ein weiteres Bohrerrätsel

Begonnen von rolfpeter, 24. April 2006, 19:09:42

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rolfpeter

Servus Freunde,

schaut euch doch bitte mal dieses Kerlchen an. Material ist brauner, matt glänzender Schotterfeuerstein. Grundform ist ein Abschlag, der auf dem Foto von links geschlagen wurde. Auf der Ventralseite, die ich nicht fotografiert habe,  hat man den Bulbus wegretuschiert. Und dann ist da noch dieser seltsame Fortsatz mit den seitlichen Beschädigungen. Das könnte doch ein Bohrer sein?
Was meint Ihr dazu?
Achso, die Maße: 35*30*9 mm und der Appendix ist 8mm breit.
Gewicht ist 10g

Um sachdienliche Hinweise wird gebeten ;-))

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

servus RolfPeter- ich Laie sein in "Bohrern" und Eurem Werkstoff- aber mich würde interessieren was das helle Häubchen
an der möglichen Arbeitskante bedeutet (auf dem unteren Foto , oben).  Unterliegt dieser Werkstoff bei   rotierenden Bewegungen einer solchen Strukturveränderung? Oder zeigt sich hier eine natürliche Schichtveränderung?
Bei "unseren" Materialien zeigen sich Abnutzungsspuren nie in dieser Form.

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Salut Edi,
Du hast ja Augen wie ein Steinhabicht!
Die Spitze sieht fast aus wie Cortex. Ich glaube das ist keine Abnutzung. Aber das Profil sieht von der Seite aus wie angespitzt.
Hier sind noch mal 2 Detailbilder.

Danke
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo rolfpeter  :-)

Wirklich ein interessantes Stück !!

Ich glaube nicht, dass es ein Bohrer ist. Und wie Cortex sieht die Schicht an der Spitze wirklich nicht aus.
Ich hätte möglicherweise eine Idee, mag aber noch nichts sagen !!  :smoke: Muss noch sicherer sein.  :engel:
Wäre es möglich für dich die hier gezeigte Gegend aus der Winkel der Pfeile in Nahaufnahmen zu fotografieren ???
Also so von oben im Bild auf die Kante der Spitze !!


RonnyNisz

Hallo Rolfpter,

bitte nicht böse sein, aber Bearbeitungsspuren kann ich an diesem Stück nicht erkennen. Wo gefunden??? Wäre wichtig. Auf "meinen" Äckern hier in SH gibt es z.T. über 150 Feuersteinbruchstücke wie deines pro qm, da habe ich allenthalben so ein Stück, weil Feuerstein hier einfach natürlich vorkommt. Das sähe natürlich ganz anders aus, wenn Du es da gefunden hast, wo Flint nicht natürlich vorkommt. Ich habe in meiner Sammlung 15 Stücke, wo ich mir sicher bin, aber bestimmt 50 Dinger, dien "ja sein könntenn", weil das Zeugs hier einfach überall rumliegt.

Gruß Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

rolfpeter

Verbindlichsten Dank,

da haben wir ja eine schöne Diskussion laufen!
Lieber Agersoe, ich bin jetzt mit der Linse fast in den Stein hineingekrochen, näher gehts nimmer. Es ist eine weißliche Schicht, fast wie Rinde. Wenn wir uns nich einig werden, gehe ich mal mit HCl dran.  :idee:
Lieber Ronny, Ich sehe sehr wohl Bearbeitungsspuren. Erstmal an der Spitze Ausbrüche, die mir vorkommen, als seien sie von Torsionskräften hervorgerufen. Und dann der weggedrückte Bulbus. Die Grundform ist ein Abschlag.
Ist klar, bei euch gibts jede Menge Feuerstein. Hier bei uns ist die Sache etwas anders. Es gibt Flint in den Schotterterassen der Flüsse (Maasschotter). Die südlichsten Endmoränen der Eiszeit liegen 50 km nördlich von hier. Nach der Eiszeit ist Löß bis zu einer Mächtigkeit von über 15m eingeweht worden, nur iauf den Hängen der darin eigeschnittenen Täler tritt der Maasflint zu Tage. Die Lößebenen sind sehr steinarm, die Feuersteine hat da jemand hingetragen. Der Fundplatz liegt auf einer solchen "Hochebene", die etwa 20m über dem Tal liegt und ca. 1500 m entfernt vom nächsten Fließgewässer.
Aus obengenannten Gründen gibt es auf den Lößebenen auch kein Paläolithikum! Mesolithikum kommt teilweise schon vor.
Mesolithikum könnte ich mir für den Stein auch vorstellen oder LBK.

Grüße
RP


Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo wieder rolfpeter !!  :-)

Danke für die Fotos.

Leider liegt am ersten Foto die Schärfe des Bildes ein bisschen hinter der Kante, vielleicht könntest du noch eins machen,
wo du nicht ganz so nahe dran gehst ???  :winke:

Entschuldige, dass ich noch ein Foto haben will !!  :engel: :platt: :narr: :narr:

Dies ähnelt wirklich etwas, was ich schon gesehen habe.


rolfpeter

Hier ist noch ein Foto
:super:

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo rolfpeter  :-)

Ja, mit dem letzten Foto ist meine unmittelbare Theorie wohl jetzt weg.

Ich hatte so den Eindruck, dass die Kante sehr die Kanten von Feuerschlagsteinen ähnelte, weil die ein merkwürdiges Aussehen am "Feuerschlagspunkt" haben.
Es ist so eine Mischung zwischen Zerquätschung und Schleifung. So hat es eben "aus der Ferne" ausgesehen.

Jetzt mit dem letzten Foto, wo es tatsächlich wie einen Cortex-Rest aussieht, glaube ich, dass wir die Kante des Spitzes, bei der dreieckigen Absprengung als das Arbeitsgebiet sehen müssen.
Es gibt bei uns in den Mesolithischen Kulturen ein Gerät, das übersetzt aus dem Dänischen "Unterschneider" genannt wird.
Man glaubt, es sei bei der Verarbeitung von Knochen verwendet worden, um lange Stücke wie Nadel und so auszuschneiden.
Ich denke also immernoch kein Bohrer, denn dann wäre der Cortex-Rest an der Spitze längst weg.

Nun rolfpeter, dies ist und bleibt THEORIE, aber könnte ja sein.  :winke:

rolfpeter

Danke!
Mit Unterschneider könnte ich ja auch schon leben. Die schmalen Seiten der Ausbuchtung sind ganz schön scharf. Könnte also dazu gedient haben, Streifen zu schneiden. Es gibt ja heute ähnlich funktionierende Teppich-Cutter.
Vielleicht um Haut in dünne Riemen zu schneiden?

Wir sind ein ganzes Stück näher ans Bestimmungsziel gekommen.

Samstag treffe ich evtl. meinen Archäologe, werde ihm das Stück mal unverbindlich und gratis zeigen.

Bis dann
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Zitat von: rolfpeter in 26. April 2006, 22:00:57

Vielleicht um Haut in dünne Riemen zu schneiden?


Wäre auch eine klare Möglichkeit der Anwendung !!   :super:

Spannend, was der Archäologe sagt !!   :winke:

steinadler

ja denke auch ist nichts !!!!
ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

rolfpeter

So,
Diagnose des AmV:
Wahrscheinlich handelt es sich um einen Bohrer. Durch Torsionskräfte beim Bohrvorgang entstehen die Ausbrüche an den Seiten des Auswuchses. Cortexreste an der Bohrerspitze sind , je nach Art des gebohrten Materials, durchaus nix unnormales.

Das hier ist KEIN Maiwetter!

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Zitat von: rolfpeter in 29. April 2006, 18:18:11

"Cortexreste an der Bohrerspitze sind , je nach Art des gebohrten Materials, durchaus nix unnormales."


:platt:  :nono:

Da bin ich eben völlig anderer Meinung !!!!  :belehr: