Gebrauchsspuren?

Begonnen von fuchs, 28. Januar 2010, 10:21:29

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fuchs

Schönen guten Tag,
ich habe hier ein nicht näher bestimmtes Artefakt. Das Distalende ist auf der Dorsalseite retuschiert, ca 45 °. Ob das Stück mal länger war, ist hier die Frage.
Auf der Ventralseite finden sich feine Absplisse im Bereich der retuschierten Spitze. Möglicherweise handelt es sich um Gebrauchsspuren, die auf eine bohrende Verwendung hinweisen. Aber ein Bohrer müsste steiler retuschiert sein, glaube ich, zumindest nach dem Index zu urteilen.

Ich nenne das gegenüberliegende Ende zur Vereinfachung Proximalende, auch wenn ich damit impliziere, daß das Stück nicht länger war. Von diesem Ende läuft eine Spaltfläche quer zur gegenüberliegenden Lateralkante. Ebenso jeweils eine kleine Spaltfläche auf der Ventral- und Dorsalseite.
Das könnte m.E. darauf hinweisen, daß es sich tatsächlich um die Orginallänge handelt. Die Wallnerlinien zeigen auf allen drei  Spaltflächen die gleiche Schlagrichtung an, vom Proximalende.

Eventuelle Gebrauchsspuren finden sich auch im Bereich der schrägen Spaltfläche. Auf der Dorsalseite befindet sich eine größere Abplatzung.
Ventralseitig ist die Bruchkante verrundet. Hier befinden sich die Abplatzungen auf der Spaltfläche. Die Kante ist auf der gesamten Länge stumpf.
Ich vermute hier eine Arbeitskante.

Ich habe versucht, das Stück möglichst genau zu beschreiben. Meine Vermutungen sind nur Vermutungen. Die Fotos sind so aufgenommen worden, daß die möglichen Gebrauchsspuren erkennbar sind (sein sollen). Eindeutige Begleitfunde sind nicht vorhanden, das Fundspektrum erstreckt sich von Mittelpaläolithikum über Mesolithikum zu Bandkeramik und Michelsberg.

Reichen euch die Angaben und Fotos für eine Bestimmung aus? Ich hoffe auf viele schlaue Leute, die mir erklären können, was ich da gefunden habe.
Vielen Dank im Voraus, Christian


fuchs

Hallo Forum,
ich bin enttäuscht, weil niemand geantwortet hat. Ich habe mir mit der Beschreibung und den Fotos große Mühe gegeben. Trotzdem werde ich anscheinend geschnitten. Warum?
Werde ich mit Pre Art in einen Topf geschmissen? Fände ich sehr unfair. Zugegebener Maßen fehlt mit noch einiges an Wissen und Erfahrung, aber ich bin bemüht zu lernen. Ich habe auch nie absichtlich gegen irgendwelche Forenregeln verstoßen, habe mich nie im Ton vergriffen und habe mich stets freundlich für Kommentare und Bestimmungen bedankt.
Ich bitte alle, die anderer Meinung sind, um eine Antwort, sei es hier oder als PN.
Ansonsten möchte ich hier noch einmal auf die abschließende Formulierung der Forenregeln verweisen, die folgendermaßen lautet:
"Wir hoffen auf einen Forenbetrieb, wo Wissen und Erfahrungen ausgetauscht werden aber auch der Spaß an unserem Hobby nicht zu kurz kommt."

Moonk

Hallo Fuchs, ich würde dir gerne helfen aber leider ist mein Wissen was Artefakte betrifft noch sehr wankelmütig, ich will damit sagen das mir die Erfahrung fehlt und ich immer noch im ersten "Steinsucher - Lehrjahr" bin. :narr:
LG Moonk  :smoke:  :smoke:  :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Kelten111

#3
Hallo !
Denke es sieht nach Gebrauchsspuren aus  :glotz:
Was zimlich sicher ist ,das auf der Distalseite eine Kratzerretusche  ist !
Warum sollte dann die Gerauchsspuren auf der Lateralseite nicht für einer Schneidenden Tätigkeit sprechen?
Ob es wirkliche Gebrauchsspuren handelt kann natürlich nur ein Fachman sagen der das Stück in Natura sieht!
:winke: :winke: :zwinker:

rolfpeter

Ach lieber Christian,

warum sind die Steinies nur immer so dünnhäutige Mimöschen?

Du wirst bestimmt nicht geschnitten und ich persönlich finde Deine Beiträge gut und interessant. Irgendwie ist mir der Artikel auch durch die Lappen gegangen.  :friede:

Vielleicht ist es nur so, daß keiner eine vernünftige Antwort auf Deine Frage findet.
An retuschierten Geräten gibt es eigentlich immer Gebrauchsspuren. Die Jungs haben ja nicht aus Jux und Tollerei retuschiert, sondern mit den Geräten gearbeitet.

Ich stecke das Artefakt mal ins Neolithikum, es wird sich wohl um irgendwas in Richtung Messerspitze handeln. Bohrerspitze könnte auch sein, dann wäre der aber schon relativ früh abgebrochen.
Ich vertrete auch die Meinung, daß wir steinzeitliche Geräte nicht grundsätzlich klassifizieren sollten. Es wird 'ne Menge Geräte gegeben haben, die sehr speziell verwendet wurden, für Handlungsabläufe, die wir heute überhaupt nicht mehr nachvollziehen können.

HG
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

fuchs

Endlich!
Hallo Moonk, Kelten und Rolfpeter, vielen Dank für eure Antworten.
Ich bin eigentlich nicht dünnhäutig, aber seit der Stichelfrage hat sich definitiv etwas geändert. Da hab ich gedacht, ich werde gemieden, weil ich wissen wollte, ob es auch Querschneider ohne Retusche gab. Schön, daß nicht alle so denken.
Ich habe noch eine ganz wichtige Frage: Nachdem die Retusche und auch Gebrauchsspuren am Distalende sicher sind, könnte es sich ja um einen Kratzer, eine Bohrerspitze oder eine Messerspitze handeln.
Wie RP schon sagt, ist es nicht lebenswichtig, das ganz genau zu klassifizieren, könnte sich aber von selber ergeben, wenn alle Merkmale dieses Stückes zusammen interpretiert werden. Mich interessiert viel mehr die vermeindliche Bruchkante. Da sich dort auch deutlich Abnutzungsspuren zeigen, vermute ich eine zweite Werkzeugfunktion bzw Verwendung.
Der Herr Weiner hat mir erklärt, daß bei den Sticheln die scharfe Längskante weitaus häufiger benutzt wurde als die Stichelspitze. Sollte das auch hier der Fall sein? Vielleicht traut sich ja doch noch jemand aus dem Forum, einen Stichel zu verneinen oder zu bestätigen.
Sollte es sich ebenfalls um eine Arbeitskante handeln und die Bruchfläche als Stichelschlag durchgehen, so wäre es wohl nicht überinterpretiert, von einem kleinen, spitzen Kratzer mit Stichel auszugehen. Dann würde Neolithikum aber nicht mehr richtig passen oder?

fuchs

Hallo miteinander,
ich habe das Teil einem befreundeten Sammler gezeigt, der schon seit 30 Jahren sammelt. Der hatte eine ganz neue Theorie: Es handelt sich wohl um einen Stichel, die Retuschen an der Spitze sind keine Kratzerretuschen, sondern Schäftungsretuschen. In diese Richtung habe ich gar nicht gedacht. Dann wäre das kein Doppelwerkzeug. Was denkt ihr darüber?
Herzliche Grüße, Christian

Kelten111

Könntest du mal ein Foto von Bild 1 der Schrägen machen?!
Möchte sehen ob es sich um einen Bruch oder Schlag handelt!
Danke schon mal im vorraus :winke:

fuchs

Hallo Kelten,
hier das Foto von der Bruch-/Schlagfläche. Soweit ich das beurteilen kann ist das kein Bruch aber ich lasse mich gerne belehren. :winke:
Auf der, der Ventralseite zugewandten Kante der Fläche ist auch die Verrundung zu erkennen (auf dem Foto: unten).

fuchs

Hallo Kelten,
wolltest du nicht was zu dem Foto sagen?
Gruß, Christian

Kelten111

Hallo und sorry wegen der späten Antwort :-D
Würde schon meinen das es ein Bruch ist , auch wenn es ein  bischen bzw ein Pflugschaden der genau an der oberen Stelle mit voller Wucht getroffen hat!
Die Wucht des Aufpralls erschuf dan die ( Wallnerlinien) :glotz: