Das Ende der Begehungen auf einem spätaltsteinzeitlichen Lagerplatz

Begonnen von thovalo, 19. Februar 2024, 12:28:35

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thovalo


Moin!


Auf dem rechten Ufer des Rheinlaufs in NRW befindet sich auf einem leicht erhöhten Plateau, an einem Altarm des urgeschichtlichen "wilden Rheins", ein Lagerplatzaus der späten Altsteinzeit, der dem Zeitabschnitt der  Federmessergruppen (ca.12.000 bis 10.800 vor Chr.) angehört. Dem Fundinventar gehören proportional weit überdurchschnittlich zahlreiche Stichel an, die neben den kurzen Kratzern den höchsten Anteil am Fundaufkommen typologisch siginifikanter Artefakte haben. Demzufolge wurde auf diesem Platz wohl recht intensiv Geweih und Knochen verarbeitet.

Durch die lange aktuelle Regenphase und durch zahlreiche Bewuchslücken in der Feldflur, konnten immer noch einige Artefakte aufgelesen und eingemessen werden. Das war in dieser "Saison" besonderes wichtig,, da das nun über 1.000 Artefakte umfassende Gesamtfundinventar in der fachwissenschaftlichen Aufnahme und Auswertung befindet.

Daher ist jeder Datensatz der Einzeleinmessungen wichtig, um die Lage möglicher Fundkonzentration im Boden und damit möglicherweise auch noch erhaltene Befunde lokalisieren zu können. Zudem kann man durch das Anpassen gebrochener Fragmente und deren Daten auch einschätzen, wie weit das Fundinventar auf der Feldflur bereits auseinander gezogen worden ist.

Falls sich Hinweise auf eine mögliche Erhaltung von Befunden ergeben, steht nach der aktuellen Planung bereits für dieses Jahr eine Sondagegrabung an. Sollte dabei festgestellt werden, dass es noch eine originale Bodenerhaltung mit Befunden gibt, dann wird dieser Platz in die Liste der Bodendenkmäler eingetragen und ist damit unter Schutz gestellt.

Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Archäologie in Nordrhein-Westfalen, dass ein Freilandfundplatz der späten Altsteinzeit rechts des Rheinlaufs als Bodendenkmal eingetragen und geschützt wierden würde. Was den Platz auszeichnet ist der Umstand, das bislang kein anderer Lagerplatz von Vertretern der Fedemeserkultur rechts des Rheinlaufs bekannt ist.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Unter den letzten Fundbelegen fiel dieser weißlich patinierte Abschlag auf. Er ist im späten Eizeitalter entstanden,  patiniert und wurde offenbar in der späten Jungsteinzeit entdeckt und ventralseitig umlaufend zu einem Kratzer retuschiert. In die umlaufende Kratzerretusche hat es dann zwei nebeneinander iegende Beschädigungen gegeben. Da die korrodierenden Eisenmineralien in den Retuschen ligen sind sie später dort angelagert worden, nachdem die Retuschen entstanden waren.


Das Gesamtfundinventar umfasst mehr als 1.000 Artefakte und wird aktuell facharchäologisch bearbeitet und ausgewertet. Dabei finde ich es hervorragend, dass die Bearbeitung und Auswertung in einem Austausch mit weiteren Facharchäologen stattfindet, wodurch ein hohes Maß an Zuverlässigkeit in der Auswertung und Ansprache des Fundinventars gegeben ist.


lG Thomas  :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.