Kleine Pfeilspitze für Sax

Begonnen von CF, 24. Juni 2013, 09:27:31

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CF

Hallo Sax,

hier ist die Kleine: 22 x 14 x 4 mm, 0,9 Gramm. Hatte mal Flügelchen, die sind leider gestutzt. Ist natürlich viel jünger als deine.
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

Saxaloquuntur

Genial. Meine zum Vergleich mal noch darunter.  :super: SaX.

12mmX8,4mm; 0,4g.

Saxaloquuntur


psearch

Hallo  :winke:,

in welchen zeitlichen Kontext lassen sich diese kleinen Pfeilspitzen setzen? Oder kommen diese in jeder Phase des Neolithikum vor?
Was wurde mit solch kleinen Pfeilspitzen gejagt?

MFG PSearch

CF

Hallo Psearch,

meine wird wohl endneolithisch sein, die von Sax ist bandkeramisch, wenn ich mich nicht irre, allerdings könnte die der Form nach auch bronzezeitlich sein. Ich denke, es besteht kein Zusammenhang zwischen der Größe von Pfeilspitzen und Jagdbeute. Eher zwischen Form der Bewehrung und Beute.
Ob Miniaturspitzen auch in Miniaturschäften saßen, ist nicht bekannt. Es gibt aber Beispiele von rezenten Naturvölkern; mit Miniaturbögen wurden Miniaturpfeile über Kranken verschossen, um die "bösen Geister" zu vertreiben. Thovalo hat ein solches Set aus Afrika, vielleicht zeigt er es mal hier.
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

Steinkopf

Unterbieten kann ich diese Winzlinge mit meinen Funden nicht.

Aber hier stelle ich die kleinste von mir gefundene Spitze aus der Bronzezeit in Norddeutschland hinzu.

LG

Jan

Saxaloquuntur

#6
Schöner thread. Vielleicht hat sonst noch jemand Winzlinge?

So eindeutig und unzweifelhaft, wie uns manche weis machen wollen ist die zeitliche Einordnung von Pfeilspitzen gar nicht. Es gibt vor allem bronzezeitliche Inventare, deren Variantenreichtum verblüfft. Die Fundstelle meiner Kleinstpfeilspitze weist mehrere Komponenten auf: Mittelpal.,LBK, Mittelneol. und jungneolithische. Sie liegt auf einer äußerst markanten Geländeformation. Die einzigen Keramikfragmente sind mit großer Wahrscheinlichkeit LBK. Ob das Projektil noch über dieses Spektrum "hinausschießt", wage ich nicht fest zu legen. Durch Sondagen konnte bislang trotz des Fundreichtums noch keine Siedlung nach gewiesen werden. Das Ergebnis der Geomagnetischen Prospektion ist ebenfalls sehr unspezifisch. Wenn ich die "Spitze der Spitze" richtig interpretiere, liegt ein Aufprallschaden vor, wurde also vermutlich verschossen. Saxaloquuntur.

Steinkopf

Einen Winzling der anderen Art hab ich da noch.

Er gehört nach dem Fundplatz zu Erteböllekultur also ins Mesolithikum und ist damit in etwa
zeitgleich mit der LBK im südlicheren Deutschland (grob datiert).

Auf Plätzen, wo viele dieser Pfeilschneiden oder querschneidigen Pfeilspitzen hergestellt wurden,
finden sich auch diese grotesk schmalen Stücke zwischen den 'normalen' Formaten.
Es muss keine Intention dahinterstehen, sondern kann wie beim Zuschneiden auch mal kleiner ausfallen.

LG

Jan

Saxaloquuntur

#8
...beim Zuschneiden auch mal kleiner ausfallen? Lass das blos keinen Schneider hören, wenn der Meter Stoff 100,-Euro kostet.
- Im Ernst, das mit den Normierungen ist so eine Sache. In der LBK gehörten lange Zeit die Pfeilspitzen zu den selteneren Artefakten und man nahm an, dass die Jagd keine Hauptbeschäftigung war. Sie gingen einfach weniger in die archäologischen Dokumentationen ein als andere Artefakte. Dreieckige Pfeilspitzen überwiegen in der LBK hier bei Weitem.  ( Gerade Basis, die retuschiert oder unretuschiert sein kann, es gibt aber auch konvexe Basen und leicht konkave Basen, In Ulm-Eggingen z.B. ist keine konkave Basis so ausgeprägt, dass sie etwa Flügel oder Widerhaken hat. Dort gibt es aber aller Besserwisser zum Trotz eine einzige gestielte Pfeilspitze, die ihrer Form wegen üblicherweise in jüngere archäologische Zusammenhänge datiert. Sie würde also eigentlich eher in jungneolithische oder bronzezeitliche Zusammenhänge passen, sie wurde aber ohne Zweifel in einer Längsgrube eines Hauses entdeckt und unterscheidet sich im Rohmaterial in keiner Weise von den anderen, eindeutig bandkeramischen Pfeilspitzen! Es dominieren die symmetrischen Formen, es gibt aber auch asymmetrische. Wohlgemerkt hier im Süden im nordwestdeutschen Raum ist das anders, dort sind asymmetrische häufiger. Außerdem tauchen in der LBK hier noch Trapezspitzen auf. Sie sind- anders als die Querschneider die gleichschenklige Trapeze sind, nicht als Querschneider zu interpretieren, sondern sind spitze Geschossköpfe. Man geht von einer starken Normung der LBK Pfeilspitzen aus ( Breite,Dicke, die für die Schäftung von Bedeutung waren, dagegen ist die Länge variabler, allerdings ist der Spielraum nicht so groß, da das Gewicht von Bedeutung war.Das Gewicht streut innerhalb enger Grenzen. Es muss als ausschlaggebend für die Flugeigenschaften und die Flugbahn des Pfeils angesehen werden.)
Eine Einordnung in die LBK meiner Kleinspitze erscheint mir aufgrund des Norm-Ausreißers nicht wahrscheinlich. Auch die Form spricht am ehesten noch für jungneolithisch bis bronzezeitlich, denke ich. SaX

dagmar.st

Hallo zusammen !!!


Ich habe meinen " Winzling "  zwar im letzten Jahr schon einmal in diesem Forum vorgestellt,

aber er passt jetzt so gut in den Zusammenhang, dass Ihr sicher nicht böse seid, wenn ich

die Fotos noch einmal zeige.

Liebe Grüße, Dagmar

Saxaloquuntur

#10
Das ist der erste Platz!...LBK? vermute ich mal. Ich musste ein "2-cent-Stück" bemühen...Schön Dagmar, dass Du wieder mal da bist. SaX

Auf 'nem 1-cent Stück wirken meine Kleinsten riesig. Da ist noch eine von einer reinen LBK-Siedlung.