Mein Garten grenzt anscheinend an eine Art steinzeitliche Siedlungskammer zwischen zwei Alsterzuflüssen. Jedenfalls finde ich in diesem auch topographisch "interessanten" Gebiet immer wieder unversehens Steinzeit. Nichts Spektakuläres, mal nen Kern, mal Klopfsteine sowie das eine oder andere Gerät bzw. Ad-Hoc-Tool und Abschläge. ist lustig, wenn man dazu nur aus dem Garten gehen muss (wobei ein Teil sogar IN meinem Garten lag).

Hier zeige ich jetzt meinen letzten Fund als schönes Beispiel eines benutzten Abschlages, aufgelesen unter den genervten Blicken meiner Frau auf einem Spaziergang mit der Familie  

Der Abschlag ist ca. 5cm lang und zeigt sowohl "normale" Retuschen als auch Benutzungsretuschen inklusive deutlicher Gebrauchsspuren ("Schrammen"), die auf der Ventralfläche schräg von einem der angenommenen Arbeitsbereiche abgehen.    

Hallo Christian,

du hast es ja gut! Fußläufig ist bei mir gar nichts zu machen! Ich bin immer auf das Auto angewiesen. 

Dein hier gezeigter Fund scheint mir ganz schön groß für einen Erntegeräteeinsatz. Der Glanz, den deine Bilder zeigen ist aber schon Gebrauchsglanz, wie auch die Retusche zeigt. Ein Schöner Fund!
Sven

Zitat von: ChristianH in 15. April 2021, 16:06:45
...zeigt sowohl "normale" Retuschen als auch Benutzungsretuschen inklusive deutlicher Gebrauchsspuren ("Schrammen"), die auf der Ventralfläche schräg von einem der angenommenen Arbeitsbereiche abgehen.    

In diesem Fall handelt es sich bei den vermeintlichen Schrammen m. E. nicht um Gebrauchsspuren!

mfg

sondern?

Die vermeintlichen 'Schrammen' können Radialstrahen sein, die zu den
Schlagmerkmalen gehören. Sie können mehr oder wenig ausgeprägt sein
oder auch fehlen. Sie sind in Richtung Schlagpunkt ausgerichtet.

Auch ist nicht jede Kantenbeschädigung eine intentionell gesetzte Retusche.
Im Sucherforum sind bebilderte Ausführungen dazu.

LG
Jan

ZitatAuch ist nicht jede Kantenbeschädigung eine intentionell gesetzte Retusche

ist mir schon klar. Genau deshalb ist dieses Stück für mich ja auch interessant, weil die angenommenen Gebrauchsretuschen im Verbund mit den "Schrammen" auftreten, bei denen ich Radialstrahlen definitiv ausschließen würde. So wie ich es verstanden habe, heißen diese genau deshalb RADIALstrahlen, weil sie vom Schlagpunkt ausgehend kreisförmig wegstrahlen. Meine "Schrammen" hingegen (die man in abgeschwächter Form übrigens auch an einer zweiten Stelle, rechts unten im Bild findet) verlaufen parallel zueinander und sind auch ihrer Art und Tiefe nach ganz untypisch für Radialstrahlen, wie ich sie von Abschlägen kenne.

An dieser Stelle noch ein Nachtrag zum Post. Der Clue bei meinem Fundplatz ist, dass ich mich nicht irgendwo im ländlichen Raum befinde, sondern in Hamburg. Zugegeben, wir haben hier im NO viel Wald und Grünflächen. Ganz erstaunlich viel! Und so nehme ich es auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge, dass ein Großteil der betreffenden Fläche bewaldet ist. Man findet also fast nur Sachen an Wegesrändern, in Knicks und an den Ufern der Bäche, also überall, wo die Erde zum Vorschein tritt. Aber es könnte schlimmer sein. Immerhin ist das Gebiet i.w. nicht bebaut. Und mit etwas Glück kann man auch dem Wald ein paar Funde abringen.

Eindeutig ein Artefakt (Abschlag) aus einem ansehnlichen Rohmaterial mit eindeutigen Abschlagsmerkmalen.
Solche Kantenbeschädigungen entstehen auf meinen Fundplätzen auch gerne mal durch die Kollision mit landwirtschaftlichen Maschinen.
Aber egal ob Abschlag, Klinge, Pfeilspitze, Kratzer oder was auch immer : Artefakt ist Artefakt und somit Nachweis eines technologischen Produktionsprozess  .

MFG Psearch

Zitat von: ChristianH in 16. April 2021, 08:26:13
sondern?

Lanzettsprünge! (?)

mfg

Was ist nun eigentlich mit dem Glanz, den ich da sehe, ist das kein Gebrauchsglanz? Glänzen die Flächen überall so? 
Diese "Schrammen" sehe ich allerdings auch nicht unbedingt als Gebrauchsspuren an, es könnten schon Lanzettsprünge sein. Das sollte aber doch am Original festzustellen sein, auf den Bildern ist es schwierig.
Sven