Eine feine MK-Pfeilspitze von Heute

Begonnen von thovalo, 11. März 2012, 21:15:50

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thovalo

 :-)

Auf dem konkreten FundPUNKT ist dies jetzt die vierte oder fünfte Pfeilspitze die den Traditionen der Michelsberger Kultur entspricht.
Die 4.1 cm lange Pfeilspitze ist aus einer Klinge aus Rickholtfeuerstein gefertigt worden.

Der Bulbus befand sich im Bereich der Spitze die somit im Bereich des stärksten Teil der Grundform angelegt worden ist.



glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

 :-)

Die ganze Familie vom konkreten FundPUNKT!
Der neu gefundene Beleg in der Mitte.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Hallo Thomas!

Eine weitere sehr fein gearbeitete Spitze
mit ventraler Retusche um wohl auch die Krümmung aufzufangen.

Möglich, dass alle aus dem zuletzt abgebildeten Ensemble aus der
gleichen 'Baureihe' stammen.

Schönen Gruß

Jan

thovalo

#3
Zitat von: Steinkopf in 13. März 2012, 20:57:10
Hallo Thomas!

Eine weitere sehr fein gearbeitete Spitze
mit ventraler Retusche um wohl auch die Krümmung aufzufangen.

Möglich, dass alle aus dem zuletzt abgebildeten Ensemble aus der
gleichen 'Baureihe'
stammen.

Schönen Gruß

Jan


So wie sich die Geschoßspitzen im Gelände auf einen Punkt konzentrieren und die vergleichsweise aufwendige Art in der sie ausgeführt sind ist das gut möglich.

Ich habe mir inzwischen die Fachliteratur zur Michelsberger Kultur intensiver durchgesehen (darunter Lünings umfassende Grundlagenarbeit zur MK, die Publikationen zu Nottuln und Soest, Inden 9 usw.).

Michelsberger Projektile sind selbst in Großgrabungen nur selten mehrfach vertreten und kaum einmal in vergleichbar intensiver Ausarbeitung und vollständigen Erhaltung der "blattförmigen" und "tropfenförmigen" Varianten.

Das ungewöhnlich hohe und dichte Fundaufkommen auf dieser Stelle kann sich durch die besondere topografische und geografische Lage des Fundgeländes erklären.

Pfeilspitzen (wie auch die Pfeilschneiden)  haben ihre unmittelbare Funktion in der Verwendung zur Jagd sowie als Bewehrung von Pfeilen als Fernwaffen zur Verteidigung und zum Angriff. Da die Arbeiten zur MK eine vergleichsweise geringe Bedeutung der Jagd und eine herausragende Bedeutung der Viehzucht attestieren geht es hier am Ort vielleicht eher um die Fragen einer defensiven Abwehr insbesondere von Raubwild wie Bären und Wölfen und von Übergriffen anderer Menschen auf die Viehherden und die Siedlungsstelle. Durch die Lage an einem Fluss war die Frequenz von Begegnungen der unerwünschten Art vielleicht auch höher als auf dem platten Land.

Da sich dem Fundplatz gleich ein regelrechtes Trümmerfeld mit hunderten verbrannten Artefakten, darunter vielen Beil- und Dechselklingen aus Feuerstein, Kratzern, Rohstücken und Grundformen anschliesst, regt dieser im gesamten Rheinland einzigartige Oberflächenbefund auch die Vorstellung der Möglichkeit eines heftig geführten Konfliktes mit dem gewaltsamen Niederbrennen eines Gebäudes an in dem sich solch eine Ansammlung wertvoller Gerätschaften befunden haben könnte.


Bild 1: Auswahl der Belege verbrannter Beil- und Dechselklingen
Bild 2: Auswahl der Belege verbrannter Kratzer
Bild 3: Auswahl verbrannter Silices, Trümmer von Grundformen und Werkzeugen


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rattleschneck

Wahnsinn!!!!!Der Fundplatz ist wirklich außergewöhnlich!

thovalo

#5
Zitat von: rattleschneck in 15. März 2012, 13:33:39
Wahnsinn!!!!!

Der Fundplatz ist wirklich außergewöhnlich!



Ja, das ist so.  :-)


Zum Fundinventar gehören auch diese Stücke die beide in ihrem großen Format und der Ausprägung des gebogenen retuschierten Kantenverlaufs als großformatige Schneidewerkzeuge angesprochen werden können.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,54292.0.html


Das TÖTEN ist mit den Pfeilspitzen verbunden

und

das mögliche SCHLACHTEN mit solchen "messerartigen" Gerätschaften.


Doch sind das aufgrund der Oberflächenfundsituation Assoziationen ohne Beweiskraft.


Was allerdings noch auffällt ist der Umstand das sich im Bereich der Fundstelle meist Artefakte in guter bis vollständiger Erhaltung finden, während sich unmittelbar

nördlich angrenzend das Trümmerfeld mit Mengen verbrannter Artefakte anschließt,

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,54294.0.html    (auch diese beiden sehr fein retuschierten Werkstücke stammen von dort)


nord-westlich ein Werkplatz zur Herstellung von Felsgesteinbeilklingen gelegen hat

und sich

süd-östlich im Bereich des Hügels sehr zahlreiche Belege der systematischen Zerlegung von Silex aus Rijckholtfeuerstein finden.



Sollten diese jungneolithischen Aktivitätsbereiche alle zeitgleich bestanden haben war das eine Ausnahmesituation.

Sollte alles zu verschiedenen Phasen bestanden haben zeugt die massive Fundansammlung von einer bemerkenswerten Siedlungskontinuität im 4. Jahrtausend.

Typologisch schließen auf dem Hügel dann Fundbelege des späten Neolithikums an.

Die chronologische neolithische Siedlungsfolge endet dort dann mit dem Endneolithikum.


Das ist ein wichtiger link zu diesem Thema

http://homepages.uni-tuebingen.de/alfred.pawlik/publications/Pawlik-Funktionale_Gliederung_von_Siedlungsarealen.pdf





glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.