Werkzeug

Begonnen von archfraser, 06. August 2011, 13:23:47

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archfraser

Hi

Retuschen sind auf jeden Fall zu sehen.
Doch, was könnte es gewesen sein?
Ein Werkzeug aus dem Neolithikum oder doch nur ein Flintenstein (der Farbe wegen)

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

rolfpeter

Sieht aus wie ein distales Bruchstück eines Grand-Pressigny-Spandolches.
Sehr höbsch!

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Wutach

Das sehe ich genau so!

Marc.

archfraser

Hallo

Uups, jetzt wo ihr's sagt!
An sowas hätte ich jetzt überhaupt nicht gedacht.
Danke rolfpeter und Marc.

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

Ajo II

Hallo,

wo, ist denn hier bitte etwas distal? :nixweiss:

LG

Saxaloquuntur


rolfpeter

Ja, es ist natürlich ein mediales Bruchstück. Aber nach meiner Einschätzung im Distalbereich der Klinge gelegen. Sonst wäre die im Querschnitt größer. Hab mich etwas unverständlich kurz ausgedrückt.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Steinkopf

Hallo!

Nach Form und Größe möchte ich die Verwendung als
Kippstein eines Flintschlosses (Flintenstein) nicht
ausschließen.
Die seitlichen Abplatzer in beide Richtungen
(dorsal/ventral) sprächen dafür.

Gerade die (vielen) Abfall-Klingen aus dem Bereich
Le Grand Pressigny wurden dern für diesen Zweck
verarbeitet.

Sieht mir ganz danach aus. Dann hätte es zwei Zeitstellungen.

Gruß  Jan

Ajo II

Spannend, spannend!

Die Ansprache von RP & Marc. als G-P-S-Dolch ist ja schon eine, im positiven Sinne, spektakuläre Deutung. Aber wenn sich dann noch die zeitliche Doppelnutzung bestätigen lies, wäre das in meinen Augen ja ein Sensationsfund. :super:

LG
:winke:

rolfpeter

Servus,

kann man das mit der Nutzung von GP-Klingen als Flintensteine irgendwo nachlesen? Ist mir neu.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Steinkopf

Meine Aussage stützt sich auf mündliche Aussagen von französischen
Bauern, Amateuren und auch Archäologen aus der Tourraine.
Ich meine, auch Ginelli hätte es erwähnt. Aber das ist lange her.
Eine schriftliche Quelle kann ich dafür nicht angeben.

Gruß  Jan

Steinkopf

Zeichnung eines unbenutzten 'Flintensteines' in

Pierre à fusil :
Outils Prehistoriques; Piel-Desruisseaux, Jean-Luc; 5e edition; Paris 2004
Seite 290, Figur 290.

Bei der Benutzung trifft der Stein auf Metall und es entstehen unregelmäßige
Absplissungen. Diese sind wie auf dem abgebildeten Artefakt.

Jan

rolfpeter

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wurden also in der Gegend von Le Grand Pressigny Bruchstücke prähistorischer Klingen aufgesammelt und daraus Flintensteine hergestellt. Sehr interessant! Die waren aber doch sicherlich für den lokalen Verbrauch bestimmt, oder sind die auch in den Export gegangen? War die Menge und die Qualität so gut, dass sich der Fernhandel gelohnt hat?

Das Zentrum der mittelfranzösischen Flintensteinindustrie lag ja bekanntlich bei Meusnes im Département Loir-et-Cher. Die Steine von dort sind in alle Welt verkauft worden, und das in großen Mengen, also hunderte Millionen Stück! Die Grande Armée hat nur mit der Markenware geschossen und die Gegenseite, mal abgesehen von den Engländern, wohl auch. Gab halt nichts Besseres!

Wie soll also ein Flintenstein aus GP nach Deutschland kommen?

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

archfraser

Zitat von: rolfpeter in 18. August 2011, 07:25:00
Wie soll also ein Flintenstein aus GP nach Deutschland kommen?

Hallo rolfpeter

Wieso Deutschland? Das Fundland ist Luxemburg.
Falls es sich um einen nachträglich modifizierten Flintstein handeln sollte, so wurde er höchstwahrscheinlich auch nicht nach Luxemburg exportiert, sondern gelangte wärend einer der vielen Belagerungen im 17., 18. oder auch 19. Jahrhundert hierhin.

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

rolfpeter

Tschuldigung, mir war gerade entfallen, von wo Du kommst! Macht aber von der Entfernung keinen großen Unterschied.
:friede:

Trotzdem finde ich die Sache merkwürdig. Nach meiner Kenntnis haben die französischen Armeen, auch vor Napoleon, mit den speziell hergestellten Flintensteinen geballert und nicht mit Zufallsprodukten. Steinschlösser wurden erst zur Mitte des 17.Jh. allgemeine Mode. Frankreich führte Steinschlösser in großem Umfang erst 1719 ein.
Ich will nicht bestreiten, dass lokal für den Privatgebrauch auch Ersatzmaterial genommen wurde.

Aber die Zentren der franz. Flintensteinindustrie lagen nun mal im Dep. Loir-et-Cher (Moisnes, St. Aignan, Noyers), Dep Indre (Valancay, Lye), Seine-et-Oise (La Roche-Guyon, Bougival), Yonne (Cerilly). Und der wesentlich überwiegende Anteil kommt aus Meusnes, der bekannte honiggelbe Silex de Berry.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

archfraser

Zitat von: rolfpeter in 18. August 2011, 13:57:24
Und der wesentlich überwiegende Anteil kommt aus Meusnes, der bekannte honiggelbe Silex de Berry.

Da wiederum gebe ich dir absolut recht!

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

archfraser

Hi

Ich war heute bei den Archäologen m.V., welche mir versicherten dass es sich hierbei nicht um Grand-Pressigny Silex handelt. Sie zeigten mir auch einige Exemplare dieser Art und überzeugten mich damit ebenfalls. Es ist, so glaube ich, wieder das Problem mit den Fotos. Die Farbe an sich ist sich schon sehr ähnlich, doch das hier gezeigte Stück ist wesentlich glänzender. Beim Grand-Pessigny zeigen sich ebenfalls kleine weiße Einschlüsse.
Dass es sich aber um das Fragment eines Dolches handelt konnten sie mir bestätigen.

Nochmals vielen Dank für euer Interesse,
archfraser
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Michel de Montaigne