Jaa!

Begonnen von mäckes, 17. Oktober 2011, 20:02:44

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mäckes

Hallo,
endlich heute nach langer Zeit mal was "Feines".

Ich glaube ein Beil?! auf jeden Fall ein Artefakt, bitte sagt mir mal was es genau ist.
Das Ding sieht zwar schon was mitgenommener aus, ich mags aber trotzdem.



Heute bin ich mal in Düren/Niederzier übers Feld, "neues Feld neues Glück".
Es lag  2m vom Feldweg entfernt auf dem Acker und strahlte mich an.
Im 20qm Umkreis habe ich dann die beiden Beifunde entdeckt.

Eigentlich sah das Feld nach einem "Römerfeld" aus, jede Menge Ziegelbruch ect.
Habe noch eine Glasscherbe und Tonscherben mit Glasoberfläche gefunden.
Die werde ich bei Scherben einstellen.

Evtl. wurde hier Glas produziert. Metallschlacke Fehlanzeige, gar nichts!

Das Stück ist 16 cm lang und an der flacher Stelle oben 2,5  cm breit.


So nun ihr, birr bestimmt es mir!

Ich hoffe die Bilder sind aussagekräftig, habe aber noch welche, falls gewünscht.


Gruß
mäckes



Siebenpapagei

Hallo Mäckes,

da hast du aber einen super Flintmeißel aus der Steinzeit gefunden. Herzlichen Glückwunsch :huepf2:
Ein echt seltener Fund heutzutage in dieser Erhaltung und besonders in deiner Fundgegend. Hier im Norden würde ich dieses Artefakt der Trichterbecherkultur zuordnen. Welcher Kulturgruppe in deiner Gegend, wüßte ich jetzt nicht. Auf jeden Fall würde ich das Stück einem Archäologen zeigen, der wird Augen machen und dir bestimmt eine genauere kulturelle Einordnung zu dem Stück geben.

Gruß aus dem Norden :winke:

7P

Kelten111

Wunderschön  :staun:
@Siebenpapagei meinst nicht das es ein Beil ist ?
Für einen Meisel etwas Groß oder ?

Siebenpapagei

Hallo Kelten111, :winke:

würde ich schon so definieren, aufgrund des Verhältnisses Länge zur Breite:

Zitat von: mäckes in 17. Oktober 2011, 20:02:44
Das Stück ist 16 cm lang und an der flacher Stelle oben 2,5  cm breit.

Gruß
7P

Roskva

Hi  :-)
Ich denke dass S7 schon richtig liegt mit dem Meisel, kann aber den Fredi auch verstehen.....
Oft wurden die Meisel aus kaputten Dolchstäben gemacht, oder sie wurden aus anderen Gerätetypen hergestellt - Dolche oder Beile die ihren Job nicht mehr erledigen konnten. Von daher; für die datierung käme im Norden sowohl die Trichterbecher Kultur als auch die Einzelgrabkultur in frage, denke ich .....  Aber ich bin weiss Gott nicht gut genug, um hier exakt erkennen zu können ob dein Gerät ein Recyclingprodukt ist!!!  
Wahnsinnsfund übrigens, herzlichen Glückwunsch!  :prost:

LG
Rikke
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

StoneMan

Moin mäckes,

egal was es ist, freuen darfst Du Dich zurecht :super:

Ja es ist ein wenig schwierig zu bestimmen Beil oder Meißel...
Kannst Du irgendwelche Schleifspuren an der Schneide entdecken?
Es könnte wie Rikke meint, ein recyceltes Beil sein.

Schau mal genau nach mäckes, ich meine da was zu sehen (?) oder auch an anderen Stellen.  :glotz:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

mäckes

Hallo,
ihr macht mich fertig.

Ich habe mal versucht Nahaufmahmen aud der Hand (ohne Stativ) zu machen damit ihr das teil besser beurteilen könnt.

Gruß
Mäckes

thovalo

#7
Lieber Mäckes,

Dein Fund ist außergewöhnlich und ich selber kenne aus eigener Ansicht von Originalen aus dem Rheinland keinen direkten Vergleichsbeleg!

Das Gestein ist wohl Maasfeuerstein; die Herkunft aus den Vorkommen von Rijkholt erscheint gut möglich

- die Schneide ist auffallend schmal
- eine der Längsseiten ist erwartungsgemäß entlang des Lateralverlaufs wechselnd gegenständig retuschiert, um einen schmalen Kantenverlauf zu erzeugen; einer Beilklinge entsprechend
- eine der Längsseiten weist noch Kortex auf und ist steil retuschiert und partiell sogar angeschliffen; vergleichbar "nordischen" Beil- und Meißelklingen
- der Querschnitt ist dreieckig (?)

Es ist in der Zurichtungsweise ein ungewöhnliches Zwischending zwischen Beil und Meißel.

- der Nacken ist gleichfalls schmal ausgeführt

....... was für den vorgesehenen funktionalen Einsatz als Meisselklinge außergewöhnlicher wäre.


Es gibt Sonderformen, wie die so genannten "pics", denen dieses Stück jedoch auch nicht entspricht.


Deinen "glücklichen", weil so besonderen, Fund solltest Du dringend der zuständigen Außenstelle melden!
Dein Fund bleibt dabei auch zukünftig in Deiner Hand, auch wenn Du ihn erst einmal abgeben sollst um die Fundaufnahme zu machen.

Ich glaube Du hast den "besonderen Blick" den nicht Viele haben

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#8
Gut,

die neuen Aufnahmen bestätigen die intentionell schmal zugerichtete Schneide
(es ist dem zufolge wohl keine reanimierte längs gebrochene Beilklinge, sondern eher ein intentionell so zugerichteter und "gedachter" Geräteeinsatz !)

So ein Gerät könnte aufgrund der eher spät erscheinenden morphologischen Merkmale relativ jung datieren (Spät- bis Endneolithikum).
Es gehörte dann einem Formenkreis an der mit "SOM-Stein-Vlaardingen-Wartberg-Komplex" umschrieben wird.
Aber ganz ehrlich gesagt, traue ich den Vertretern der "Michelsberger Kultur" inzwischen Vieles zu ...... das wird noch lange eine offene Frage bleiben .... es sei denn Du sammelst dort noch weitere Artefakte auf die sich typologisch näher kulturell und chronologisch einordnen lassen.

Vielleicht könntest Du mal das Stück in jeder Fläche in der klaren direkten Aufsicht ablichten und auch die Nackenpartie einmal deutlich einzeln darstellen.

Diese seitlichen Schrägansichten von Oben herab sind anstrengend zu "lesen"!


Die Trichterbecherkultur hat hier keine Präsenz gezeigt!

glG thomas  :winke:


Also nochmal klar und anders ausgedrückt:  das IST ein Fund wie kein (?) anderer  ..... :-)



Das hier ist die beste Quelle an www-Informationen mit Originalfunden für Deine Fundregion!

http://steine-scherben.de/thema2.htm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mäckes

Danke Thomas,
für dein Kompliment.

"Ich glaube Du hast den "besonderen Blick" den nicht Viele haben"

Als Kind habe ich mich schon als Sammer geübt, am See und im Wald rumgehangen, viel Zeug mit nach hause geschleppt.

Durch Zufall bin ich vor einigen Wochen auf eine Klinge gestoßen und so laufe ich nun über Felder und muß Fragen beantworten und ernte verständnisslose Blicke.

Ich  glaube allerdings, dass ich nicht genug erblicke.


Die bisherigen Fund werde ich auf jeden Fall in der Außenstelle in Wollersheim melden.

Zuerst möchte ich allerdings noch meinen Funddoku. anlegen.
Habe die von Rolf Peter.. heruntergeladen, aber noch nicht ganz den Durchblick über die Funktionen.


Gruß
mäckes


thovalo

Zitat von: mäckes in 18. Oktober 2011, 20:48:37
Danke Thomas,
für dein Kompliment.

"Ich glaube Du hast den "besonderen Blick" den nicht Viele haben"

Als Kind habe ich mich schon als Sammer geübt, am See und im Wald rumgehangen, viel Zeug mit nach hause geschleppt.

Durch Zufall bin ich vor einigen Wochen auf eine Klinge gestoßen und so laufe ich nun über Felder und muß Fragen beantworten und ernte verständnisslose Blicke.

Ich  glaube allerdings, dass ich nicht genug erblicke.


Die bisherigen Fund werde ich auf jeden Fall in der Außenstelle in Wollersheim melden.

Zuerst möchte ich allerdings noch meinen Funddoku. anlegen.
Habe die von Rolf Peter.. heruntergeladen, aber noch nicht ganz den Durchblick über die Funktionen.


Gruß
mäckes



In rolf-peters web-site kannst Du oben rechts die einzelnen Punkte "Themen" anklicken und dann links in der Spalte die Unterkapitel die dann die Bildfolgen öffnnen!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Servus,

das ist wirklich ein außergewöhnliches Stück!

An der Vermutung, es könne sich um eine umgearbeitetes, ehemals breiteres Beil handeln, habe ich Zweifel. Die Beilkingen brechen immer quer, nicht längs.
Ich denke das Stück ist von vorneherein schon so schmal angelegt worden. Eine Längsseite trägt Rinde, da sehen wir also das natürliche Ende der Ursprungsform. Die Seite hat dem Hersteller auch genügt, er hat sie nicht weiter bearbeitet. Jungneolithische Beile westlichen Typs wurden aber fast grundsätzlich an beiden Lateralkante auf Form zugerichtet und geschliffen.
Die gegenüberliegende Lateralkante ist mit gegenständigen Schlägen zu einem spitzovalen Querschnitt hergerichtet. Das ist normal im Rheinland. Bei feriggestellten Beilklingen aber grundsätzlich mit Schliff.

Ich denke, es handelt sich um eine Dechselklinge, vielleicht um eine Beitelklinge. Bei Beiteln bitte ich aber zu bedenken, daß es mit Knochengeräten einfacher ist, in Holz Zapfenlöcher o-ä. einzuschlagen. Man wird dashalb auch vornehmlich Beitel aus Knochen verwandt haben und keine aus Flint.
Es ist meiner Meinung nach also eine Dechselklinge. Denkbar ist ein Einsatz als Dechsel, um beispielsweise die Oberfläche von Balken oder Brettern plan zu gestalten. Das geht mit parallel geschäfteten Beilen überhaupt nicht, hingegen sind Dechsel mit schmaler Schneide perfekt geeignet.

Zur Zeitstellung kann ich Thomas nur zustimmen. Sieht nach Spätneolithikum aus. Die pragmatische Ausführung der Arbeit, also ein Verzicht auf Herstellung einer "normmäßigen" Grundform und Schliff nur flüchtig im Bereich der Schneide, sind nicht typisch für die Michelsberger Kultur.

Für klassischen Feuerstein vom Rijckholt-Typ sind mir die kavernösen Einstülpungen an der Rinde zu ausgeprägt. Ansonsten sieht es aber tatsächlich nach Rijckholt aus. Wird auch welcher sein.

Gut, daß Du das Gerät nach Wollersheim bringst, da wird der Jürgen Weiner seine Freude dran haben!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Tach auch!

Scharfes Teil, je wous gratüle! Thomas und weiterführend RP haben schon alles Entscheidende geschrieben. Dechselklinge passt am besten. Erinnert mich "irgend wie" frappierend an rezente/subrezente FG-Dechselklingen aus dem Hochland von Irian Jaya (Pétrequins grünes Buch, Ihr wisst schon!). Hättich auma gerne inne Finger... Aber Wollersheim ist schon die richtige Adresse, klar.

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"