Ich HAB IHN gefunden

Begonnen von Silex, 09. März 2008, 20:01:40

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Silex

Meinen ersten erkennbaren Dolch.
Er stammt von der "Pfeilspitzenfundstelle" an der sämtliche Epochen versammelt sind ... unter Anderem mit diesem Übergangshorizont Endneolithikum- Frühbronzezeit...der sich  in hier unbekannter Keramik und eben diesen vielen Pfeilspitzen manifestiert .
Schön ist er nur in ECHT...die Fotos sind nur eine Krücke...
Zuerst dachte ich an eine Riesenpfeilspitze ...als Halbfabrikat...
Die Basis trägt noch Rinde....und das Stück ist aus schlechtem Material (ist das Jurahornstein?....Baiersdorf?...ich bin mir nicht ganz sicher)
In den Rindeneindellungen  sieht es nach Feuereinwirkung aus... und dort war es auch wohl schwierig das Ding zu verfertigen.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die Länge beträgt bloß (mehr) 56 mm... vermutlich war da vorne mal mehr "dran"...

Silexdolche sind bei uns in der weiteren Umgebung noch nicht gefunden worden.....
ist es überhaupt EINER?

Wenn wer was weiss....
Danke
vom
Edi 
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo Edi,

auf jeden Fall ein schönes Teil. Ob es Jura-Hornstein ist, kann ich mangels Erfahrung mit dem Stoff nicht sagen. Von der Form her würde ich es aber auch zwanglos in die Kategorie Messer/Dolch einordnen.

Glückwunsch,

Fritz.

rolfpeter

Boah eh, das ist ein starkes Teil!
Für eine Pfeilspitze ist es natürlich viel zu groß und schwer. Ich würde es auch als Dolchklinge bezeichnen. Zum Material kann ich hier vom Westen aus nichts sagen, aber ein plattenförmiger, geringmächtiger, bergmännisch geförderter Plattensilex schaut doch wahrscheinlich genau so aus. Sonst wäre ja die Rinde auf beiden Seiten nicht zu erklären.

Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo Silex  :-)

Obwohl ich ja sehr weit von deiner Fundlandschaft weg bin, traue ich mir dennoch meinen Senf dazuzugeben.

Ich habe schwierigkeiten das Stück als Dolch zu erkennen. Hier würde es jedenfalls nie so interpretiert werden.
Da der Basis noch Rinde tägt, scheint es mir keinen Dolch sein zu können.  :kopfkratz:

Ich würde für Pfeil- oder Speerspitzen-Rohling plädieren !

:winke:

rolfpeter

Zitat von: agersoe in 10. März 2008, 13:16:21

Ich habe schwierigkeiten das Stück als Dolch zu erkennen. Hier würde es jedenfalls nie so interpretiert werden.
Da der Basis noch Rinde tägt, scheint es mir keinen Dolch sein zu können.  :kopfkratz:


Ich bin auch sehr weit von Edis Fundlandschaft entfernt und habe zuerst auch an eine Speerspitze o.ä. gedacht.
Nach meiner Einschätzung war das Stück aber ursprünglich länger, d.h. die Spitze ist verschleißbedingt immer weiter eingekürzt worden. Ähnlich ist das bei den MK-Spitzklingen, die bei uns zu finden sind. Die waren im Neuzustand vielleicht 15 cm lang, man findet aber immer nur Bruchstücke oder Rest-Spitzen von 6 bis 8 cm Länge.
Deswegen vielleicht ein Dolch-Reststück

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger


Hmm, tjaaa...  :kopfkratz:

Auch die Cortex-Reste auf den Seiten sprechen gegen einen vollendeten Dolch, und für eine Pfeil- / Speerspitzenvorarbeit.

:winke:

Khamsin

Moin!

Also, zuerst einmal ist das ein sehr schöner Fund, zu dem man Edi nur herzlich gratulieren kann.

Im Hinblick auf die Ansprache als möglicher Dolch schliesse ich mich indes agersoe gerne an.
Wer eimal bayerische sog. Dolche gesehen hat, der weiss ja wie die aussehen. Und das ist doch anders als das hier präsentierte Stück.
Das Ganze steht und fällt mit dem seitlichen Rindenrest! Die einzige Idee, die mir dazu kommt, ist folgende: Mit ist bekannt, dass z.B. in dickeren Platten aus Bayersdorfer Hornstein sog. natürliche Sprungflächen angetroffen werden können. Aber die liegen alle horizontal in den Platten und nicht im rechten Winkel zu den Breitseiten.

Die Trennflächen der Hornsteinplatten sind - wie übrigens auch diejenigen beim Lousberg-Flint - nichts anderes als Krakelees, die durch endogene Tektonik entstanden sind. In diesem Sinne handelt es sich ebenfalls um natürliche Sprungflächen. Sie sind immer irgendwie rauh, aber es fehlt aus naheliegenden Gründen immer eine echte Rinde.

Allein wegen der rechtwinkeligen Stellung dieser natürlichen Sprungfläche scheidet die Ansprache als "Dolch" aus. Und eine kontinuierliche Abnutzung einer ehemals erheblich längeren "Dolchklinge" scheidet auch aus, denn dann gäbe es nicht diese noch deutlichen Rindenreste und eine vergleichbar grobe Kantenzurichtung. Tatsächlich macht das Stück eher einen unvollendeten Eindruck.

Beste Grüsse und schala gaschle KIS   






"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Silex

o..ohh,
doch kein Dolch!
Ist auch egal...das Ding war mal (etwas) länger,  stammt nach Material und Beifunden  vermutlich aus einem (end -?) neolithischen Kontext. Dann eben ein untypisches Silexgerät.Die Schäftung wäre zudem fürwahr ein Ding  der Unmöglichkeit gewesen....aber zuerst dachte ich das Ding wäre vorne viel, viel länger gewesen.
Ortsübliche Pfeilspitzen hätte man im Viererpack (oder mehr) daraus verfertigen können.
Ein Statussymbol scheidet bei dieser Machart aus...(ich bin noch auf der Suche nach dem  Sinn des Herstellens...). Ein halbwegs Steinkundiger hätte die tiefen Cortexeinschlingungen sofort als Ausschlussmerkmal  für diesen Zweck erkannt.
Dreiecksförmig mit beidseitig retuschierten Längskanten und einer dolchuntypischen Spitze und Basis .
Zwei Möglichkeiten:
Das Ding hat "gearbeitet" und wurde dabei fortlaufend verkürzt...aber was? Die Spitze könnte vielleicht Aufschluss geben?
oder:
Das Ding wurde während des Fertigungsprozesses (durch einen Diaspora-Steinschläger) verworfen...vermutlich von seiner Frau.

Mein zweites  Stück hier aus dem fernen Bay(i)ersdorf...das eine eine Sichel und DAS.
In meiner "Bedeutungsebene" hat sich da jemand ein Stück Rohmaterial erworben.... und wurde nicht gerade glücklich dadurch...
Ich schon.
Oder:
Nur wenige Desperados, Geächtete, Rohstoffexploratoren und Händler werden sich aus dem  fruchtbaren Gebiet südlich der Donau in  unsere karge Landschaft gewagt haben um  hier ihr , wenn auch kurzfristiges ,
Lager aufzuschlagen. Da wird man schon ein bißchen herumexperimentiert haben mit dem heimischen Mitbringsel.
Ein Stück  bearbeiteter Silex aus ferner Zeit. Nicht mehr und nicht weniger. "Verstandes- und Typologieebene" . Und das ist gut so, Freunde  des Wissenwollens.
Danke für die Erweiterungen!!!
Darum bin ich gerne hier

Edi


Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Offa

Hallo,
ich habe ein ähnliches Stück hier rumliegen,das ich nicht genau einorden kann.Vermutlich aufgrund des sichtbaren Einschlusses gebrochen?

Silex

Mann, Offa wasn das für ein Brummer....
Kann ich mir im Neo/Mesolithikum gar nicht vorstellen.
Die Bruchstelle hätte der Steinschläger sicher vorab berücksichtigt....
Schaut aus wie kürzlich nach einem Paläolithwerkzeug angefertigt.
Is das Ding vom Acker?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Offa

Das Teil wurde leider nicht von mir selbst gefunden,sondern stammt aus einer sehr kleinen Fremdsammlung,die ich mal für eine Schachtel Kippen übernommen habe.Das gezeigte Stück,und ein kleines Scheibenbeil vom Möntyp waren die einzigsten Artefakte,der Rest waren Geolithen.Ich weiss,das das Stück auf einem Acker auf der Insel Rügen Nähe Kap Arkona aufgefunden wurde.Ein ähnliches Stück habe ich mal bei diesem bekannten e-bäh verkäufer gesehen,der es als Dolchblatt angepriesen hat.
Vielleicht sollte es mal ein Dolch werden,und ist bei der Bearbeitung aufgrund des Einschlusses weggebrochen.Danach wurde meiner Meinung nach mindestens ein Abschlag von der Bruchkante her abgetrennt.

Der Wikinger

Hallo Offa !

Es gibt da, meiner Meinung nach, zwei Möglichkeiten.

1. Es ist eine Speerspitzen-Rohling, Neolithikum.

2. Es handelt sich (wahrscheinlicher) um eine Vorarbeit für eine flächenretuschierte Sichel (Neolithikum), die aber im Prozess abgebrochen ist, wegen dem (am Anfang versteckten) Fehler im Flint.
Danach könnte der Rest als Rohling für eine Speerspitze verwendet worden sein; die von dir gezeigten Retuschen unten sprechen dafür, ist jedoch, wahrscheinlich wegen dem doch schwierigen Weiterkommen auf Grund des Fehlers, aufgegeben worden.

Dolch isses auf keinen Fall, die sehen anders aus !!

:winke:

Offa

Danke für die Einschätzung Agersoe  :zwinker: