Eine neu gefundene Pfeilschneide vom rechten Niederrhein

Begonnen von thovalo, 20. Dezember 2015, 13:04:43

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thovalo



Gestern fand sich auf dem rechtsrheinischen Fundgelände am Niederrhein u.a. eine weitere Pfeilschneide. Diese spezifischen Projektile konzentrieren sich insbesondere auf diesen Bereich und drei unmittelbar anschließende Flurstücke. In geringer Anzahl finden sich aber ach überall auf den 80 Hektar Grundfläche, die das komplexe Fundgelände insgesamt umfasst.

Der neu aufgelesene Fundbeleg misst 1.6 cm Länge und ist im Bereich der Schneide noch 2 cm breit.
Im Bereich der Schneide eine zentral gelegene Beschädigung, links wohl der Verlust der äußersten Ecke.
Die Lateralretuschen sind von Ventral nach Dorsal ausgeführt, die Basis ist nicht retuschiert.

Wie es sich hier im Forum abzeichnet, spiegelt die hohe Konzentration von Pfeilschneiden auf diesem Fundgelände offenbar nicht auch Traditionen der linksrheinischen Lößregion. Dieser Eindruck prägt sich ja schon längere Zeit deutlich aus.


Interessant sind die verwendeten Silices zur Herstellung der Projektile. Sie bestehen meist aus Maasfeuerstein. Nach Übertragung der Sammlung an den LVR sammeln sich auch wieder viele Pfeilschneiden an. Vom diesem Flurstück sind es bereits zwei Exemplare die sehr unterschiedlich ausgeformt sind. Es handelt sich aber immer um Klingenabschnitte. Eine der anderen Pfeilschneiden ist, das ist eine der wichtigeren Beobachtungen zum Materialgebrauch, aus einer Klinge aus "hellgrau-Belgischen Feuerstein" angefertigt worden. Die Lateralverläufe weisen ungleiche Winkel auf, sodaß das Projektil in gerader Ausrichtung der Basis "schief" steht. Das sehr kleine dritte Exemplar besteht ebenfalls aus Belgischen Silex.

Gestern fand sich nahe der Pfeilschneide auch der daneben abgebildete kleinformatiger Restkern aus derselben Silexvarietät, die sich auch durch eine deutlicher ausgeprägte Glanzbildung auszeichnet.


Im späten Neolithikum scheint sich hier ein West-Ost-Bezug der Pfeilschneidentradition abzubilden.

Der Kulturhorizont und Zeitabschnitt des Materialgebrauchs liegt im Schwerpunkt im Bereich der spätneolithischen Kulturgruppen "SOM- Gruppe von Stein - Vlaardingen - Wartberg". Die hier gelegene Fundkonzentration zeigt erstmalig diesen einen bislang unbekannten typologischen Aspekt möglicher Traditionen der Menschen des Spätneolithikums innerhalb dieses rechtsrheinisch gelegenen Abschnitts des Niederrheins innerhalb des Ruhrmündungsgebietes. Es sei denn ......  es hätte hier einen ordentlichen und heftig ausgetragenen Konflikt gegeben.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Die Beiden bereits vorhandenen Belegstücke aus Belgischen Silexvarietäten, dazwischen der Neufund. Beide Stücke sind asymmetrisch ausgeformt, ein Exemplar ist deutlich kleinformatiger.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.