GEA zeigt ihre Krallen

Begonnen von Kautz, 13. April 2012, 23:18:08

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Kautz

Uhuu, das passt schon wieder in keine Kategorie für Anfänger!


Ach so : L = 50 mm, B = 34 mm, D = 4 - 20 mm, M = 18 g.

Material: grauer baltischer Flint

Fundort : Halde eines Kieswerkes in SH

Kelten111

Leider sind die Fotos schlecht !
Besonders der Hintergrund da bekomm ich Augenkrebs  :zwinker:
Versuche es bei Hellen Artefakten mit dunklerem Hintergrund ( Tonpapier ect)
Im gegensatz bei dunklen Artefakten einen hellen Untergrund .
Blitz aus das Spiegelt !
Gutes Tageslicht ist super , und die Cammera müsste eine Macro funktion und ein bewegungsstabisilator haben !
Beides Einschalten .
Mache bitte nochmal bessere Fotos dann sehen wir weiter .
Kieswerkhalde ist aber ein Magnet für Geoartefakte !!!
Mfg Fredi  :winke:

Wutach

Hallo Kautz,

bei Stücken aus dem Überkorn müssen die Anforderungen an die Artfakte deutlich höher gesetzt werden als bei normalen Oberflächenfunden. Merkmale von Abschlägen und Retuschen werden hier sozusagen am Fliessband produziert. Wenn Irregularitäten auftreten, ist noch mal besondere Vorsicht geboten. Dein Stück zeigt keine klar präparierte Schlagfläche, dafür aber ein dorsal gegenläufiges Negativ zum Bulbus ventral. Das ist sehr verdächtig. In solchen Fällen ist vor einer Einordnung als Artfakt unbedingt abzuraten.

LG Marc.

Kautz

Ich bemühe mich wohl talentlos, bessere Bilder hinzukriegen. Tschuldigung!
Nochmal Kralle 1, damit es nicht blendet.
Dazu Kralle 2, von der gleichen Art, übrigens, alles nicht aus der Produkthalde, sondern aus der Rohsandhalde vor der Siebung. Die Dinge vom laufenden Band sehen anders aus. Dafür auch ein Beispiel.
Beifang im Sinne des Themas sind wohl GEA`s Fingernägel. Dafür auch ein  Beispiel. Ansonsten finden sich Kerbspitzen, Kerbreste, Querschneiden und manches mehr, davon vielleicht später, wenn es denn jemanden interessieren sollte.

freundlichst
Kautz

Tapir

Mir sieht das samt und sonders nach Geofakten aus.

fuchs

Hallo Kautz,

schau dir doch mal beispielsweise diesen Link an: http://www.steinzeitwissen.de/steinzeit/steinzeitlexikon/abschlagmerkmale

Solltest du Steine finden, die diese Kriterien erfüllen, könnte es sich um Artefakte handeln, sonst nicht.

Kautz

Zitat von: fuchs in 18. April 2012, 16:21:06
Hallo Kautz,

schau dir doch mal beispielsweise diesen Link an: http://www.steinzeitwissen.de/steinzeit/steinzeitlexikon/abschlagmerkmale

Solltest du Steine finden, die diese Kriterien erfüllen, könnte es sich um Artefakte handeln, sonst nicht.


Hallo Fuchs,

1. Du weißt wie ich, dass die Unterschrift zur Grafik in diesem Link eigentlich heißt : "Klingenterminologie" /siehe auch Hahn, Artefaktmorphologie, S.35, Abb, 7) und dass sich die dort dargestellten Merkmale auf den direkten harten Abschlag beziehen, einer von mindestens 17 uns bisher bekannten Techniken. Soviel ich weiß, in Bromme und bei Ahrensburger Riesenklingen üblich. Wer daraus die allgemeine Differentialdiagnostik für Artefakte gemacht hat, gehört zu den großen Vereinfachern der Geschichte. Zeig mir doch bitte nur eine Querschneide oder ein großes Trapez aus Deiner Sammlung, an dem Du diese Kriterien demonstrieren kannst. Kaum die Wallnerlinien werden zu sehen sein, weil sehr sanft geschlagen oder gedrückt wurde.

2. Ich habe die als "Krallen" vorgestellten Stücke nie als Artefakte irgend einer speziellen Art bezeichnet, sondern sie, eben weil aus dem Rahmen fallend, etwas ironisierend "GEA" allgemein zugeordnet. Dies ist für mich der Überbegriff aller Naturkräfte, die eben auch den Menschen einschließen. Ausschließen möchte ich bei diesen komplexen Formen jedoch ausdrücklich zufällige mechanische Beanspruchung, so den Eiertanz auf einem Förderband, der ja auch in Erwägung gezogen wurde.

3. Wenn es sich um Artefakte im engeren Sinne handeln sollte, dann eben nicht, und ich glaube darauf wolltest Du hinaus, um Stücke aus Klingenabschlägen. Ich könnte mir den Ursprung in Präparationsrückständen, etwa einer ersten Kernscheibe (bei Kralle 2) oder einer durch steckengebliebene Abschläge "verdorbenen" Abschlagfläche (Kralle 1) vorstellen. Das wäre sozusagen Abfallverwertung. Vielleicht wurde der Kern aber auch eigens präpariert um ein Schneid-/Stichwerkzeug mit eigenem Knauf herzustellen. Ich habe am gleichen Ort auch einen Kernabschlag aufgelesen, der wie bei Kralle 1 medial eine Kerbe aufweist (zur Abschlagbegrenzung, um den Knauf stehen zu lassen?)

4. Ich freue mich immer wenn ich etwas ungewöhnliches finde. Die normalen Sachen lasse ich im Museum.


Immer schön zweifeln!
Kautz

Kelten111

Hallo Kautz  :winke:
Du kannst es drehen und winden wie du willst , so wie wir es anhand der Fotos sehen , die noch dazu wirklich unscharf sind !
Können wir nur sagen Geo .
Leg es dem Archäologn vor , und sag was er dir gesagt hat ,
Es bringt keinen weiter wenn wir jetzt sagen Artefakt und dann sind es keine .
Aber immer weiter suchen !
Ich wünsche dir alles gute .
PS : Sogar mein Bergkristallartefakt erfüllt alle Kriterieen .
Mfg Fredi :winke: :winke:

fuchs

Hallo Kautz,

Wer daraus die allgemeine Differentialdiagnostik für Artefakte gemacht hat, gehört zu den großen Vereinfachern der Geschichte.

Die Abbildung stammt nicht aus dem Hahn (Seite 25, 1, Aufl). Wohl stellen beide Abbildungen eine Klinge dar, die letztlich auch nur ein Abschlag ist. Angaben zu der Schlagtechnik dieser Klinge werden in keiner der beiden Quellen gemacht.

Ich habe die als "Krallen" vorgestellten Stücke nie als Artefakte irgend einer speziellen Art bezeichnet, sondern sie, eben weil aus dem Rahmen fallend, etwas ironisierend "GEA" allgemein zugeordnet. Dies ist für mich der Überbegriff aller Naturkräfte, die eben auch den Menschen einschließen.

Meinst du, der Mensch ist eine Naturkraft oder besitzt er eine und kann Steine ohne Artefaktmermale durch mentale Kräfte herstellen?
 

Wutach

Hallo Kautz,

Du argumentierst hier gut. Und es ist richtig, das die üblichen Artefaktmerkmale nicht immer an allen Artefakten vorkommen. Deshalb erschliesst sich der artifizielle Charakter oft erst in der Zusammenschau von morphologischer Ausprägung, Merkmalsanalyse und Gebrauchsspuren. Gerade in dieser Zusammenschau fallen deine Stücke aber leider durch, soweit die nicht optimalen Fotos eine Einschätzung zulassen. Ein paar Gründe zu dieser Beurteilung habe ich ja weiter oben im Zusammenhang mit dem ersten Stück bereits genannt, ohne das Du darauf eingegangen bist. Deine weiteren Stücke lassen für mich kein nachvollziehbares Konzept erkennen, und die artifiziellen Merkmale von Schlagnegativen oder Retuschen sind sehr dürftig ausgeprägt. Natürlich lässt sich nicht endgültig ausschliessen, das hier vielleicht doch ein Mensch die Hand im Spiel hatte. Doch welchen Wert hat dieser Gedanke?

Es bleiben fragwürdige Artefakte aus einem wenig aussagefähigem Zusammenhang. Bei Oberflächenfundplätzen existiert zumindest ein Kontext, in dem die Funde eingebettet sind und ihnen damit eine gewisse Bedeutung verleiht, von ergrabenen Stationen mal ganz abgesehen. Schöne und klassische Einzelfunde haben neben ästhetischen Gesichtspunkten immerhin einen Wert als Beleg für die Anwesenheit des Menschen in einer bestimmten Epochen. Welchen Wert hingegen kann man Stücken aus dem Überkorn zuweisen, die nicht eindeutig als Artefakte angesprochen werden können? Selbst wenn es vielleicht oder eventuell welche waren. Die Antwort kann sich jeder selbst geben. Wer genug Platz im Keller oder auf'm Dachboden hat, kann ja gerne mal ein paar Kisten mit solchen Sachen füllen. Der Wissenschaft bringt es nichts, und für die Vitrine finden sich hoffentlich bessere Sachen! Was man dann davon hat, zeigt spätestens der nächste Umzug.

LG Marc.