Liebe Steinfreunde,
beim Sichten diverser Fundtüten kam mir heute dieses Teil nochmal in die Finger. Gefunden habe ich es in der Nähe von Vellern in den Beckumer Bergen/Westfalen. Ich denke, Ihr kennt das Problem: Je länger man schaut, desto mehr spielt die Phantasie mit einem und man stellt sich alles mögliche vor: Sind da intentionale Retuschen? Oder sind es doch nur Frostbrüche? Das Teil zeigt an beiden Enden Kortex. Kann sotewas überhaupt ein Werkzeug oder ein Abschlag sein? Ein Bulbus ist für mich nicht erkennbar.
Wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir Eure Meinung sagt.
Grüße
Bastl

Ungewöhnlich ist in jedem Fall der Kortex an beiden "Enden". Ein Steinschläger hätte die Schlagfläche wohl präpariert.
Für mich hat die Natur hier eine Klinge geschaffen

Hallo again,
wir unterhalten uns hier wohl gerade an "zwei Fronten", Silex. Ich habe ja schon gesagt, dass die Phanatsie da manchmal Artefakte schafft, wo keine sind. Je mehr ich mich mit der Materie beschäftige, desto mehr glaube ich, dass man selber mal Feurstein bearbeiten muss, um die Dinger 'wirklich' zu verstehen. Gerade lese ich "Flintknapping - Making & Understanding Stone Tools" von John. C. Whittaker. Das kennst Du bestimmt. Ich habe gerade große Lust, den nächsten Sommer steinekloppend auf der Terrasse zu verbringen. Muss mir nur irgendwo geeignetes Feuersteinmaterial besorgen. Die Zeit dazu habe ich natürlich nicht. Aber träumen kann man ja. Aber das Selbermachen würde mir wahrscheinlich helfen, viele Funde besser einzuschätzen.
Danke fürs Antworten.
Bastl

Servus Bastl.... ich hock auch immer öfter am Gartenteich    ....dort wo meine Silexbrocken liegen.... und teste und probiere rum.... bin aber noch nicht so weit wie viele Leute hier im Forum die da schon schöne Sachen vorgestellt haben.
Aber man lernt wirklich beständig dazu.....Einschlüsse und Bruchzonen erkennen.... Grundlegende Schläge kontrollieren.....Arbeitsflächen schaffen.....
ich hab noch nie eine schöne Klinge geschafft...
gute Nacht

Salaam!

@Bastl: Gute Wahl! Johns Buch ist nach wie vor das Beste auf dem Markt, unbeschadet einer fast kaum noch zu überblickenden Fülle an US-amerikanischen Publikationen zur Lithic Technology! Lediglich die Zeichnungen lassen zu wünschen übrig.

Wie ich erst kürzlich von John erfahren habe, hat er durch seine Lehrtätigkeit und Geländeforschungen in der Türkei absolut keine Zeit, sich um eine verbesserte Neuauflage zu kümmern. Aber es ist natürlich der Text, der wichtig ist!

"Muss mir nur irgendwo geeignetes Feuersteinmaterial besorgen".
Oh my, das ist eben nur ein Aspekt, den es beim flintknapping zu berücksichtigen gilt, wenn auch ein ganz wichtiger. Ein mindestens genauso wichtiger Aspekt sind die Bearbeitungsgeräte, da wird mir bestimmt unser Steen zustimmen. Und schliesslich hat Edi schon mal einige Rahmenbedingungen genannt.

Aber es ist ein faszinierendes Gebiet, das einen nicht mehr loslässt, wenn man einmal richtig Blut geleckt hat (literally!).

Schala gaschle KIS