Gerät - aber was ist es?

Begonnen von rolfpeter, 06. März 2007, 17:28:02

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rolfpeter

Servus Freunde,

hier ist ein Abschlag aus Schotterflint mit bearbeiteter Spitze. Es wäre mir fast garnicht aufgefallen, aber auf der einen Seite sind dorsalseitig Retuschen, dort ist die Ventralseite unbeschädigt und auf der gegenüberliegenden Seite sind die Retuschen ventralseitig, dorsal ist dort alles unbeschädigt. Die bearbeiteten oder abgenutzten Stellen haben starken Glanz.
Könnte es sich um eine Art von Bohrer handeln? Im heutigen Maschinenbau gibt es ja sogenannte Senkbohrer, die dienen dazu, die Köpfe von Senkkopfschrauben im Material plan zur Oberfläche verschwinden zu lassen. Im Neolithikum gab's das wahrscheinlich noch nicht - aber welchem Zweck könnte das Gerät gedient haben? Eines ist klar, der intensive Glanz beweist: das kleine Gerät ist fleißig benutzt worden!
Ich habe versucht, die betreffenden Partien des Gerätes zu fotografieren, aber der intensive Glanz passt irgendwie nicht auf den CCD-Chip.
Kommt doch mal rüber, mit euren Ideen.


Der komplette Stein dorsalseitig. Oben ist die Spitze mit 2 von oben kommenden Negativen, rechts bis etwa 14:30 Retuschen, kaum zu erkennen.



Hier ist die retuschierte Dorsalpartie noch mal im Detail:



Und zuguterletzt die Retuschen auf der gegenüberliegenden Ventralseite:



Beste Grüße und Dank
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger


Hallo RP  :-)

Ich glaube da müssen mehr Fotos her !?!  :engel:

Ich glaube auf dem oberen Bild oben rechts Stichel-Fazetten sehen zu können. Bin mir aber nicht sicher !!  :winke:

Silex

servus , RP, 2 ähnlich wirkende Teile hab ich auch in meiner Sammlung, aber nicht mit so einer deutlichen Bohrerorientierung.
Die  hoch ins Innere des Gerätes abgenutzten  Retuschierungsbahnen, seitlich der (zudem ziemlich breit hineinufernden) Bohrerkanten kommen mir auch  seltsam vor für einen Bohrer. Das Material  müsste ziemlich weich gewesen sein... in dem gearbeitet wurde .....oder es war ein Kombigerät  welches auch zum Kratzen geeignet war....
Du liest.... auch ziemlich interessiert aber machtlos in der Bestimmung
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Servus, agersoe, an einen Mehrfachstichel hatte ich auch schon gedacht. Die optimale Grund- und Handlingform hätte "er"... aber die  Abnutzungsspuren an den retuschierten Bahnen - die auch so weit in die Grundform reichen- machen mich ratlos
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Zitat von: Silex in 06. März 2007, 22:00:33
Servus, agersoe, an einen Mehrfachstichel hatte ich auch schon gedacht. Die optimale Grund- und Handlingform hätte "er"... aber die  Abnutzungsspuren an den retuschierten Bahnen - die auch so weit in die Grundform reichen- machen mich ratlos
Bis bald
Edi

Mich auch, Edi !!  :-D

Deshalb auch die Bitte um mehr Detailfotos der "Spitze" !!  :winke:

rolfpeter

Danke Jungs,
hier noch 2 Bilder, der Stichelschlag ist ja vielleicht nicht das Entscheidende. Rätselhaft sind die Wechselretuschen lateralseitig, mit wesentlich stärkerem Glanz, als es die Fotos zeigen. Die Kanten sind nicht so scharf wie bei einer Kratzerkante. Das etwas weiches mit dem Gerät bearbeitet wurde, ist auch für mich nachvollziehbar.





Besser kriege ich die Bilder nicht hin!
Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo wieder RP  :-)

Ein paar aufklärende Fragen:

1) Welches Zeitalter hat die Fundstelle ?

2) Ist die Erde dort sandig ?




rolfpeter

Auf der Stelle habe ich u.a gefunden:
Spätneolithische Beilklingen, Kleinere Silices mit LBK- oder allg. Altneolithikumsverdacht, viele Abschläge und Klingenbruchstücke aus einem honiggelben Flint, der für die Stelle typisch ist und einen vielleicht mesolithischen Lamellenkernstein.
Ist also alles vertreten!  :zwinker:
Der Boden ist Löß aber sehr steinig.
Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo RP  :-)

Tja, ist ganz schön schwierig.

Schöne Fotos übrigens !  :super:

Nun hier meine Überlegungen zu den Fakten die wir haben:

Ich denke, dass ich einen deutlichen Stichelschlag erkenne.
Die Spitze weisst keinerlei Bohrer-Merkmale auf !!
Die Retuschen sind wie du sagst kaum Kratzer-Retuschen, da nicht scharf.
Deshalb könnte sie ja Fingerschutzretuschen sein, was auch für die Hauptfunktion Stichel spricht.

Nun zur merkwurdigen Glanz !!

Es ist NICHT so, dass Glanz immer auf fleißige Benutzung hinweisst (bei Sichel ja), es gibt auch andere Möglichkeiten !!

Da die Retuschen stumpf sind, sind sie vielleicht bewusst mit einem Stein gestupft worden. UND der Glanz könnte durch Windschliff entstanden worden sein !!
Bei uns ist das ganz gewöhnlich, dass Geräte teilweisse ganz Blank geschliffen sind durch Wind/(Fein-)Sand-Schliff.
Der Löss enthält wohl auch Feinsand.

Nur meine unmittelbaren Gedanken zu dem Stück.