Axt oder Drehmühle?

Begonnen von Nanoflitter, 16. April 2015, 22:48:23

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Nanoflitter

Dieses gelochte Fragment kam heute. Die Bohrung dürfte etwas über 25mm Duchmesser gehabt haben. Das Material ist nicht von hier, hab ich jedenfalls noch nicht gesehen. Axt oder Drehmühle? Die Gesamtbreite war an die 80mm, unsymmetrisch, deshalb bin ich für Axtnacken.
Was meint ihr?
Gruss...

Mordar

 :winke:

Das sieht schon sehr nach Axtnacken aus  :staun:
Eine andere, aber meines Erachtens weniger wahrscheinliche, Option wäre das verrollte Fragment eines Keulenkopfs ...

Das Material interessiert mich auch, da ich vor kurzem eine Kombi aus Läufer- bzw. Reibstein und Klopfer aus einer sehr ähnlichen Gesteinsart fand.
http://de.wikipedia.org/wiki/Granit  :kopfkratz:

Mal schauen was die Anderen sagen

:winke:
Gerd
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

Sprotte

Zitat von: Nanoflitter in 16. April 2015, 22:48:23
Das Material ist nicht von hier, hab ich jedenfalls noch nicht gesehen.

Ich erkenne schwarzen Amphibol (wohl Hornblende), weißen trüben Feldspat (Plagioklas) und möglicherweise (?) hellen Quarz. Je nachdem, ob hinreichend viel Quarz enthalten ist oder nicht (das kann anhand der Bilder nicht enzschieden werden), handelt es sich wahrscheinlich um Diorit (kaum/kein Quarz) oder Granodiorit (viel Quarz).

Viele Grüße
Sprotte

Mordar

http://de.wikipedia.org/wiki/Diorit  :-D

Ich versuche heute Abend mal meinen Fund als Vergleich zu posten. Sowohl Granit als auch Diorit gehören zu den Plutoniten, solche Gesteine spielen im Neolithikum zumindest im Rheinland eigentlich keine große Rolle ...   :nixweiss:
http://www.steine-scherben.de/thema4j.htm
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

Nanoflitter

Das Gestein ist schon interessant, im hier anstehenden Mainschotter als Rohmaterialquelle ist es mir noch nicht aufgefallen.
Die Bruchstellen sind sehr grobkornig, kristallin. Sonst finde ich hier "üblich" Artefakte aus Basalt, Amphibolit u.ä....
Gruss...

thovalo

#5


Keulenköpfe wurden in der Regel aus Quarzit gefertigt.
Bitte immer die Fundregion oder das Bundesland mit angeben! In diesem Fall ist das Hessen.

Dazu gibt es auch Literatur!
Eric Biermann hat sich intensiv damit beschäftigt.

Ist das tatsächlich ein gebohrtes Loch?
Sind Riefen zu erkennen oder eine Glättung der Innenseite?

Auffallende Gesteine wurde häufiger zur Herstellung von spätneolithisch datierenden Äxten verwendet!
Für gelochte Steine gibt es aber auch andere Verwendungen und Erklärungen.
Charakteristisch oder gar eindeutig ist an diesem Restknubbel leider gar nichts!


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Riefen und andere Feinheiten sind am Loch bei diesem Material leider nicht zu erkennen.
Es ist aber ein sauberes, von Menschenhand geschaffenes Loch, deutlich glatter als der Rest des Stücks. Die Bohrung ist auch gerade, mit einem Haarlineal leicht wellig in Längsrichtung.
Original ist bei diesem Teil nur noch ein Teil der von mir über den Ausbruch fortgesetzten Rundung (Bild oben) und die dieser Strichlinie gegenüberliegende Fläche, aus der erhaltenen Rundung herauslaufend.
Mehr ist es leider nicht. Stammt von dem Acker, wo auch fast alles andere von mir herstammt. Es gibt bandkeramische Scherben, aber das schließt eine spätere Besiedlung ja nicht aus.
Gruss...

thovalo

#7



Die Bandkeramik und Rössen kennen durchbohrte Geräte aus Amphibolith und Quarzit.
Zu diesen Kulturen wird für den Stein kaum eine Beziehung bestehen

So wie Du das Stück und die Bohrung beschreibst klingt das auch wie ein modern angelegtes Bohrloch etwa zur Anlegung eines Sprengkanals! Muss ja nicht zwingend modern sein, aber rechne auch mit solchen Fundbelegen auf steinzeitlichen Fundplätzen.


Wenn das ein älteres Stück sein sollte, dann in einem solchen "bunten Material" aus dem späten Neolithikum bis frühen Metallzeit .... wenn .... dann ....


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Mit einer Sprengung, Steinbruch, Bergbau hat das Stück nix zu tun. Es ist ja ausser dem Loch noch Form erhalten, nicht genug, um auf ein bestimmtes Werkzeug zu schließen, aber genug, um ein Sprengloch zu widerlegen. Geschliffen und nicht verrollt, zerbrochen, sah das Material sicher recht schick aus. Das das zur Bandkeramik gehört, hab ich nicht behauptet. Deine Einschätzungen sind da sicher zutreffend.
Dank dir, Gruss...

StoneMan

Moin,

ich würde da eine Geröllkeule schon in Betracht ziehen.
Wenn ich das Fragment virtuell zusammenfüge entsteht da eine dicke linsenförmige Scheibe.  :kunst:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Nanoflitter

Eine Scheibe wird's nicht, ist nach oben länger vom loch weg als seitlich.
Gruss...

StoneMan

#11
Gut, scheibenförmig eventuell  :smoke: ob gewollt oder durch Abnutzung?

:winke: Jürgen

Edit: Bild korrigiert dazugestellt - der Außenkontur des Fragmentes besser angepasst.
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

teabone

 :winke:

für mich ist es am ehesten ein Axtnackenfragment, hab was ähnliches, ist aber gerade beim Amt.
Das Gestein ist durchaus für eine Axt brauchbar.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Nanoflitter

Danke Jürgen, das du das Teil "rundgemacht" hast. Der maximale Unterschied vom Loch zur meiner Meinung nach unbeschädigten Kontur beträgt aber über 1cm. Wäre ein ganz schönes Ei.
Dank auch dir, Augustin!
Gruss...

thovalo


Wenn Axt, dann eben eine spätneolithische/becherzeitliche .... irgendwo hab ich auch noch nen Foto ..... hmmmmm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

So in etwa könnte ich sie mir vorstellen. Das Material scheint auch recht grobkörnig zu sein.
http://www.lr-online.de/regionen/Hohenbucko-Steinaxt;art96088,3696317,B::pic87251,2267584
Gruss...

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 18. April 2015, 21:55:10
So in etwa könnte ich sie mir vorstellen. Das Material scheint auch recht grobkörnig zu sein.
http://www.lr-online.de/regionen/Hohenbucko-Steinaxt;art96088,3696317,B::pic87251,2267584
Gruss...


Ja .... passt!  :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

gerne kann es ein Axtnacken sein   :Danke2:

An derartige Äxte hatte ich sehr wohl auch gedacht, als hier Axtnacken vermutet wurde.
Hatte ich für mich aber ausgeschlossen, weil ich diese Art Äxte mit ~ quadratischem Nacken-Querschnitt
kenne, so ähnlich wie eine Hammerbahn.

Wie auch immer, es ist ein interessanter Fundbeleg  :super:

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Caddy

#18
Ich muss hier mal ein Danke in der Rubrik "Steinartefakte" hinterlassen.

Ich habe von dem Zeitalter ungefähr soviel Ahnung, wie vom Antriebsaggregat vom Raumschiff Enterprise.

Schön hier mitlesen zu können, man kann dazulernen.

Nanoflitter

#19
Zitat von: StoneMan in 18. April 2015, 23:50:23
Hatte ich für mich aber ausgeschlossen, weil ich diese Art Äxte mit ~ quadratischem Nacken-Querschnitt
kenne, so ähnlich wie eine Hammerbahn.
Du hast vollkommen Recht! Fiel mir gestern auch noch auf, aber da war ich schon in der Kiste. Muss mal weiter recherchieren.
Vielleicht so:
http://www.schlossmuseum.de/sammlungen/kaleidoskop/kaleidoskop-61-68/61-eine-jungsteinzeitliche-axt-aus-jever/
Oder so wär die Form besser, Material leider nicht.
http://heimat.lima-city.de/Bern/Geschichte/hbend/steinbeil.jpg

Gruss...

thovalo

#20

Es gibt Axtformen mit gerundeten Nacken!
Oben ein noch nicht vollständig gelochtes Exemplar.

Buntfarbige auffallende Gesteine wurden gelegentlich auch verwendet,
wie auf dem zweiten Bild

Die rundlichen Geröllkeulenköpfe sind aus Quarzit gefertigt,
wie Unten im Bild eine mesolithische Geröllkeule.


Museum Brandenburg in Brandenburg
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Dank dir für die Bilder! Mehr wie eine "vermutliche" Steinaxt wird's aber wohl nie werden. Dazu fehlt dem Brocken zu viel Originalform.
Hast du ja auch schon am Anfang gesagt. Also eintüten und weitersuchen!
Gruss und danke euch allen!

StoneMan

Soweit so gut.

Dennoch eine Frage für mein Verständnis.
Ist meine Interpretation zu > 180° um Längsachse gedreht< richtig?
Wenn ja, warum die unterschiedliche Kontur spitz/rund?

Gruß

Jürgen

Und dann doch noch ´ne Scheibe die unrund ist und desssen Loch nicht in der Mitte... http://volker-harries.de/?p=247
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Antoine de Saint-Exupéry

Nanoflitter

Die Ansicht ist ~ 180° gekippt, nur A und B sind etwas verkippelt, noch optische Verzerrung dazu und dann kommt so was raus.
Die Spitze ist eher richtig, in der Hauptansicht, nur ist die durch beidseitigen Bruch verursacht. Ich mach mal noch was später.
An eine Hacke zu Graben hab ich noch gedacht, die gezeigte Scheibenkeule ist aber auch schön. Läuft aber rundum spitz aus.
Gruss und dank dir!

StoneMan

Zitat von: Nanoflitter in 19. April 2015, 15:43:50
Die Ansicht ist ~ 180° gekippt, nur A und B sind etwas verkippelt, noch optische Verzerrung dazu und dann kommt so was raus.
Die Spitze ist eher richtig, in der Hauptansicht, nur ist die durch beidseitigen Bruch verursacht.[/b] Ich mach mal noch was später.
An eine Hacke zu Graben hab ich noch gedacht, die gezeigte Scheibenkeule ist aber auch schön. Läuft aber rundum spitz aus.
Gruss und dank dir!
OKidOKi - das hatte ich bisher so nicht entnommen  :kopfkratz: nun komme ich auch nicht mehr mit Scheiben... :dumdidum:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Nanoflitter

Ich hab mal alle Bruchflächen punktiert. Ist wirklich ein erbärmlicher Rest.
Gruss..

StoneMan

Moin nochma  :-D

dieses gesprenkelte Material schluckt auch fast alles, was für die visuelle Wahrnehmung notwendig ist.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry