Gestern: Freudentanz auf´m Acker

Begonnen von Siebenpapagei, 07. November 2011, 18:05:38

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Siebenpapagei

Hallo zusammen :-)

ich war gestern mal wieder an der See zum sammeln, bei traumhaften mystik-nebelwetter. Hatte mich kurzfristig entschieden zu einem anderen Acker zu fahren, als ich eigentlich wollte, weiß gar nicht genau wieso, die Eingebung kam so und fühlte sich gut an. Nach 5 Minuten, das erse Fundstück, ein großes Nackenstück eines Dünnnackenbeiles. Für mich schon ein absolutes Highlight, 2 Schaber kamen dann auch noch dazu. Zufrieden habe ich dann den Fundplatz verlassen, bissel an der Küste spazieren gehen und nach Fossilien suchen. Auf dem Rückweg nochmal am Fundplatz vorbei, ich musste nochmal rauf, so´n inneres Kribbeln schob mich auf den Acker und daaaaann, nach wieder etwa 5 Minuten dad dolle Ding!!! Da ging das hier ab:  :reiter: :hilfe3: :jump: :cool1: :d4: :huepf3: :huepf2:

Das ist mein erstes großes unbeschädigtes (von den rezenten Ausbrüchen im Schneidenbereich mal abgesehen).
Das Beil wiegt 395g und ist 14 cm lang und misst an der dicksten Stelle 3 cm, im Nackenbereich 1-1,5 cm. Die Breitseiten sind überschliffen und die Schneide auf Hochglanz poliert.
Ich denke, dass es sich um ein Dicknackenbeil handelt, bitte korrigiert mich wenn ich da falsch liege. Da ich auf diesem Acker schon mal eine Sichel finden durfte, würde mich interessieren, ob man das Beil genau eingrenzen kann. Soweit ich weiß wurden Dicknackenbeile sowohl wärend der TBK-Zeit, als auch während der Dolchzeit verwendet. Oder gibt es da feine Unterschiede?

Viel Spaß beim Betrachten der Bilder und vielleicht beim mitfreuen. Ein paar Fotos der tollen Landschaft sind auch mal mit dabei, habe versucht die Stimmung einzufangen.

LG 7Papagei :winke:

Siebenpapagei


Moonk

Glückwunsch, :super: ein super Fund.

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

StoneMan

Waohhh  :super: :super:

Glückwunsch 7P  :Danke2:  :glotz:  :irre: :prost:

Das DING ist  :boh: :boh: :boh:


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Das hast DU doch dahin gelegt!  :zwinker:

Schon die Bilder wirken bläulich-gräulich verzaubert ..... Du bist es wohl den Schollentrollen wert gewesen so etwas finden und mit nach Hause nehmen zu dürfen!

Bei Beilklingen gibt es häufiger das Phänomen stark glänzender Schneiden. Das ist jedoch keine "Politur" sondern der Nachglanz des intensiven Gebrauchs bei der Holzbearbeitung. Die Schneide wird durch Kontakte der Niederschläge von Kieselsäure in der Oberfläche so verändert.
Also der Hinweis auf einen intensiven Gebrauch. Vollständige Beilklingen wurden kaum "einfach so" hinterlassen. Im Fall Deines Funde von EINER Beilklinge steht die Frage der Funktion als Beigabe in einer Bestattung oder die Niederlegung in rituellen Kontext mit im Raum. In der Niederländischen Archäologie gibt dazu etliche Arbeiten!

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Moin Siebenpapagei,
Glückwunsch zu dem Superfund.
Mit Dicknackenbeil liegst Du richtig. Gegen Ende der Trichterbecherkultur tritt dieser Beiltyp auf.
Die Dicknackenbeile der Bronzezeit sehen etwas anders aus.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Roskva

Hammer Fund! Herzlichen Glückwunsch!  :prost: - und ne schöne Landschaft hast du auch!  :-)

LG
Rikke
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

Steinkopf

Hallo!

Zunächst herzlichen Glückwunsch an 7P zu einem sehr schönen Fund
der hier stimmungsvoll für eine Fangemeinde präsentiert wurde!
Gut erhaltene Beile dieser stattlichen Größe findet man nicht alle Tage.
Ich wäre vor Freude eine Handbreit über den Boden geschwebt!

Thomas (Thovalo) hat eine interessante Ausssage zum besonders feinen Glanz -
ich dachte bisher immer zur besonders feinen Politur - im Schneidenbereich
gemacht:

"Beilklingen gibt es häufiger das Phänomen stark glänzender Schneiden. Das ist jedoch keine "Politur" sondern der Nachglanz des intensiven Gebrauchs bei der Holzbearbeitung. Die Schneide wird durch Kontakte der Niederschläge von Kieselsäure in der Oberfläche so verändert.
Also der Hinweis auf einen intensiven Gebrauch"

Das habe ich bislang noch nicht so gesehen. Es wäre interessant, bei den langen dünnen
Prunkbeilen (TBK), die sicherlich nicht praktisch gebraucht worden sind, einmal darauf zu schauen,
ob sich die Politur zwischen Korpus und Schneide unterscheidet.
Leider hab ich gerade keines herumliegen.

Danke für die Beiträge!

Jan

stereocidaris

Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Fund auch von mir,
schöne Fotos auch vom Fundplatz und der Küste, da bekomme ich Lust, gleich wieder rauszugehen und zu suchen. Es sind schon besondere Momente, wenn man ein so schönes Stück entdecken und aufheben darf....
Wann sonst möchte man schon vor Freude tanzen.
LG Stereocidaris

Goatman

Hi,
Glückwunsch zu diesem echt tollen Fund und
danke fürs zeigen  :super:

mc.leahcim

Jaaaaaaaa   ja Jaaaaa,
sehr schöne Bilder der Fundsituation, geradezu eine Liveshow. Ich liebe "Fundinsitu"- Bilder. Man könnte sie sich ausdrucken und dann wie ein Daumenkino.... :dumdidum:

Ich glaube ich schweife ab. Einen herzlichen Glückwunsch zum tollen Fund

Wünscht

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

fuchs

Zitat von: Steinkopf in 07. November 2011, 21:32:15
Es wäre interessant, bei den langen dünnen
Prunkbeilen (TBK), die sicherlich nicht praktisch gebraucht worden sind, einmal darauf zu schauen,
ob sich die Politur zwischen Korpus und Schneide unterscheidet.

Hallo Jan,

Prunkbeilklingen sind tatsächlich poliert worden. Dort ist der Glanz auf der ganzen Oberfläche gleich stark ausgeprägt.

Arbeitsbeile hingegen sind nur geschliffen worden, der Glanz entsteht nur im Schneidenbereich, durch die Reibung , wie Thomas schon schrieb.

Das Foto ist nicht der Hit, aber ....

Wutach

Hallo 7P,

toller Fund. Und jetzt aber richtig feiern!

LG Marc.

Siebenpapagei

Hallo :winke:

vielen, vielen Dank für eure Beiträge. Ich betrachte auch die Bilder mit großer Freude, die den Moment des Findens ein Stück weit wieder aufleben lassen.
Das mit dem Gebrauchsglanz bei Beilen im Schneidenbereich war mir bisher auch unbekannt, wieder etwas dazugelernt.  :super: Ob das aber für alle Beile gilt halte ich für fraglich. Die Schneiden wurden doch vorsichtiger geschliffen, auch mit feinerem Schleifmedium. Somit entsteht doch auch Politur?!
Zudem ist bei diesem Beil unmittelbar an der Schneide die Oberfläche matt. Der Glanz beginnt erst ca. 3cm hinter der Schneide.
Eine Erklärung könnte ja doch sein, dass das Beil ursprünglich länger war, benutzt wurde und sich der Glanz gebildet hat. Dann nach Abnutzung nachgeschärft und nicht wieder benutzt.
Übrigens, bei dem Fundareal handelt es sich um einen fundreichen Siedlungsplatz. Ich habe vom Bauern erfahren, das dort schon früher ganze Dolche und Beile gefunden wurden. Da gab es aber auch noch nicht die moderne Erntemaschinerie. Ich denke nicht, dass unmittelbar in der Siedlung ein Grab lag. Obwohl es ja auch die Bestattungssitte unter den Fußböden der Häuser gab, allerdings andernorts. Mmmhh, Belege dafür gibt es hier im Norden doch nicht?? :kopfkratz:

Vor einiger Zeit hat mir ein Bauer auch von einem interessanten Brauch erzählt. Demnach war es vor noch nicht all zu langer Zeit Sitte alte gefundene Steinbeilklingen unter die Türschwellen der Bauernhäuser zu legen um Unheil abzuwenden. Ich habe auch in einem Buch darüber gelesen, dort wurden auch Steinäxte über Türen aufgehängt. Der Brauch scheint wohl ´ne alte Tradition zu sein, nur wie alt? Man weiß es nicht!

Interessant ist auch, dass ich ungefähr am gleichen Fleck die Sichel gefunden habe, mein Prunkstück. Die Sichel wurde (auch) nachgeschärft. Ein Depot an der Stelle wäre vielleicht ja auch möglich.
Ich finde das schon wieder extrem spannend, wie das Beil dort hin gekommen ist, wer es hergestellt hat, wie die Menschen aussahen und lebten und und und...Das wird man leider nur nie genau erfahren, da bleibt nur die Spekulation.

LG

7P

thovalo

Ohne Schleifmedium ...... weil sonst immer wieder der feine Schneidenkantenverlauf ausbricht!

Das feine Schleifen ergbit keinen stark spiegelnden Glanz sondern insbesondere einen feine Oberflächenstruktur.
Schau doch mal im Schräglicht, ob und wie die feinen "Poren" des Silex zu erkennen, oder im Bereich der Schneide weitgehend mit verdichtet sind!

Glänzendglatte Schneiden auf denen Läuse Schlittschuh laufen können sind im Gebrauch zumeist silikatgeschwängert .....
......Glattglanzbildung wie der Sichelglanz auf Sichelklingen.

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.