Hornstein ....... ? ........ im Vergleich ........

Begonnen von thovalo, 30. Juli 2011, 12:01:17

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thovalo

Dieser Abschlag stammt von einem Fundplatz am rechten Niederrhein und hat sehr deutlich die Frage nach der Herkunft des Materials aufgeworfen. Es handelt sich definitiv nicht um eine bekannte nordische oder westliche Silexvarietät und auch nicht um Quarzit.

Der Fundplatz wurde in der Zeit der "Bischheimer Kultur" in der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausend aufgesiedelt,
der dann die jungneolithische  "Michelsberger Kultur" nachgefolgt ist.
Funde weiterer Aufenthalte stammen aus dem Endneolithikum.

Wenn ich mir Roberts Material so ansehe, finde ich den Vergleich dieses Fundbelegs mit seinen Rohgesteinen recht zutreffend!

z.B:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,50411.0.html

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,50956.0.html


Was meint Ihr!?

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Robert

hallo Thomas,

hast Du kein Werkzeug aus diesem schönen  Material, bis jetzt gefunden? Ich halte Dir

jedenfalls für die Zukunft die Daumen :super:

Grüße Robert :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

thovalo

#2
Sag mal Robert: kommt es hin, das dieser Abschlag Deinem Material zumindest sehr ähnelt?
Da hast Du sicher den geschulteren Blick!  :glotz:

Die Fundstelle ist im Fundaufkommen ........ weit überproportional fundreich.
Daher kann ich mir gut vorstellen, das in den kommenden Jahren durchaus noch
weitere Stücke dieser Steinvarietät mit auftreten können.
Auch auf den immer nur einige hundert Meter weiter entfernt gelegenen Plätzen ist noch kein vergleichbares Stück mit aufgetreten.

Auf dem konkreten Fundplatz wurden unter andern auch exotische Feuersteinvarietäten verwendet.
Und einige Stücke scheinen Silices von der Bildungsgeschichte des Hornsteins zu sein wie eben dieser Abschlag.

Wenn es o.k. ist stelle ich hier noch einige merkwürdige Kandidaten mit ein, zu denen Dir vielleicht auch etwas einfällt !?
Ich mache mal einige Bilder dazu! Alle Stücke sind hier im Rheinland fachlich begutachtet und aus dem Bestand hier bekannter
Silexvarietäten ausgeschieden worden.

glG thomas    :winke:


Als Anhang:
Das Stück hier ist das Fragment eines Artefakts aus einem plattig gewachsenen trüb-opaken Silex mit fester Kortex. Das Material ist grau-opak (Baiersdorfer Hornstein möglich?). Unterhalb der Kortex eine parallel verlaufende Schichtung. Die Retusche ist dem Rand folgend fein gestaffelt. Die Artefaktform ist unklar.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Ein Stück vollkommen opaken heller beigefarbigen Silex (Hornstein) mit beim Aufspalten gekappten schwarzen eingeschlossenen Inklusen (Fossilien?).
Sehr weit entsprechend scheint eine Hornsteinvarietät von LAMPENGERG, Kanton BASEL LAND in der SCHWEIZ zu sein.

:glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Und zuletzt gibt diese Silexvarietät Rätsel auf!  :glotz:


Falls da Jemand vielleicht etwas wieder erkennt und nähere Hinweise geben könnte: wäre das einfach nur KLASSE!  :super:


glG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Robert

Hallo Thomas,

hab hier noch eine Materialvariante von Plattenhorstein fotografiert.

Schöne Teile hast Du hier eingestellt und mit exotischen Materialien,
besonders das Letztere, so eine Variante hab ich in Bayern noch nicht
gefunden :super:

Grüße Robert :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

thovalo

Danke für die tollen Ansichten!  :super:

Beim letzten Stück gibt es die Möglichkeit das es sich ggf. auch um einen hier sonst nicht mit auftauchenden französischen Silex handeln kann. :kopfkratz:



glG thomas  :winke: :winke: :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Mark77

Klasse Materialien!!

Beim ersten Stück, Thomas, machts mir die Patinierung etwas schwer da genaueres zu sagen! Mir schwarnt da was in Richtung tertiärem Süßwasser-Material. Die sind meistens so ähnlich wie Feuersteine vom gesamten Habitus her, nur die Körnung ist eher wie bei Hornsteinen ausgeprägt.

Dein Stück Plattenhornstein, und ich will es auch gerne so nennen, gleicht nicht dem Baiersdorfer Typ. Aber, auch trotz der fehlenden Bänderung, würde ich es als Variante des Abensberg-Arnhofener Materials ansehen. Hierfür spricht die recht gute Verkieselung des Materials, die beim Baiersdorfer nicht gegeben ist!

Bei deiner dritten Varietät hast du ja schon etwas zu geschrieben. Aus der Schweiz habe ich selber leider noch nicht viel Material vor die Linse bekommen, daher hierzu von mir keine Bestätigung. Ansonsten kenne ich solches schwarz auf weiß gepunktetes Material nicht.

Die vierte Variante würde ich auch als Hornstein klassifizieren. Die Körnung spricht dafür. Ansonsten kann ich mich an kein Material im "Navy-Tarnfarbenanzug" erinnern. :oho: Aber Frankreich als Herkunftsland würde ich, wie du es schreibst, ebenfalls vermuten!
Wenn nicht käme noch das Material in Frage: http://praehistorische-lithothek.de/page9.php#MKH%20WaldTien

Dein Stück, Robert, schaut stark nach dem Mailenhofener Typ aus und wäre dann kein Plattenhornstein sondern der dort typische gebänderte Jurahornstein. Charakteristisch für Mailenhofen ist die doch recht wilde Bänderung.

Soweit aus Tübingen! Go aisatsu!
Markus

thovalo

@ MARK

Danke Dir ganz herzlich für die Unterstützung!

Diese Materialien fallen rundherum ganz aus dem Spektrum der hier sonst verwendeten Silexvarietäten,
die zwar auch singulär gemustert oder gefärbt sein können, aber nie so komplex in Färbung, Struktur und Textur aus der "Art" schlagen!

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hochwald

Moin Thomas  :winke: und Gemeinde!

Sehr interessante Varietäten habt ihr hier vorliegen.

Anbei ein paar Fotos eines Stück Silex, welches ich bei Tiefbauarbeiten, dem Aushub abluxen konnte.

Es scheint kein Gerät zu sein, aber die Färbung und die Art der Bänderung finde ich faszinierend.

Die Farben reichen von grau über caramel, braun bis hin zu rosa, in verschiedensten Nuancen.

In Original sind die Farben noch etwas kräftiger, als ich es mit meiner Kamera darzustellen vermag.

Beide Flachseiten sind stark glänzend.

Die weiße Kortex fühlt sich hart/kreidig an.

Für unsere Region (südl. v. Berlin) ein seltenes Stück!

Gruß!
Robert

Robert

Hallo Markus,

hab das Teil in der Nähe von Abensberg gefunden nur zur Info.

Grüße Robert :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

thovalo

#11
Zitat von: hochwald in 31. Juli 2011, 09:21:26
Moin Thomas  :winke: und Gemeinde!

Sehr interessante Varietäten habt ihr hier vorliegen.

Anbei ein paar Fotos eines Stück Silex, welches ich bei Tiefbauarbeiten, dem Aushub abluxen konnte.

Es scheint kein Gerät zu sein, aber die Färbung und die Art der Bänderung finde ich faszinierend.

Die Farben reichen von grau über caramel, braun bis hin zu rosa, in verschiedensten Nuancen.

In Original sind die Farben noch etwas kräftiger, als ich es mit meiner Kamera darzustellen vermag.

Beide Flachseiten sind stark glänzend.

Die weiße Kortex fühlt sich hart/kreidig an.

Für unsere Region (südl. v. Berlin) ein seltenes Stück!

Gruß!
Robert


:winke:  Hallo Robert!   :winke:

Dein Stück ist ein nordischer Silex mit stark ausgeprägter Bänderung. Die Einfärbung ist durch die Feuchtbodenlagerung entstanden und hat das bereits herrlich gebänderte Stück so eindrucksvoll gefärbt.

Die Fundbelege Oben unterscheidet davon, das sie, bis auf den ersten Abschlag, so gefärbt sind wie sie waren und das die Struktur des Materials feinkörnig und ohne erkennbare Einschlüsse ist. Also eher aus Süsswasserbildungen stammen werden die dann als Hornstein oder Chert angesprochen werden.

Diese Vorkommen bildeten in Süddeutschland, der Schweiz und Frankreich wichtige Grundlagen zur Werkzeugherstellung und WENN sie einmal im Rheinland aufzufinden sind tritt die Bedeutung als Austauschprodukt deutlich hervor.

Gestern Abend habe ich mir die Dissertation von Roth zum Abbau des Hornstein von Abensberg-Arnhofen herunter geladen und gelesen.
Tatsächlich, sofern die Ansprache bestehen kann, bildet dieses Fundstück dann den am weitesten nördlich aufgefundenen Beleg der direkt am Rheinlauf angetroffen worden ist. Die Strecke von der Abbaustelle zum Fundpunkt beliefe sich dann auf etwa 550 km (laut Routenplaner).

Die Dissertation geht auch auf diese fernen Fundstellen ein und gibt eine Erklärung in der Form der eher prestigebezogenen Bedeutung "exotischer" Materialien im Austausch von "Hand zu Hand" aufgrund persönlicher Kontakte. Das Plattenhornsteinfragment weist eine enorm fein gestaffelte Retusche auf und ist offenbar von einem größeren Stück abgebrochen (vielleicht taucht das noch in den nächsten Jahre auf!) stammt also von einem repräsentativen vollständigen Objekt und ist kein Produktionsabfall.

Dieser eine Fund ermöglicht Rückschlüsse auf Grundlage des vorliegenden Fundbestandes.
Als Siedlungsbeginn der Fundstelle ist die "Bischheimer Kultur" (etwa. 4.500 - 4.200 v. Chr.) durch Keramikbelege nachgewiesen.
Diese hat sowohl starke Beziehungen noch Westen (Frankreich) wie auch an den Mittelrhein.
Der Mittelrhein war wiederum ein Hauptdistributionsgebiet des Hornsteins von Abensberg-Arnhofen.

Der Fundbeleg eines Keulenkopfes und der Beleg einer Prunkbeilklinge aus Jadeit spielen in diese Zeit mit hinein und verweisen auf eine weitläufige Ausrichtung in der Bezugsphase von Hornstein des Typs Abensberg die bereits nach der Hochphase im frühen und mittleren Neolithikum liegt. Diese Funde binden das Gesamtsiedlungareal an dieser Stelle in ein enorm weit gespanntes Netzwerk in alle Himmelsrichtungen ein. Der Keulenkopf weist nach Osten, das Prunkbeil und der Hornstein nach Süden, der Maasfeuerstein nach Westen, einige Silices nach Norden.

Der Fundbereich liegt dann auch wieder zwischen den extrem weit von der Abbaustelle bei Abensberg gelegenen Fundpunkten in der Rheinischen Bucht und in Westfalen, sodass auch hier wieder die WEST-OST-Verbindung eines Fernwegs über Land angedeutet wird.

So kann sich selbst so eine kleiner und eher unscheinbarer Fundbeleg aufgrund des besonderen Materials in die Inerpretationsgeschichte dieses Platzes mit einfügen und deshalb ist die Möglichkeit einer Vorstellung und eines Austauschs hier im Forum unterstützend. Zumindest für die Frage in welche Richtung man ggf. blicken kann!


Dafür allen hier herzlichen Dank!  :Danke2:

glG thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Robert

Hallo Thomas,

ich sage kurz und bündig  :super: :super: :super: :super: :super:

Danke Robert :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr