kuriose Funde

Begonnen von Siebenpapagei, 04. Februar 2012, 19:30:01

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Siebenpapagei

Hallo,

ich dokumentiere gerade einen Fundplatz aus der Heide und habe diese sonderbaren Artefakte dabei.
Meine Einschätzungen und Fragen, wie folgt:

1. (226-230) kleiner langgezogener Querschneider mit beidseitiger Ventralfläche, das ist der 2., den ich in dieser Herstellungstechnik gefunden habe. Ist das Zufall oder gewollt?
2. (231-236) spitzer Abschlag mit bogenförmig, lateraler Retusche. Von den Dingern habe ich einige, ich frage mich, was haben unsere Urväter damit gemacht? Sind das primitive Pfeilspitzen oder Spitzschaber, bzw. Bohrer ? Ich habe in einem Provinzmuseum mal solche Stücke als einfache Pfeilspitzen bezeichnet gesehen. Ich bin da skeptisch! Habt ihr auch solche Stücke?
3. (237-240 u.251) ich denke, dass es sich um eine Pfeilspitzenvorarbeit handelt. Bei meinen Repliken gehe ich auch so vor. Das gezeigte Stück ließe sich doch wunderbar vollenden?
4. (241-245) Ich habe das Stück mit einem großen ? als Stichel benannt. Was sagen die Stichelexperten dazu?
5. (246-250) Kernstein mit fossilem Einschluss. Ist das eine geöffnete Muschel oder ein Brachiopode? Muss ich sonst nochmal bei Fossilien einstellen! :-)

Ich freue mich auf eure Einschätzungen:

Gruß
7P. :winke:

Siebenpapagei


thovalo

#2
 :-)

Auch wenn wohl noch einige Bilder kommen:

Ich begehe nur ein einziges Fundareal mit allerdings zahlreichen Fundkonzentrationen und da kommt ein ungewöhnlich breites Spektrum von Pfeilschneiden vor, darunter auch eine lang-schmal-rechteckige und eine absolut V-förmige Pfeilschneide als extreme "Gegenvariante".

Dafür das im Rheinland Pfeilschneiden nur ganz selten sein sollten ist die Menge von mehr als einhundert Stücken und die Vielfalt der Formen an diesem Ort fast schon "extravagant"; ich vermute, das es weniger auf die Form als auf den Effekt als Projektil mit quer gestellter Schneidenpartie angekommen ist und diese Ausnahmeformen die Regel bestätigen!   :zwinker:

Dein Fundbeleg ist allerdings "on the top", absolut ansehlich und eindrucksvoll.


Das die lateral retuschierte Grundform als Pfeilspitze brauchbar war ist eindeutig.
Was man pragmatisch herstellen konnte musste man kaum dogmatisch kompliziert gestalten!

Es gibt einige Bestattungsfundinventare aus denen die Facharchäologen selbst unmodifizierte "pfeilspitzenförmige" Grundformen sicher als Projektile angesprochen haben!


glG thomas  :winke:


PS: ich sortiere meinen Krempel auch gerade und freue mich mal wieder eine bessere Übersicht zu bekommen.  :winke:
Vollkommene Eiszeit!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Moin 7P,
der Querschneider ist eindeutig. Die Nr. 2 kommt auf meinen spätneolithischen Plätzen recht häufig vor. Ich denke mitlerweile auch, daß es Pfeilspitzen sind. Nr. 4 ist kein Stichel.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

insurgent

Das erste ist ein später Querschneider aus einem Abschlag und nicht einer Klinge. Bei uns im Norden für die späte TBK nicht unüblich.
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Siebenpapagei

Hallo zusammen,

bei dem Querschneider finde ich die doppelte Ventralfläche ungewöhnlich. Besonders weil das Stück so klein ist.
Da muss es sich dann ja um einen Abschlag vom Abschlag handeln und nicht vom Kern. Die Wallnerlinien verlaufen von lateral entgegengerichtet. auf beiden Flächen ist noch leicht die Erhöhung zum Bulbus zu erkennen.
Da hat der Steinschläger aber ein sehr feines Händchen gehabt.

@Klaus: Vielen Dank, bei Sticheln bin ich mir manchmal unsicher. Mit den Spitzen Abschlägen ist ja ´n Ding. Primitive Pfeilspitzen, liegt wohl doch nahe. Restunsicherheit bleibt bei mir dennoch.

Viele Grüße

Ralf

Steinkopf

Hallo Ralf 7P!

Die vorgestellte Pfeilschneide mit zwei Ventralseiten ist sorgfältig gearbeitet.

Diese Spezialität kommt bei den Projektilen der TBK gelegentlich vor. Ein
Beispiel hatte ich unter:   http://www.sucherforum.de/index.php/topic,53197.msg330642.html#msg330642
schon einmal vorgestellt.

Es muss wohl Absicht gewesen sein, weil eine gezielte Vorarbeit erforderlich ist:
Einen Abschlag vom Bulbus eines geeignet großen Abschlages zu machen.
Solche 'Kernsteine' kann man gelegentlich finden.
Bei Peter Vang Petersen, FLINT fra Danmarks Oldtid sind solche Tvaerpile als
Nr. 115 Tvaerpil med bikonvekse bredsider beschrieben.

Schönen Gruß

Jan