Klein und fein .... ein Mikrokratzer

Begonnen von thovalo, 01. August 2017, 19:58:04

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thovalo



2.5 cm "groß" und wunderschön erhalten geblieben. ...... wahrscheinlich aus der späten Jungsteinzeit
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

insurgent

Meine Bodenfunde werden gemeldet

loekencarla

Das ist indertat, ein sehr schönes Stück 👍🏻

Danske

Hallo Thomas,

das ist wirklich ein feines Stückchen, Glückwunsch :Danke2:

Woran machst du deine Einschätzung hinsichtlich der Zeitstellung fest? Sind es der Fundort oder Begleitfunde oder der Umfang der Retuschierung oder waren diese Daumennagelkratzer eher im späten Neolithikum in Gebrauch?

LG Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

Zitat von: Danske in 03. August 2017, 22:25:10
Hallo Thomas,

das ist wirklich ein feines Stückchen, Glückwunsch :Danke2:

Woran machst du deine Einschätzung hinsichtlich der Zeitstellung fest? Sind es der Fundort oder Begleitfunde oder der Umfang der Retuschierung oder waren diese Daumennagelkratzer eher im späten Neolithikum in Gebrauch?

LG Holger

Die Kleinformen von Kratzern laufen seit dem Paläolithikum durch.

Auf dem Fundgelände teilt sich das Fundaufkommen in zwei Zeiten:

einmal in das späte Paläolithikum, da ist (fast) Alles patiniert

und

einmal in das späte Neolithikum und für das späte Neolithiikum in dieser Region sind solche Formate absolut chrakteristisch und der Silex ist Hellgrau-Belgischer Feuerstein und der ist wiederum ein Silex der hier insbesondere im späten Neolithikum verwendet worden ist.

In der Summe passt die Datierung in die späte Jungsteinzeit.



lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Danke für die ausführliche Erläuterung, Thomas.

Im Paläolithikum wurden dann wohl auch eher oder ausschließlich? das vor Ort oder in der Nähe vorhandene Material genommen.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

#6
Zitat von: Danske in 04. August 2017, 23:19:14
Danke für die ausführliche Erläuterung, Thomas.

Im Paläolithikum wurden dann wohl auch eher oder ausschließlich? das vor Ort oder in der Nähe vorhandene Material genommen.

LG
Holger


Hallo Holger!

Exakt!


Im Paläolothikum gibt es hier drei Silexkomponenten:

1. "nordischer Feuerstein"

Der stammt aus regionalen Geschiebeablagerungen im Bereich der rechtsrheinischen Mittelterasse. In der Geologie und Archäologie gibt es dazu eine immer wieder voneinander abgeschriebene Fehlzuweisung. Die nordischen Silices werden in ihrer Herkunft immer wieder auf die linksrheinische Region Krefeld als weitest reichende Lagerstätte verwiesen. Nirdischer Feuerstein kommt dort zwar klar vor, ist aber durch die Lagerungsbedinungen und mehrfache Umlagerungen  stark durch Witterungseinflüsse, insbesondere durch Frost angegriffen.

Quaitativ hochwertigste nordische Silices finden sich dem gegenüber rechtsrheinische insbesondere einige Kilomter nord-östlich der von mir hier vorgestellten Fundstelle. Es handelt sich um eine Teilpartie des sogenannten "Düsseldorfer Lobos". Dort waren und sind die Silices obertägig anzutreffen und haben heute noch eine weit überwiegend exzellente Erhaltung. Die Stücke weisen Formate bis Faustgröße auf, einige Ausreisser auch darüber hinaus, die Masse darunter. Häufg ist Bryozoenfeuerstein vertreten der eine besonders feine glasig- homogene Strutur aufweist. Damit waren im regeionalen Kontext ausreichende Formate nordischer Silices vorhanden um dem Bedarf an Feuerstein spätpaläollithischer und mesolithischer Jäger und Sammlergemeinschaften gerecht zu werden.

J. Boscheinen, ehemaliger Kurator des Löbbkce-Museums in Düsseldorf, hat immer wieder auf diese Lagerstätte hingewiesen. Der Übertrag in die Archäologie scheint recht stoisch nicht angenommen zu werden, da sich Archäologen in dieser Beziehung lediglich überholter Literatur bedienen und abschreiben was sie vorfinden.  

Das diese Stätte auch von Menschen im Paläolithikum aufgesucht wurde zeigt ein kleiner Faustkeil der dort bei einer systematischen Prospektion auflesen werden konnte.


2. Maaseisilex.
Der konnte aus den Rheinschottern ausgelesen werden. Der Flusslauf verlagerte stetig seinen Lauf, legte Schotterbänke frei und überlagerte sie in einem fortlaufenden dynamischen Prozess. In der Fundregion sind die Maaseier in ihren Formaten allerdings weniger kapital als im Bereich der linksrheinischen Kölner Bucht. Sie kommen nur selten in Formaten über 7 cm vor und wurden in einem geringen Anteil mit in die Grundformherstellung mit einbezogen. Den Hauptteil der Silices stellt der "nordische Feuersteine".


3. SChotterfeuerstein / Maasfeuerstein
Ein schwieriges Thema, denn durch die weit überwiegende Patinierung sind keine Maassilices zweifelsfrei identifizierbar. Es liegt eine größere Klinge vor die auf die Verwendung von linksrheinischen Schotterfeuerstein hindeutet, der aus Maasablagerungen stammt.



Die unpatinierte Frische des Materials "Hellgrau-Belgischer Feuerstein" und die Fundlage in Beziehung zu weiteren jünger datierenden Artefakten bilden die bestimmende Kriterien einer vergleichsweise "sehr jungen" chronologischen Zuweisung.



lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Nochmals meinen Dank, Thomas. :Danke2:

Du bist wahrlich ein wandelndes Lexikon.

Ich versuche, mich langsam an die Thematik "Rohmaterialen und ihre Verwendung in den Epochen" heranzutasten. Sehr schwierig!!


LG
Holger

Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

Zitat von: Danske in 08. August 2017, 19:35:16
Nochmals meinen Dank, Thomas. :Danke2:

Du bist wahrlich ein wandelndes Lexikon.

Ich versuche, mich langsam an die Thematik "Rohmaterialen und ihre Verwendung in den Epochen" heranzutasten. Sehr schwierig!!


LG
Holger


Wirklich schwierig, ohne dauerhaften Auseinandersetzung, Austausch und eine Belegsammlung geht man schnell verloren!

lG Thomas  :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.