Intentionale Schlagbahnen oder eher nicht?

Begonnen von master-jeffrey, 09. Mai 2013, 15:53:18

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master-jeffrey

 :winke:
Das Stück liegt jetzt seit April bei mir rum (auf dem gleichen Acker habe ich bereits einen bipolaren Klingenkern gefunden) und ich bin mir immer noch nicht sicher. Aber je länger ich es mir anschaue, desto zuversichtlicher bin ich. Der meiste Teil des Stück sieht aus als hätte ihn ein verhaltensauffälliges Kind mit einem großen Hammer bearbeitet, aber bei den gekennzeichneten Linien sieht es so aus, als hätte jemand eine Absicht verfolgt. (Zumindest meiner bescheidenen Meinung nach)

Der Fundort ist der linke Niederrhein und das ganze Stück ist etwa 3 cm lang. So und nun ziert euch nicht und nehmt das seichte Gebäude meiner Hoffnung auseinander.

Einen schönen Feiertag wünsche ich euch.

mfg

Master-Jeffrey

Steinkopf

#1
Eindeutig ein abgenudelter Kernstein!
Wenn ich es recht sehe hat jemand mehr oder minder vergeblich versucht,
noch brauchbare Abschläge zu gewinnen, wo es dann nicht mehr ging.

Wo der lag, kann noch mehr auftauchen.

LG

Jan

master-jeffrey

Zitat von: Steinkopf in 09. Mai 2013, 17:25:56
Eindeutig ein abgenudelter Kernstein!
Wenn ich es recht sehen hat jemand mehr oder minder vergeblich versucht,
noch brauchbare Abschläge zu gewinnen, wo es dann nicht mehr ging.

Wo der lag, kann noch mehr auftauchen.

LG

Jan

Vielen Dank für die Bestätigung. Mittlerweile ist der Acker leider belegt und ich muss mich bis in den Spätsommer/ Herbst gedulden aber ich bleibe dran. Der Bauer war ziemlich schnell dabei, nach dem Grubbern neu einzusähen, da hatte ich ein wenig das Nachsehen. (Schön, das es keine 500 Meter Luftlinie von meinem Wohnort entfernt ist - da kann man immer mal wieder nachschauen.)

mfg

Master-Jeffrey

Furchenhäschen

Hallo Master,
beide Kerne machen auf mich den Eindruck wie ich ihn in dieser ausgeprägten Art nur von Kernen des Mesolithikums kenne.
Also wird es sich wohl auch bei diesen beden Kernen um bipolare abgebaute, mesolithische Kerne handeln.
Ein schöner und wichtige Fundbeleg, jetzt fehlen nur noch die dazugehörenden Werkzeuge.
Grüße
Peter

Kelten111

Zitat von: Furchenhäschen in 09. Mai 2013, 20:11:25
Hallo Master,
beide Kerne machen auf mich den Eindruck wie ich ihn in dieser ausgeprägten Art nur von Kernen des Mesolithikums kenne.
Also wird es sich wohl auch bei diesen beden Kernen um bipolare abgebaute, mesolithische Kerne handeln.
Ein schöner und wichtige Fundbeleg, jetzt fehlen nur noch die dazugehörenden Werkzeuge.
Grüße
Peter

Sorry Peter , aber ich sehe da verworfene Kerne wegen zu vielen Steckenbleibern .
Aber keinen Bipolaren  :glotz: :glotz: :glotz:
Mfg Fredi :winke: :winke:

Silex

Ich seh einen mesolithischen Kernrest mit  vemutlich ehedem  verschiedenen Abbaurichtungen
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Steinkopf

Zitat von Silex:

"Ich seh einen mesolithischen Kernrest mit  vermutlich ehedem  verschiedenen Abbaurichtungen"

Durchaus möglich - bei Kernen kann man nicht immer erkennen, welches Potenzial sie in ihrer Blütezeit hatten.
(Ein Aspekt, nicht nur bei Kernen!)

Die meso Kerne aus meinem NordWestD' Schweifgebiet haben zumeist schmalere, schlankere Schlagbahnen -
auch noch in ihrer Winzigkeit.
Mesolithische Kerne, die ich in flintreichen Regionen von SH und Dänemark gesehen habe,
wurden gar nicht erst so weit 'abgefitzelt' und schon sehr viel eher aufgegeben.

Vielleicht kommt noch eine vergleichende Einschätzung aus der Region?

LG

Jan


Saxaloquuntur

#7
Bei bipolaren Kernen sind zwei gegenüberliegende Schlagflächen vorhanden, die zumindest durch ab genommene Kernscheiben präpariert und nach präpariert werden. Dieser (verworfene) "Rest" in seiner ausgeprägt amorphen Form nutzt zumindest zum Ende hin wohl  keine präparierten Schlagflächen mehr, sondern nutzt als Abbaukanten die Grate der letzten Abschläge. Man kann überlegen, ob es eine Folge mangelhafter Rohmaterialversorgung war, die zu allen Zeiten vorkommen konnte, diesen opportunistischen (?) Vorgang aber zeitlich so einfach zu bestimmen halte ich für gewagt. Die letzten Zielabschläge jedenfalls waren ziemlich kleinstückig und somit kommen vielleicht auch nur Kompositgeräte dafür in Frage mit eben sehr kleinstückigem Silexbesatz, was eher als die Abbauweise in einen Zeithorizont weist, in dem kleine Abschläge/Klingen eine größere Rolle gespielt haben könnten. Ich kenne solche Kernsteine allerdings auch aus dem Mittelneolithikum. Damit sind wir vom Mesolithikum aber schon weit entfernt.  Saxaloquuntur.
Edit: bipolare Kerne kommen ebenfalls, zumindest hier,  auch im Neolithikum vor. Da sollten die Spezis der Region noch was dazu sagen.

CF

Hallo zusammen,

es handelt sich um einen für die Fundgegend typischen Kern, höchstwahrscheinlich mesolithisch. Neolithikum kommt dort allenfalls als Streufund vor, die Gegend war zu feucht bzw sumpfig, um dort Landwirtschaft zu betreiben und zu siedeln.
Einen bipolaren Abbau kann ich auch nicht erkennen, es wären zwei gegenüberliegende Schlagflächen und eine gemeinsame Abbaufläche nötig. Eine gelegentliche Korrektur der Wölbung oder das Entfernen steckengebliebener Abschläge vom Kernfuß aus ist kein bipolarer Abbau.

@ Master-Jeffrey: Ist da evtl noch Maaseirinde vorhanden?
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

Marienbad

@ Saxaloquuntur
dem kann ich nur zustimmen.  :super:
Auf meinen neolithischen Fundplätzen hier im Norden habe ich einige bipolare Kerne finden dürfen.
In den Sammlungen der Ausstellungen befinden sich auch nicht gerade wenig dieser Kerne aus der genannten Zeit.

:winke:  Manfred

master-jeffrey

 :winke:

@all: ich finde es sehr schön, dass dieses Stück eine so umfangreiche Diskussion entbrennen lässt. Da lerne ich bei jedem Posting etwas dazu.  :-D

@Fuchs: nein, Maaseireinde ist nicht mehr dran am Stück (wohl alles bereits gepellt) , aber Maaseier finden sich in der unmittelbaren Umgebung auch noch einige.

mfg

Master-Jeffrey

master-jeffrey

Apropos Masseirinde:

Das unten abgebildete Stück habe ich auf einem Acker knapp 500 Meter vom Fundort des oben abgebildeten Kerns gefunden.

Laut Archäologen handelt es sich um ein Halbfabrikat.  Es ist etwa 4 cm lang.

mfg

Master-Jeffrey

(Die Bilder sind ein bißchen klein geraten.)

CF

Zitat von: master-jeffrey in 10. Mai 2013, 20:10:44
Laut Archäologen handelt es sich um ein Halbfabrikat.  Es ist etwa 4 cm lang.

Würde mich mal brennend interessieren, wer das war. Schick mir bitte mal eine PM. Für mich sieht das nach einer Kernkantenklinge aus. Kein Halbfabrikat.
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

Kelten111

Ja ist ne KKK kein halbfabrikat  :nono:

Mfg  :winke:

Saxaloquuntur

#14
Halbfabrikat...so ein Unsinn. Halbfabrikat von was? Kernkantenklinge ist für mich ohne Draufsicht beider Dorsalflächen aber noch nicht eindeutig sicher. Der "gewellte Grat" sieht auf diesen Fotos auch ein Bisschen so aus, als könnte er Abbaukante sein, der Präpatationsabschlag(?) damit so etwas wie eine partielle Kern"scheibe". Für den Ausschluss müsste man eine Draufsicht der Dorsalflächen beider Lateralen haben um eben aus zu schließen, dass eine davon Teil einer voran gegangenen Schlagfläche war. Möglicherweise sekundäre KKK. S.
Edit. Hänge mal noch ein eigenes Beispiel an.

Saxaloquuntur

hab noch ein zweites Beispiel raus gekramt. Der Bulbus liegt jeweils oben auf der hinten liegenden Ventralfläche.S.

master-jeffrey

 :winke:

Ich werde noch einmal einige andere Ansichten des Stücks dazupacken. "Leider" betätige ich mich gerade im Wohnungstetris - Versuche derzeit alles aus einem Raum in allen anderen zu verteilen, damit ich morgen da streichen kann. Im Moment frage ich mich, wie man soooo viele Sachen in nur einen Schrank bekommen konnte.  :staun:

Spätestens Montag sollte alles wieder im Lot und fotografierbar sein.  :-D

mfg

Master-Jeffrey