ein Altheimer, messerartiges Werkzeug

Begonnen von Harkonen, 09. Juli 2011, 17:42:08

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Harkonen

Hallo,
von einer Altheimer Siedlung möchte ich dieses wohl als Schneidewerkzeug,halbrund gefertigte Artefakt zeigen.
Das Material ist mir gänzlich unbekannt, es könnte sich evtl. um einen verarbeiteten Flusskiesel handeln.
Die Retuschierung an der bogenförmig ausgeführten Arbeitskante ist sehr sauber ausgeführt. Sichel- bzw. Gebrauchsglanz ist nicht vorhanden. Ein Bulbus ist nur Ansatzweise im zweiten Foto rechts aussen erkennbar.
Fundort nahe Augsburg
Grüße
Peter

Steinkopf

Ein schöner Fund - ein schönes Werkzeug
Norddeutsch würde ich auf Glockenbecherkultur tippen.
Wobei auch andere Zeitstellungen in Frage kommen.

Gruß Jan

Robert

Hallo Peter,

Die Retusche sehe ich nur einseitig, könnte das nicht auch ein Schaber sein?

Grüße Robert  :glotz:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Harkonen

Zitat von: Robert in 09. Juli 2011, 19:06:42
Hallo Peter,

Die Retusche sehe ich nur einseitig, könnte das nicht auch ein Schaber sein?

Grüße Robert  :glotz:

Hallo Robert,
einen "Schaber" wirst Du im Endneolithikum kaum finden können.

Gruß
Peter

Steinkopf

OK Peter Ihr nennt es 'Kratzer' - aber danach sieht die Retusche vielleicht aus.

Dabei kann man den gesamten Kantenverlauf betrachten. Es können 'schaber/kratzerartige'
Arbeitskanten, stumpf retuschierte Kanten und schneidende Kanten im Übergang vorkommen.

Ansonsten kratzt mich die Terminologie nicht - auch wenn einige gern 'sticheln'!

Jan


Wutach

Hallo Peter,

der Begriff Schaber scheint hier doch durchaus angemessen zu sein. Auch wenn die klassische Schabermorphologie im Neolithikum im Allgemeinen kaum noch von Bedeutung ist, so kennt man doch auch hier aus gesicherten Straten immer wieder Einzelstücke, die schlicht keine andere sinnvolle Ansprache zulassen und sich eben auch in der Funktion wohl kaum von vergleichbaren paläolithischen Objekten absetzen.

LG Marc.

Steinkopf

@ Marc:

Wir hatten diese Problematik schon einmal andiskutiert.

Vielleicht hast Du ja noch ein bisschen Geduld mit mir.

Gibt es denn außer der Datierung, die zu unterschiedlichen Termini führt,

einen funktionellen Unterschied zwischen Schaber und Kratzer?

Beide haben eine durch Retuschen (die im MP charakteristisch anders ausfallen)

gebildete Arbeitskante mit der sicherlich viele Arbeiten ausgeführt werden konnten.

Linguistisch ist unser Sprachraum recht vielfältig. Terminologien sind Vereinbarungssache.

Gruß

Jan

Wutach

Hallo Jan,

die Begriffe "Schaber" und "Kratzer" sind rein forschungsgeschichtlich bedingt und werden obendrein in den verschiedenen Gebieten unterschiedlich benutzt (Süden - Norden). Schon deshalb, aber auch weil sie ja bis heute definitorisch nicht sauber hergeleitet und gegeneinander abgegrenzt sind, habe ich ohnehin alle Geduld der Welt, zuweilen auch mit mir selbst.

LG Marc.

fuchs

Ich denke, es kann sich bei neolithischen Kratzern, die von der Form her Schabern ähneln, durchaus um häufig nachgeschärfte Stücke handeln. Zumindest dann, wenn die Breite des Stückes weniger als die Länge reduziert wird, kann es zu einem umgekehrten Breiten-/Längenverhältnis kommen, ein Abschlag mit Kratzerstirn kann so formenkundlich einem Breitschaber/einfachen Schaber gleichen.