Kontroverses Teil

Begonnen von Silex, 06. Januar 2010, 20:56:17

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Silex

Gefunden von einer Spaziergängerin - hier bei uns- wurde es beim Kreisarchäologen abgegeben. Ca 15 cm lang
Material: Basalt (aber  schwerer als man sich das vorstellt).
Oben sieht man Abschlagsnegative ...unten   plant es ziemlich

Die Beurteilung durch den Steinartefaktspezialisten Dr. A. T. ergab laut Kreisarchäologen:
Paläolithische Herkunft. Geschätzes Alter: 40000.
Genaueres  konnte  ich auch nicht dazu erfahren. Ob Gerät, Abschlag.....
Wenn man das Ding in der Hand hält (wie ich heute vormittag) dann erkennt man auch nicht  viel mehr als auf den Fotos zugänglich ist.
Und man findet keinen "Zugang" dazu.
Das wollte ich Euch nicht vorenthalten.
Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

queque

Hallo Edi,

erstmal Dir ein gutes und fundreiches neues Jahr. Ein seltsames Teil fährst Du da auf. Wenn ich es ohne Deinen Kommentar vorgelegt bekommen hätte, würde ich vielleicht RP und seine stillgelegte Eisenbahntrasse zitieren. Ich weiß nicht, ob ich es mitgenommen hätte. Aber Experte ist Experte und "die wissen (hoffentlich), was sie tun".
Ich wünsche uns allen (und mir besonders  :zwinker:) auf jeden Fall für dieses Jahr jede Menge eindeutige Funde.

Gruß
Bastl

rentner

Hi Edi,

tolles Teil! sieht für mich nach einer Levalloisspitze aus (lasse mich gerne eines Besseren belehren).
Hast Du das Profil des Proximalendes im Kopf?
Bildergoogeln nach "levallois point" bringt ähnliches.
Das Ding hast Du bestimmt genossen...

Beste Grüße, Hansi

Grenzton

Jo, Levalloisspitze passt.


Gruß, der Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

steinsucher

Hallo Edi, hallo Forum,

nicht böse sein, sagen kann ich dazu nicht viel.

Das gute Stück macht schon einen gewissen Eindruck. Die Negative sind zu erkennen und auch ein Schlag- oder Druckpunkt. Klar, das Teil ist auch spitz. Wenn es denn geschlagen worden ist, dann, meiner Meinung nach von einem ganz "normalen" Kern. Levallois sollte man da lassen, wo es hin gehört. Auf dem, was von der Schlagfläche zu sehen ist, deutet nichts darauf hin.

Was natürlich noch so nebenbei wichtig wäre sind Beifunde oder Funde aus gleichem Material; oder vergleichbare Funde aus der direkten Umgebung. Wenn da nichts existiert, lasse ich mir nächste Woche vom "Steinartefaktspezialisten Dr. A. T." (wer immer sich auch dahinter versteckt) die Lottozahlen orakeln, nachdem er das Teil auf "10000" Jahre genau datieren kann. :zwinker:

Ja: "Dr A. T.".

Auch so ein Thema. Natürlich hat hier im Internet jeder private Mensch das Recht sich einer Veröffentlichung zu verweigern, in Bild und Ton. Aber gilt das auch für die, die von der Öffentlichkeit dafür bezahlt werden um für die Öffentlichkeit zu arbeiten und ihre geschätzte amtliche Meinung gemeldeten Funden zu zuordnen? Da zählt doch ihr Name! Ein Richter, der seine Mitmenschen für Vergehen verurteilt, steht dafür mit seinem Namen in der Öffentlichkeit. Dann müssen wir doch wohl erwarten dürfen, das die Fachleute, die amtlich Kommentare zu unseren Funden liefern, hier auch namentlich genannt werden können, ohne Getue.

Sorry Edi, dass ich wieder eines deiner Themen verwendet habe, aber es bot sich wegen des Beispiels an.

Ich glaube wir werden alt und gewöhnen uns das Meckern an!

Gruß aus einem endlich mal wieder verschneiten Heinsberg im Rheinland,

Fritz.

queque

Hallo Edi, hallo Forum,

vielleicht haben "wir Rheinländer" (und da kann ich, glaube ich, Fritz mit einschließen) Probleme mit solchen Teilen, da bei uns relativ wenig Paläolith herumliegt. Auch der Basalt, der bei uns vorkommt, stammt meist aus der Eifel, ist weicher bzw. poröser und würde sich kaum für ein solches "Werkzeug" eignen. Die Levalloisspitzen, die ich kenne, sehen anders aus, aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Vielleicht hat ja jemand eine verlässliche (Bild-)Quelle, die er/sie hier mal posten kann.
Gruß
Bastl

chmoellmann

Ich erkenne da rein gar nichts. Würde gerne wissen, was auf menschliche Bearbeitung hindeuten soll. Meiner Erfahrung nach bricht Basalt immer in ähnlichen Bahnen.

sven

Da kann ich chmoellemann zustimmen, Basalt kann sehr schön brechen. Hier mal ein Bild von allerdings viel größeren "Stücken". Ob es sich bei dem Fund aber auch um ein Geofakt oder ein Artefakt handelt, kann ich nicht sagen. Ich bin aber auch überrascht, daß sich ein Fachmann zu so einer Aussage mit Datierung ohne Fundzusammenhang hinreißen lässt.

Viele Grüße

Sven

rentner

Hi Leute,

Edi hat den Titel des Beitrages sehr treffend gewählt. Die Datierung des Archäologen beruht möglicherweise auf dessen Interpretation des Artefaktes als Levalloisspitze.
Anbei ein paar Links:
Grundform: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Levallois_point.png
Retuschierung des Proximalendes (Schäftung??), Bild 29: http://www2.hu-berlin.de/aknoa/hune/kampagnen/2007.htm
und noch ein Link mit vielen Zeichnungen, von denen einige ähneln:
http://www.um.u-tokyo.ac.jp/publish_db/Bulletin/no06/no06003.html

Klar ist Skepsis angebracht, aber Levalloisspitzen sehen schon oft so aus....
Eine Ansicht der Schlagfläche wäre hilfreich bei der Beurteilung. Aber die sind (wie in den oben verlinkten Beispielen) oft nicht die feinretuschierten Flügel, die man im Kopf hat.
Irgendwas muss sich der Archäologe doch dabei gedacht haben... und der hatte es in der Hand. Ich finde es auf jeden Fall ziemlich überheblich, ihm die Kopetenz abzusprechen... anhand von Fotos...

so long... Hansi

chmoellmann

Keiner will hier einem Archäologe die Kompetenz absprechen - aber seine Gründe will ich kennen und nachvollziehen können.
Danke Rentner für die vielen Bilderlinks - aber da war auch nur Flintiges zu sehen. Wenn mir jemand Merkmale oder Gründe nennen kann, warum dies ein Artefakt sein kann, dann nur zu. Ich möchte das erkennen können, nicht nur glauben.

rolfpeter

Servus,

wieder so ein Fund, der uns an die Grenzen unseres Sachverstandes führt.
Wir haben ein Materialproblem. Würde das Stück aus Feuerstein hergestellt sein, so würde ihm vermutlich niemand den Charakter eines Artefaktes absprechen - stimmts? Schlagfläche, Dorsalfläche, Ventralfläche, alles vorhanden.
Nun kommt ein Teil aus Basalt daher, schon wird's kribbelig. Als silex-verwöhnter Rheinländer hätte ich den Fund wahrscheinlich auch nicht aufgesammelt.
Wenn es sich bei Dr. A.T. um Andreas Tillmann handeln sollte, dann sollte man über die Sache noch mal nachdenken. So weit mir bekannt ist, hat er das Fach studiert und kennt sich folglich auch in der Materie bestens aus.

Für mich bekennenden Lokalpatrioten, der immer nur Michelsberg oder LBK findet, wäre eine Diagnose unangemessen, ich kenne halt nix davon!

Hier sind mal drei Ausstellungsstücke, die im Hessischen Landesmuseum gezeigt werden. Die pflegen normalerweise keine Klamotten zu präsentieren. Die Qualität der Bilchen ist nicht berauschend, die Beleuchtung in den Vitrinen war auch altsteinzeitlich.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Super! Stellt euch mal vor pre-art hätte das erste Teil hier reingestellt als "Querhobel". :winke: :-D
Toll, was für humorvolle Facetten doch so ein staubtrockenes Thema haben kann!!!


a.k.a. rentner

"Super! Stellt euch mal vor pre-art hätte das erste Teil hier reingestellt als "Querhobel". winke winke Big grinsing
Toll, was für humorvolle Facetten doch so ein staubtrockenes Thema haben kann!!!"
Mal abgesehen davon, daß beides "namensgebende" Fundorte waren.........und keine Oberflächenfunde.........
michi

steinsucher

#13
Zitat von: chmoellmann in 07. Januar 2010, 11:35:54
Super! Stellt euch mal vor pre-art hätte das erste Teil hier reingestellt als "Querhobel". :winke: :-D
Toll, was für humorvolle Facetten doch so ein staubtrockenes Thema haben kann!!!

I know what you mean.  :-)

Aber die Summe der Fakten, die zum Artefakt gehören, macht wohl den Unterschied aus.

Hallo Edi, hallo Forum,

ich hoffe es ist angekommen, dass ich den Artefakt-Charakter des Stücks nicht anzweifle. Ich habe mir nur die gleichen Fragen gestellt, wie andere wohl auch. Unter anderen: "Wie macht der dass?". Wir kennen eben nur die Fotos und keine zusätzlichen Informationen, die notwendig wären, um zu einer ungefähren Datierung zu kommen.

Gruß, Fritz.


rentner

@ chmoellmann: Die Merkmale sind hier doch die selben wie beim Flint: Wallnerlinien, Abschlagsnegative und -Bahnen von der Herstellung der Grundform (Kernpräparation)... nur das Material ist halt ein anderes. Aber es scheint ähnlich zu reagieren, wie Flint, weswegen die verlinkten Flintartefakte bedingt zum Vergleich herangezogen werden können.
@ all: Ich will mich auch mitnichten den Anspruch erheben, das Teil bestimmen zu können. Hatte halt die Assoziation zu Levalloisspitze oder Levalloisabschlag und die Grundform kommt schon hin. Der Basalt ist offensichtlich sehr feinkörnig und, wie Edi schreibt, sehr massiv... also durchaus geeignet.
Wäre toll und erstrebenswert, dieses Rätsel zu lösen.

Beste Grüße, Hansi

Silex

Meine werten Freunde!
Wahrscheinlich hätte ich das Ding auch nicht mitgenommen....wenn genügend Silex und Scherben schon im Tütchen bedeutungslastend gewogt hätten.
Es ist vielleicht auch nicht der richtige Stil um  mündliche 2 Ecken einen "Steinweisen " zu "zitieren" ohne den genauen Wortlaut  der Aussagen explizit  zu kennen. Da wird vielleicht gerne mal ein  einschränkendes Wort unterschlagen, eine Datierung  aus dem Zusammenhang gerissen....
Solche Fundsachen sind auch eigentlich nichts für uns....höchstens als Grenzpfähle im Horizont...da geb ich unseren werten Moderatoren absolut recht. Weil uns (und die Neulinge) das nur wieder in  Fantasiediskussionen schwurbelt. Ich konnte mich nur nicht beherrschen  und musste Euch das gleich zeigen weil es mir der Mann vorgestern in die Hand drückte.
Wenn ich die originalgetreue Einschätzung bekommen habe werde ichs Euch auf jeden Fall wissen lassen. 
Ich hatte auch schon das Erlebnis dass ein Experte einen Faustkeil aestimierte und ein anderer einen plumpen Straßenschotter daraus herauslas .....
Den Querhobel hätte ich auch liegengelassen......
die höchstmögliche Sicherheit bietet eben die genaue Kenntnis der lokalen Verhältnisse, der Geologie,  die Fundsituation, Beifunde, der Ausschluss von rezenten Verlagerungen  und so weiter.
Und so ein Zufallsfund ist halt was für die Experten.
Spannend ist fast alles was auf dem Acker liegt.
Bis bald,  werte "Gemeinde" der Aufmerksamkeit.
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.