Kratzer mit Strukturzerrüttung

Begonnen von Silex, 23. Oktober 2007, 21:29:27

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Silex

Zuerst blinkte mir ein makelloser Bulbusreflex ins Geäug...Form und Material ließen auf einen Kratzer hoffen...zwischen den Fingern ließ sich die Oberseite nicht reinigen und nach dem peniblen Saubermachen zuhause war ich etwas konsterniert. Die Oberseite ist komplett zerklüftet und weist identische Merkmale auf wie sie bei übermäßiger Feuereinwirkung entstehen. Dies kann aber eigentlich nicht der Fall gewesen wenn an der nur 3mm tiefer gelegenen Unterfläche keinerlei Feuerspuren erkenntlich sind.
Kennt jemand ähnliche, nicht auf Temperung beruhende, Strukturveränderung im Silexmaterial?
Wenn trotzdem getempert: Wurden die Kratzerretuschen vor dem horizontalen Bruch gefertigt oder hat man dieses Bruchstück  erst nach der feuerbedingeten Abplatzung retuschiert? Kann man dies aufgrund der Fotos unterscheiden?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

hier noch die Kratzerretuschen...für den geneigten Betrachter.

Vielleicht  könnt ihr was Neues erkennen.

Danke und Servus
vom
Edi

.....Der Kratzer dürfte zu einem endpaläolithischem Lager gehören.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Grenzton

Hallo Edi.

Aufgrund meiner eisenzeitlichen Funde, habe ich mich eingehend mit getemperten Flint beschäftigt, da dort sehr viel davon zu finden war.
Flint verändert sich in der Forn, daß sich eine mehr oder weniger rissige Oberfläche bildet, da durch Materialverlust eine Schrumpfung stattfindet.
Dabei bildet sich nicht immer eine Patina, habe auch Stücke die sehr rissig sind und dennoch klar.
So ein Stück wie Du es uns hier zeigst habe ich auch schon mal gefunden, jedoch für so uninteressant gehalten, das ich es hier nicht posten wollte.
Auch habe ich es im Rahmen meiner experimentalen Übungen hinbekommen so ein Teil selber zu produzieren.
Auch da schaute ich nicht schlecht, auf der einen Seite schön mit Bulbus und Schlagnarbe, und auf der anderen dieses "Trümmerfeld".

In meinen Augen ist Dein Stück nicht getempert.

Gruß,  Kalle 
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Khamsin

Salaam!

Zitat von Grenton:

"Flint verändert sich in der Forn, daß sich eine mehr oder weniger rissige Oberfläche bildet, da durch Materialverlust eine Schrumpfung stattfindet".

Mag man grundsätzlich dem "Materialverlust" zustimmen, dann einer "Schrumpfung" keinesfalls.

- "Materialverlust" ok, denn molekular gebundenes Wasser dehnt sich durch Erhitzung aus und evaporiert.

- Statt "Schrumpfung" aber genau das Gegenteil: Ausdehnung und dabei stress im Flintgefüge, der konsequent zur Zerstörung der Struktur in Form von Rissbildung bis hin zum vollständigen Krakelee resultiert.

Beste Grüsse und schala gaschle KIS

"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Grenzton

Auch wenn dieser Threat schon was älter ist, möchte ich ihn noch einmal aufgreifen. :winke:

@silex
Habe hier mal zwei Bildchen von Feuerstein die ähnliche Zerrüttungsstrukturen aufweisen wie Deines.
Das linke Bruchstück ist gebrannt und eher zufällig, als gewollt, gebrochen.
Das rechte nicht gebrannte Stück ist ein Abschlag wobei sich bei dieser Aufnahme der Bulbus im unteren Bereich aufhält, woraus ich gedanklich schliesse das der Schlag von "unten" auftraf, da ja unten jetzt oben ist. :kopfkratz:
Aus diesem Grund bin ich der Meinung das es unerheblich ist ob ein Flint gebrannt ist oder nicht, um solche Strukturen hervor zu bringen.

@khamsin
Zum Thema Risse in gebranntem Flint verstehe ich die Ausführungen von Dir Khamsin nicht so ganz. :kopfkratz:
Bei den von mir gesammelten gebrannten Feuersteinen stellt sich die Oberfläche tatsächlich mit klaffenden Rissen dar, ähnlich den kalzinierten Knochen aus meiner eisenzeitlichen Fundgrube.

Kalle

Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!