Korrekturabschlag oder Scheibenbeil?

Begonnen von Pipin, 05. Oktober 2015, 12:01:35

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Pipin

Moin moin  :winke:,

vom selben Fundplatz wie schon das Kernbeil aus dem Beitrag vor 2 Wochen, stammt dieses Exemplar. Ich bin mir hier gar nicht sicher und möchte gerne Eure Expertenmeinung dazu einholen.

Herzlichen Dank Gruß Christian

Marienbad


Neos

Hallo, Christian,

es handelt sich eindeutig um einen Korrekturabschlag. Warum Marienbad (dessen Know-how unbestritten ist) nun ausgerechnet zwei seiner schönsten Kernbeile seinem Post beigefügt hat, frage ich mich jedoch.  :frech:

Sonnige Grüße aus Schleswig-Holstein

Neos

Marienbad

Zitat von: Neos in 05. Oktober 2015, 13:56:33
Hallo, Christian,

es handelt sich eindeutig um einen Korrekturabschlag. Warum Marienbad (dessen Know-how unbestritten ist) nun ausgerechnet zwei seiner schönsten Kernbeile seinem Post beigefügt hat, frage ich mich jedoch.  :frech:

Sonnige Grüße aus Schleswig-Holstein

Neos

Lieber Neos,
der Link sowie die Fotos stammen aus dem Index http://www.sucherforum.de/index.php/topic,26571.0.html
und zeigen die Flintklingen unter dem Thema -Scheibenbeile-
Es sind nicht meine Funsstücke!

Die Fotos sollten ein Hinweis sein und das Aussehen erklären.

HG  Marienbad

thovalo

#4

Gerade am ersten Fundbeleg (von Manfred eingestellt) ist der seitliche "Schneidenschlag" perfekt angelegt und bestens erhalten.  :super:
Derart perfekte Fundbelege erleichtern mir "Westlicht" den Vergleich. Diese "Perlen des Nordens" sind wunderbar klar und eindrucksvoll.


Im Rheinland und den nahe angrenzenden Niederlanden kommen derart klar spezifisch ausgeprägte Stücke nicht vor,
sondern gelegentlich rein pragmatisch improvisierte und keinesfalls schematisch klar ausgeprägte Zurichtungen.


Im Verlauf der letzten Begehung auf dem großen rechtsrheinischen Fundgelände fand sich ein ruppig geschlagenes lang-schmales, im Umriss der Aufsicht etwa trapezförmiges Silexstück mit hohen Rücken und einer geraden schneidenartigen geraden Kante und daran entlang alt überprägte Aussplitterungen. Das Stück wirkt so als sei es ggf. als Hiebgeräteeinsatz oder in der Art eines Meißels oder Beitels verwendet worden.


Wenn ich es bald wieder in die Hand nehmen kann schaue ich es mir noch genauer an!  :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#5


Was ich durch einen Besuch bei Manfred im "Geschichtserlebnisraum Lübeck" / "roter Hahn" (Lübeck-Kücknitz) noch einmal klarer als sonst vor Augen geführt bekommen habe ist:


RETUSCHIERUNGEN dienten in der REGEL rein pragmatischen Zwecken.
Sie waren bereits besondere Zurichtungen in einer spezifischen praktisch-funktionalen Ausrichtung.


Handwerklich dienen konnte jeder noch so einfache Abschlag und jedes gebrochene Klingensegment ohne jede Retuschierung oder einer sonstigen Zurichtung.

Funktionsanalysen wie die in der Publikation "Flint in Focus" von Annelou van Gijn bestätigen das in bestens ausgeführter Dokumentation an originalen Fundbelegen nachhaltig und eindrucksvoll.


Komplexe Retuschierungen gehen dem gegenüber oft bereits über rein pragmatische Funktionen hinaus und sind formgebende Retuschen.

Das gilt insbesondere für Projektile die noch am ehesten zu Funden gehören die eine allgemeine Verbreitung hatten. In der individuellen Ausprägung spielten möglicherweise kulturelle Traditionen in Verbindung mit bewährten Funktionselementen wie der Ausführung eines Schäftungsdorns und von Flügelenden eine Rolle.

Ein besonders interessanter Aspekt ist die Scheidung ganzer Regionen in die weit bevorzugte Nutzung von Pfeilspitzen oder von Pfeilschneiden.

Bei hoch fein ausgeführten Exemplaren von Projektilen deuten sich auch Aspekte der Darstellung der virtuosen Beherrschung der Bearbeitung des Materials Silex und eine formal-typologische Anpassung an Vorbilder aus Metall an, die seit dem 4. Jahrtausend aus südlicher Ausrichtung stammend zunehmend aufkamen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Neos

Hallo, lieber Marienbad,

ich hatte den Link nicht angeklickt, sondern mir lediglich die beiden Bilder angeschaut. Im Index sieht man vom ersten Artefakt auch die Rückseite. Und, ja, das ist ein Scheibenbeil. Das hätte ich nach dem Anschauen der Vorderseite nicht erwartet. Mea culpa.  :engel:

Unabhängig davon würde ich das zweite Artefakt - auch wenn es aktuell im Index unter "Scheibenbeil" zu finden ist - eigentlich als Kernbeil ansprechen. Zugegeben spricht die Schneide für ein Scheibenbeil, aber für mich schaut es so aus, dass Vor- und Rückseite dieses schönen Artefakts aus einem Kern herausgearbeitet wurden.

Was meint ihr?

Viele Grüße

Neos

StoneMan

Moin,

den von Christian Pipin gezeigten Fund würde ich auch für einen Präparations/- Korrekturabschlag halten.

Die von Manfred verlinkten Beile sind eindeutig Scheibenbeile.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Pipin

Hallo Manfred, Jürgen, Thomas, Neon,

das mit dem Korrekturabschlag lag auch näher. Wollte jetzt nur 100% sicher gehen.

Die Beispiele von die Manfred sind sehr schön.

Herzlichen Dank dafür  :super: