Klingenrest mit einer offenen Frage

Begonnen von chmoellmann, 30. Juli 2009, 08:57:23

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chmoellmann

Hallo liebe Experten!
folgenden Klingenrest habe ich gestern bei einer Wartbergzeitlichen Steinkiste aufgesammelt. Länge = 2,8 Breite = 1,7.
Abbruchstelle ist linkes Bild obern rechts.
Was merkwürdig ist, ist die Verfärbung des Flints. Sie ist wie vielleicht zu sehen ist, nicht in der Struktur des Materials begründet.
Meine Interpretation, die ich hiermit zur Diskussion stelle:
Durch eine Schäftung mit Birkenpech oder einem anderen Kleber ist die Oberfläche so verändert, dass sich eine andere Patina gebildet hat.
Kann das sein?
Ich habe in meinem Fundus noch ein Stück mit einer derartigen Verfärbung.
Wer kann helfen, das Rätsel zu lösen?

Christoph

chmoellmann

Sorry, hier das richtige Bild.
Bilder werden in der Vorschau aber auch nicht angezeigt...

LITHOS

#2
edit

arriba

Hi   :-D

Ich denke das die veränderung im laufe von vielen Jahrtausenden entstanden ist, bevor er bearbeitet wurde, oder?

  :winke: :winke: Rikke

rentner

Hi

Hm... Patina.... für mich ein sehr schwieriges Thema. Diese milchige Patina entsteht wohl durch Temperaturschwankungen im Laufe der Jahrtausende. Das im Feststoff gebundene Kristallwasser oder Hydratwasser (Wasser, das chemisch stabil angelagert ist) erfährt die üblichen Volumenänderungen, die deutlicher ausfallen,als die des restlichen Feststoffes. Es entstehen "Mikrorisse", die mittels Rasterelektronenmikroskop (REM) erkennbar gemacht werden können. Wichtig für die Bildung ist natürlich die Zusammensetzung des Silex, sowie das chemische Milieu.
Es gab einen Versuch, bei dem Silex in verschiedenen Böden 1000 oder 3000 mal (kann mich nicht erinnern) immer wieder von -40°C auf +40°C "aufgetaut und wieder eingefrohren" wurde. Der Versuch dauerte 3 Jahre. Im Resultat konnten im REM die Mikrorisse nachgewiesen werden, allerdings in sehr geringem Maße.
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass eine Patina keine Datierung zulässt (es gibt Faustkeile, die wie frisch geschlagen aussehen).
...soweit mein Stand des Wissens...vielleicht weiss jemand mehr.
Über das Zustandekommen der Ausprägung deines Fundes lässt sich, glaube ich, nur spekulieren.

gruß, Hansi

steinadler

für mich ist es ein steinsplitter !
solche finde ich zu hunderten bei meinen eltern auf dem hof !
da ist nichts dran ...
man kann viel hineinsehen ...

mfg
steinadler
ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

chmoellmann

möchte nochmals meine Frage anders ausdrücken: Wer weiß, ob und wie Birkenteer die Steinoberfläche verändert und ob sich dadurch tatsächlich nach Jahrtausenden Unterschiede in der Patina zeigen können?
Ob das dann ein Klingenrest ist (wie ich meine) oder nicht (wie das Foto vielleicht nahelegt) entscheidet dann bei Gelegenheit mein Archäologe mit den Augen und seinem Fachwissen.

Christoph

Silex

Ich vermute dass da gar nicht viel  Chemie passiert wenn Birkenteer an Steinartefakten appliziert wird....aber ich bin da nicht so versiert....eine gewisse Nachdunkelung kann ich mir vorstellen aber keine Oberflächenstrukturveränderung.
Meiner Meinung nach ein Stück mit Klingenverdacht und einer innewohnenden "Störung", Christoph

bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

arriba

Hi  :-)

Birkenteer wird ja nicht vom Stein aufgenommen, dringt nicht in den Stein hinein. Kann es nicht höchstens ein paar schwarze Flecke auf dem Stein hinterlassen? Ich sah neulich sowas in einem Museum .... weiss nicht mehr obs Haderslev oder Schleswig war ....  :engel:

:kopfkratz: Rikke

Silex

Ja, Arriba. Auf hiesigen Birkenteerfeuersteinkontaktverdachtsfällen  erkennt man sehr stark anhaftende , dunkelpunktuelle  Strukturen. Wenn man sie wegstemmen kann hinterlassen sie keine deutlichen Verfärbungen.
Vermutlich war die Klebewunderkraft nach kürzerer Zeit schon erlahmt und nur unter Sonderbedingungen flächiger erhalten.
Oft sind diese Minireste in porösen Bereichen der Steinoberfläche aufgepflanzt.
Aber wirklich nur sehr sparsam.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo,

wieder ein schwieriger Fall, weil nicht gesagt wird, wo das Teil gefunden wurde. "Wartbergzeitliche Steinkiste" ist ok, aber nicht jeder hier im Forum weiß damit was anzufangen. Wenn das bedeutet: "Ostseeküste" dann kann es für die flächig begrenzte die Patina eine Erklärung geben. Ein Teil war dem Wasser ausgesetzt, der andere im Boden. Birkenteer hat mit Sicherheit bei der Bildung der Färbung keine Rolle gespielt.

Der Steinsucher.

chmoellmann

Fundort ist auf einer kalkigen Karsthöhe weit weg von jedem Wasser - ausser Regen, den es hier allerdings immer reichlich gibt.
Aber Dank an alle, die etwas zu Birkenteer sagen konnten!

Marienbad

...hallo Leute,
Birkenpech auf Flintstein ist nachgewiesen, dann müsste aber irgendwo auch Birkenpech anhaften.
Von Grabungen kenne ich die Pechanhaftungen an Flint, sind aber nur 6000 J. alt. Ältere sind mir nicht untergekommen.
Auf dem Foto ist eine Replik, die Klinge war drei Jahre in einem Rindenschaft mit Birkenpech eingeklebt, bis ein jugendlicher
Schüler mittels überschüssiger Kraft die Klinge aus dem Schaft befördert hat.
Nun tut das Gute Stück ja doch noch einen guten Zweck.

HG  Manfred



rentner

Es gibt auch Birkenpechfunde aus dem Paläolithikum.... hier sehr berühmt: zwei Stücke, eines mit dem Abrdruck eines Gerätes, eines mit vermeintlichem Fingerabdruck (hat sich glaub ich nicht bewahrheitet). Dann war da noch ein Flintgerät der selben Ausgrabung mit in Frage kommender Verkrustung.... ging dann beim Abgießen flöten  :kopfkratz:
ca. 40.000 Jahre alt, Hersteller: Neandertaler, Verbleib: Museum für Vorgeschichte, Halle
Gruß, Hansi

Marienbad

Zitat von: rentner in 04. August 2009, 22:23:24
Es gibt auch Birkenpechfunde aus dem Paläolithikum.... hier sehr berühmt: zwei Stücke, eines mit dem Abrdruck eines Gerätes, eines mit vermeintlichem Fingerabdruck (hat sich glaub ich nicht bewahrheitet). Dann war da noch ein Flintgerät der selben Ausgrabung mit in Frage kommender Verkrustung.... ging dann beim Abgießen flöten  :kopfkratz:
ca. 40.000 Jahre alt, Hersteller: Neandertaler, Verbleib: Museum für Vorgeschichte, Halle
Gruß, Hansi


...das ist mir schon bekannt mit den Altfunden, aber ich habe sie nicht gesehen und kann deswegen keine Aussage machen.

rentner

... das dacht ich mir schon... du als profi

arriba

- Könntet ihr rentner euch nicht jeweils einen eigenen Account zulegen? Ich steige nicht mehr durch wer von euch wer ist ....

:friede:  :zwinker: Rikke

rentner


chmoellmann