richtlinie angebracht.

:-D

Fritz



rentner

#8
....oder kratz Dich und schab danach den Stich weg. aber dokumentier das bitte!!! Wir sind halt n Haufen Nerds..... und was wären wir Nerds ohne Definitionen??? ......gewöhnliche star-trek-fans.............also lasst uns Kategorien definieren......Ihr fangt an!

Grenzton

Herr Gott, lass Hirn vom Himmel regnen...! :schaf:



:zwinker:
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

rentner

...war ja nur n kleiner etymologischer exkurs zu nem begriff, der uns doch recht treffend beschreibt..... (spann deinen regenschirm)

rentner

...das coole is, dass ich mit meinem suffgelaber noch 2 andere rentner diffamiere

Marienbad

Zitat von: steinsucher in 09. Juli 2009, 23:15:54
Hallo Allerseits,

jetzt habe ich schon wieder einen Anfall von "Stichelei".

Was, bitte schön, ist denn der Unterschied zwischen "Schaben" und "Kratzen"?

Wenn mich eine Stechmücke am Bein besiegt hat, dann nehme ich meine Finger und versuche das Jucken durch "Kratzen" zu lindern. Genau so könnte ich ein altes Lineal nehmen und über die Stelle "schaben". Hätte den gleichen Effekt.

So haben es wohl auch unsere Vorfahren gesehen. Ich denke, die haben sich nicht so den "Kopp" über Vorschriften, Richtlinien und andere Normen gemacht. Damals gab es gewiss auch eine engere Beziehung zu Parasiten.
Aber, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Das Teil macht den Eindruck, als wenn man es zum kratzen/schaben benutzt hat. Zur endgültigen Klärung wäre vielleicht eine EU-Richtlinie angebracht.

:-D

Fritz




...ohne Worte...   :super: :super: :winke:

Kelten111

Schöner Kratzer  :glotz:
Danke fürs zeigen :winke:

neolithi

Hier ist ja richtig was los. Vielleicht sollte ich das Stück "Löffelkratzer" nennen. Mal sehen, ob dann Ruhe einkehrt oder erst recht die Fetzen fliegen ... Denkt euch hier den Zwinker-Smiley - ich weiß nicht, warum ich keine Smileys setzen kann.

HG
neolithi

rolfpeter

Servus,

jaja, ist klar, meine Einlassungen zur Kratzer/Schaber-Definition scheinen 'ne echte Korinthenkackerei zu sein.
Aber ich halte mich bei der Definition an den seligen Dr. Joachim Hahn, der das nach meinem Wissen einzige umfassende "Artefakt-Bestimmungsbuch" im deutschen Sprachraum verfaßt hat. Und der unterscheidet sehr wohl und aus gutem Grund zwischen den beiden Geräteformen.

Die Namensgebung lädt wirklich zur Verwechslung ein, das ist aber bei Axt und Beil, Messer und Dolch oder Steuer- und Backbord genau so.

Bei der Bezeichnung der Gerätetypen wurde sich wohl an die Namen aus dem Mutterland der Ur- und Frühgeschichtsforschung - Frankreich - angelehnt:
Dort nennt man Kratzer "Grattoir" http://fr.wikipedia.org/wiki/Grattoir
und
Schaber "Racloir" http://fr.wikipedia.org/wiki/Racloir

Wenn's wirklich so arg nervt, gebe ich aber mein großes Indianerehrenwort, euch nicht mehr mit solchem Käse zu belästigen.  :friede:

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Bitte gib uns weiterhin die "reine Lehre", wie es sich gehört und geschrieben ist, RP!!!
Sonst geraten wir wieder in die sprichwörtliche Sprachverwirrung.
Und Danke für Deine gut "aufgeräumte" Bibliothek- mit den passenden, wissenschaftlich untermauerten Grundsätzlichkeiten. Bis bald...ich bin dann mal aufn Acker wech....
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo Forum,

sorry, mein Kommentar war eigentlich anders gedacht. Grinsen und Lachen nicht erlaubt? Habe ich übersehen. Bin wahrscheinlich durch den rheinischen Karneval verdorben worden.
Aber gleich die "reine Lehre"? Ich dachte, die wird woanders ........

Nee, nich schon wieder.  :friede:

Habe gerade meine Teverener "Daumennagel-Kratzer" durchgesehen und dabei festgestellt, dass ich über 50% in "Daumennagel-Schaber" umtaufen muss! Sobald meine Fotoanlage wieder funktioniert, stelle ich die Kerlchen mal vor.

Bis dahin frohes Schaffen,  :zwinker:

aus Heinsberg,

Fritz.



Grenzton

Hallo Fritz.

Wie kannst Du in der Teverner Heide nach Artefakten suchen...?

Ich habe den (Un)-Mengen von experimetellen Abschlägen, Kratzern, Schabern, Kaustkeilen und sonstwas schon vor einiger Zeit den Rücken gekehrt. Wieviele Leute schlagen denn dort immer so ihre Werkzeuge?

:frech: :frech: :winke:

Gruß, der Kalle

Dein Avatar gefällt mir,  :prost:
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

steinsucher

Hallo Kalle, hallo Forum,

in dem, was heute als Teverener Heide bezeichnet wird, wäre es ein Glücksfall etwas zu finden. Der Teil ist ja eigentlich der Versuch, alles was man ausgebeutet hat wieder einigermaßen grün zu bekommen und als Erhohlungsgebiet zu verkaufen. Die mesolithischen Stellen, die da mal vor vielen Jahren bekannt waren, sind lange weg, es waren viele. Ein kleiner Rest befindet sich auf dem Grund der NATO-Base, da hatte ich mal Zugang, aber nun seit einigen Jahren auch nicht mehr. Aber die heutigen Grenzen und Pläne sind ja nicht durch die Natur geschaffen. Die Dünen im Bereich der Base sind noch deutlich vorhanden. An anderen Stellen sind sie schon lange platt gemacht. Es gibt aber noch viel Gegend um den Kern herum, der früher ähnlich aussah. Auch dort gibt es Funde. Man denke nur an den weißen Sand von Stahe (habe ich auch mal gewohnt). Auch da findet man, wenn Flächen offen sind, Mesolithikum der gleichen Stufen, auch wenn der Sand komplett verkauft wurde.

Ich denke mal, dass du durch die Reste der Kiesausbeuter gezogen bist. Da findest du alles was beweist, dass nicht nur Menschen Klingen herstellen können.

Gute Nacht noch,

Fritz.

HeiligeLiga