Nette Klinge

Begonnen von queque, 01. Mai 2010, 19:09:00

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queque

Moin zusammen,

eigentlich war ich gar nicht suchen, sondern auf einer Radtour, weil die Äcker entweder bestellt oder staubblind sind. Naja, hab' jedenfalls eine kurze Rast gemacht in der Nähe, wo ich vor Jahren einen Beilnacken aus Romigny-Lhéry-Feuerstein gefunden habe, zwei Schritte in die Staubwüste und da lag sie dann. Ich finde sie nett. Auch wenn das distale Ende schon vor langer Zeit gebrochen ist, bringt sie es noch auf ganze 6 cm und zeigt lateral sowohl Form- als auch Gebrauchsretuschen. Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet mir das proximale Ende: Ob man damit wohl mal gebohrt oder gestochen hat?
Das Material dürfte bei Färbung, Habitus und sandigem Kortex wohl aus Rijckholt stammen, oder? Die letzten Materialdiskussionen hier haben mich da sehr verunsichert.
Euch allen noch ein schönes Wochenende!
:winke:
Bastl

Moonk

Hallo, ein schönes Stück hast du da gefunden, wenn die Klinge als Bohrer oder Pfriem verwendet worden sein sollte, warum haben sie dann das Proxymalende dafür genommen und nicht das Distalende. :kopfkratz:
Am Proxymalende hätte man das Werkzeug ja besser festhalten können als am Distalende, oder war das Teil geschäftet. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

queque

Hallo Moonk,

Deine Gedanken sind mehr als nachvollziehbar, aber es scheint so, dass das Proximalende intentional zugerichtet wurde, vielleicht weil es massiver und daurch auch stabiler war.  Der Schlagflächenrest über dem Bulbus wurde jedenfalls wegretuschiert und das Ganze scheint auch zum Schlagpunkt hin verjüngt worden zu sein ... mal schauen, ob jemand eine zündende Idee dazu hat.
Wünsch Dir noch einen schönen ersten Mai!
Gruß
Bastl

Moonk

Hallo, kann es nicht auch eine "Spitze" gewesen sein und wo würdest du sie zeitlich einordnen. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

queque

Nee, nee, Spitzen sind anders retuschiert. Die zeitliche Einordnung gestaltet sich immer schwieriger, seit sich ein gewisser thovalo hier im Forum herumtreibt :zwinker:.
Vorher hätte ich ziemlich selbstsicher behauptet: Michelsberger Kultur.
Aber nun? Irgendetwas End- bis Spätneolithisches, passt besser zum Zusammenhang der anderen Funde von der Stelle. Allerdings habe ich bei Fiedler ähnliche Stücke auch aus bandkeramischen Zusammenhängen gesehen. Dazu würden auch das Fragment eines Unterliegers aus EKS und ein Stück Kinzweiler Sandsteins passen, die ich vorletzes Jahr 200 m entfernt auflesen durfte.
Mal sehen, gerade regnet's ... vielleicht gehe ich morgen noch mal los und finde etwas Erhellendes.
:winke:
Bastl

thovalo

Sososo!  :winke:

Lieber queque,

auf den Bildern kann ich keine klar angelegte Retuschen erkennen. Die Kanten wirken im Laufe der Zeit bestoßen.
Das ist aber möglicherweise auch nur der optische Effekt der gewählten Darstellung.

Es handet sich durch den großen Kortexrest offenbar um eine Klinge aus der ersten Abbauserie eines Kernsteins. Diese Rohklingen wurden am Ort geschlagen oder sind an die Fundorte ausgetauscht worden.
Ist das "zipflig" hervor stehende Ende nicht der Schlagpunkt?   :glotz:


Ein schöner Fund für eine Radtour!


Wünsch Dir ein schönes Wochenende  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Hallo thovalo,

kann deine Einschätzung verstehen, bin halt kein guter Photograph. Aber trau' mir :zwinker:: Da gibts auch intentionell angelegte Retuschen, kann man, mit etwas gutem Willen, auf IMG_0868.jpg erkennen. Was sagst Du zur Gestaltung des proximalen Endes? Willste mehr Bilder?
Gruß
Bastl

thovalo

#7
Lieber queque,

auch beim näheren Hingucken kann ich nicht einschätzen ob die "Retusche" intentionell angelegt ist.
Der Verlauf ist recht kurz und liegt genau im Bereich des Übergangs zur Kortex.  :kopfkratz:


Es ist wirklich Zeit für Regen! Wie trocken wird es erst im Sommer sein?


Falls Du auch Morgen unterwegs sein solltest:    F I N D E R G L Ü C K       :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Hallo thovalo,
Du kannst einen echt verunsichern, aber ich glaube, Du hast Recht. Ich habe noch ein paar Bilder gemacht, obwohl ich nicht weiß, ob sie Klärung bringen. Für mich ist noch immer schleierhaft, was der Verfertiger der Klinge / des Abschlags mit dem ursprünglichen Schlagpunkt veranstaltet hat ... :kopfkratz:
Gruß
Bastl

thovalo

#9
Lieber queque,

ich will Dich bestimmt nicht verunsichern!!!!!!  :-)


Bei den Retuschen bleibe ich erst einmal skeptisch

- 0881 sieht in der Abb. zumindest sehr unregelmäßig aus
- 0882 sieht frisch angeschlagen aus
- 0885 sehen die "Kerbungen" schon bemerkenswert aus. Ist an der oberen eine Rostspur vorhanden?

Doch die kleine Zunge und deren Retuschen würde ich für "artifiziell" halten.
Das könnten Merkmale der Präparation des konkreten Schlagpunktes am Kern sein,
eine Partie, die bei der Abtrennung dann mit "gerissen" worden ist.    :kopfkratz:


Ich habe ein Vergleichsstück in Erinnerung und mache mal die Fotos. Bis gleich!!!!   :winke:


Die Bilder.

Der Fundbeleg ist eine außerordentlich intensiv durchgearbeitete "Spitzklinge".

Der "Überhang" ist offenbar mit einem gezielten "cut" von Ventral nach Dorsal noch verkürzt bzw. abgetrennt worden. Der "Überstand" wurde möglicherweise gekappt, als die Klinge auch in die Verwendung gegangen ist und der Überhang gestört hat, da die Klinge, der Glanzildung zufolge, wohl auch geschäftet worden ist.

- das sechte Bild zeigt ganz rechts den Punkt des Trennungsschlag
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Lieber thovalo,

Dane für die Bilder und Dein Engagement. Können wir uns insgesamt auf "Kernkantenklinge" einigen?

Bin jetzt erst mal mit den lieben Kleinen eine Woche auf Klassenfahrt: Leben wie im 19. Jh. im LVR-Museum Kommern.

Dir und den anderen wünsche ich eine schöne Woche.
:winke:
Bastl

thovalo

Gern geschen!  :zwinker:

Viel Freude bei der Klassenfahrt. Das klingt ja spannend! Wußte gar nicht dass das in Kommern möglich ist!

Wenn Du/Wir die "Kernkante" vor der KLINGE weg lassen könnte(n) ....... ?


Eine schöne erlebnisreiche Woche!!!!!!!!

thovalo  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

So, da bin ich wieder,

war sehr schön, aber auch anstrengend, kalt und nass. Wir haben einen ganzen Schuppen voller Brennholz durch den Kamin gejagt. Aber die Kids hatten ihren Spaß und haben 'ne Menge gelernt bzw. können manche Errungenschaften der Zivilisation nun anders schätzen bzw. den Verlust von vielen Annehmlichkeiten einer weniger technisierten Lebensweise bedauern.

@ thovalo:
So, aber nun nochmal zum Thema - ich will bestimmt nicht drauf rumreiten oder stur insistieren: Warum willst du die Kernkante vor der Klinge weglassen? Der Kortexrest müsste doch eigentlich zu einer solchen Ansprache passen, oder?

Gruß
Bastl

thovalo

#13
Ich glaube gern, dass die Kinder /Jugendlichen Spaß an der anderen "Lebensart" hatten!


Als Pädagoge finde ich das ein tolles Projekt, das ich mir gut gemerkt habe!


Die Kernkantenklinge zeigt immer seitlich eingeschlagene Negative der Präparation.
Sie ist die erste Klinge die an einem zukünftigen Kernstein zugerichtet und abgetrennt
wurde um weiteren Klingenabschlägen die "Bahn" zu ebnen bzw. einen "Leitgrat" vorzugeben!.

Diese klaren Merkmale bilden die Voraussetzung zu einer solchen Ansprache und fehlen an dem von Dir eingestellten Fundbeleg.


Dies ist eine Kernkantenklinge aus dem Forum (zwar nicht übermäßig deutlich ausgeprägt aber ok):

http://www.sucherforum.de/index.php?topic=40428.msg246962


und "wie gemalt" und idealtypisch bei rolfpeter (Bild 1: Kernkantenklinge; Bild 2: "Deine" Klinge)

http://steine-scherben.de/thema5h.htm


Der große Kortexrest läßt darauf schließen, dass die Klinge aus der frühen Abbauserie des bearbeiteten Kerns stammt.


Touché    :zwinker:


GlG und wenn Du wasserfest bist....  ein fundreiches Wochenende!   :winke:


Vielleicht besuchst Du ja das Fest, das rolfpeter für Morgen eingestellt hat!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Zitat von: thovalo in 07. Mai 2010, 20:58:02
Die Kernkantenklinge zeigt immer seitlich eingeschlagene Negative der Präparation.
Sie ist die erste Klinge die an einem zukünftigen Kernstein zugerichtet und abgetrennt
wurde um weiteren Klingenabschlägen die "Bahn" zu ebnen bzw. einen "Leitgrat" vorzugeben.
(...)
Vielleicht besuchst Du ja das Fest, das rolfpeter für Morgen eingestellt hat!

Hi thovalo,

hab's kapiert. Wenn Du mehr über das Kommern-Projekt wissen möchtest, kannst Du Dich gerne melden. Habe das Ding jetzt schon zum 14. Mal veranstaltet.
Wenn die kommern-bedingte Erkältung bis morgen nachlässt, werde ich bei RP vorbei schauen, aber ziemlich früh. Wäre schön, Dich mal "face-to-face" kennen zu lernen.
:winke:
Bastl

thovalo

 :winke:

Danke!

Auf das Angebot komme ich gerne zurück. Derzeit orientiere ich mich neu und weiss noch nicht ob ich mich noch weiter mit Kindern und Jugendlich "rumschlagen" möchte.

Würde mich auch freuen mal Menschen hinter den Logos und Niknames kennen zu lernen, doch leider hab ich derzeit keinen mobilisierenden Untersatz!


Rolfpeter hatte ich vor ein paar Monaten besucht. Da hatte ich mich noch nicht zur Beteiligung im Forum entschlossen. Dabei hatten wir soviel zu erzählen und auszutauschen, dass ich total "erschlagen" wieder nach Hause getrudelt bin.

Aber das sollten wir fest im Auge behalten!   :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.