N'Abend zusammen,

gestern gabs statt karnevalistischen Frohsinns ein paar Stunden Acker. Dabei ist unter anderem diese kleine Klinge in die Tüte gewandert, die beiderseits lateral Retuschen zeigt, links allerdings stärker als rechts. Zudem zeigt die gesamte linke Dorsalseite einen Sichelglanz, die Seite sieht aus wie poliert. Ich habe versucht, das fotografisch fest zu halten, weiß allerdings nicht, ob mir das überzeugend gelungen ist.
Viele Grüße
Bastlmann

Servus Bastl,

man kann den Lackglanz teilweise erkennen. Ist auch nicht einfach zu fotografieren. Am besten geht es schräg gegen das Licht.
Die Klinge ist aber schon arg verwurschtelt. Könnte ein Erntemessereinsatz gewesen sein.
Ist die Stelle altneolithisch?

HG
RP

Hallo Bastl,

schöner Glanz, auch gut zu erkennen.

Das Teil sieht schon ziemlich mitgenommen aus. Hier wird es meist als Erntemessereinsatz bezeichnet. Ich stelle mir so etwas eigentlich mehr als flache Klinge oder Klingenfragment vor, eingeklebt in einen Griff. Das ganze vom Aussehen her dann mehr wie eine Sichel.

Was aber wenn? So, jetzt wieder weit hinaus gelehnt!

Ende der 1980'er Jahre habe ich mich oft in der Türkei aufgehalten (nicht um Urlaub zu machen). Deshalb bat mich Jemand, zu versuchen einen original Dreschschlitten, einen "Döven", zu bekommen. Es ist mir nicht gelungen da diese Teile von der ländlichen Bevölkerung in Anatolien benutzt wurden und auch, nachdem sie unbrauchbar für den Zweck wurden, durchaus noch als Tür oder Gatter für z. B. Schafställe dienen konnten und somit etwas wert waren. Ich konnte aber damals, zufällig, einen interessanten Film über deren Anwendung im türkischen Fernsehen sehen.

Um einen kleinen Eindruck zu geben, sollte man sich den folgenden Link bei Wikipedia ansehen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Dreschschlitten

Im Film saß auf diesem Schlitten dann der "Opa" (mit Sonnenschirm) und wurde vom Esel, mehr oder weniger im Kreis, über das Getreide gezogen um es zu zerkleinern (Bei uns wurde es mit dem Schlegel zerhauen).

Diese Schlitten brauchten vielleicht nicht so "feine" Klingeneinsätze wie eine Sichel. Ausserdem wirkten andere Kräfte auf sie ein. Vielleicht wurden ja auch bei uns in frühen Zeiten solche oder ähnliche Geräte benutzt? Das würde das eine oder andere recht grobe Teil mit "Sichelglanz" erklären.

Nur eine Idee,

schönes Wochenende,

Fritz.

Hallo RP, hallo Steinsucher,
Danke für Eure Beiträge. Das Teilchen lag ganz allein auf weiter Flur und dass ich es fand, war reiner Zufall, weil ich eigentlich nur mal quer übers Feld zu einer anderen Fundstelle wollte. Sie liegt auf der Mittelterassenkante, nicht weit von Rommerskirchen. Von diesem Gebiet sind meso- und neolithische Fundstellen bekannt.

@ RP: Ich denke Du meinst mit "altneolithisch" bandkeramisch? Tatsächlich sind bei Dohrn-Ihmig (Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes III) für die Gegend bandkeramische Fragmente verzeichnet. Ich selbst habe nur eisenzeitliche (denke ich !!!) Keramik gefunden.

@ Steinsucher: Von einem Dreschschlitten höre ich das erste Mal. Die Bilder sind jedoch schon beeindruckend. Ich weiß nicht, ob es Hinweise auf ähnliche Gerätschaften aus unseren Breiten gibt. Habe auch eher an die von Dir beschriebene Einsatzsichel gedacht.

Viele Grüße und schönes Wochenende
Bastl

Zitat von: queque in 21. Februar 2009, 12:45:37


@ RP: Ich denke Du meinst mit "altneolithisch" bandkeramisch?

Ja, meine ich. Schau mal hier:
http://steinescherben.homepage.t-online.de/thema2c.htm
Da habe ich das chronologisch-geographische Zeitschema für's rheinische Neolithikum mal aufgemalt.

HG
RP

Zitat von: rolfpeter in 21. Februar 2009, 22:42:35
Ja, meine ich. Schau mal hier:
http://steinescherben.homepage.t-online.de/thema2c.htm
Da habe ich das chronologisch-geographische Zeitschema für's rheinische Neolithikum mal aufgemalt.

sehr gut gelungen und informativ

Hallo RP,
sehr gelungene Seite, informativ und spannend. Klasse!!!
Gruß
Bastl