Fragment einer "Arbeitsaxt" aus Siltstein

Begonnen von thovalo, 09. Juni 2010, 12:37:38

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thovalo

 :winke:

Da ich nun besser an meine Umzugskartons komme, kann ich einige weitere Funde hier mit einstellen.


Dieses Fragment einer sogenannten "Arbeitsaxt" fand sich im Kreisgebiet Mettmann/NRW auf einer Höhe oberhalb eines Bachlaufs und ist offenbar schon längere Zeit durch den Pflug getroffen und recht sicher auch zerstört worden. Auf die Zertörung durch den Pflug deutet die Beobachtung hin, dass die Außenseite deutliche Merkmale von mehrerer Pflugschläge aufweist, die aufgespaltene Innenseite im Gegensatz dazu keinen einzigen.

Beim verwendeten Rohgestein handelt es sich um ein größeres Handstück aus einem Sedimentgestein, dass als graugrünlicher "Siltstein" angesprochen werden kann. Die Oberfläche des Rohstücks wurde zunächst "gepickt" und das fertig gestellte Artefakt zuletzt vollständig überschliffen, wobei viele ursprüngliche "Picknarben" noch gut erkennbar sind.

Vor der Durchbohrung wurde zunächst eine kleinere Mulde in eine der Schmalseiten eingepickt um den festen Ansatz des Bohrers zu ermöglichen. Die Bohrung wurde dann vermutlich als "Hohlkernbohrung" von dieser Stelle ausgehend konsequent nur in eine Richtung bis auf einen festen Untergrund durchgeführt. Der Bohrvorgang hat deutlich sichtbare horizontale Riefungen hinterlassen, was vermutlich auf die Zugabe von groberen Schleifmittel (z.B. Quarzfraktur oder Sandbeimengung) zurückgeht. Der Durchmesser des Bohrkanals beträgt 2.1 cm, die Gesamtlänge 5.2 cm.

Im Bereich der breiter erhaltenen Bohrstelle ist der innere Rundumlauf auf 0.5 cm Breite durch den Gebrauch des Geräts in einer Handhabe aus Holz ringförmig spiegelnd/"speckig" glänzend poliert.

Die weitgehend erhaltene Nackenpartie ist "rundrechteckig" ausgeformt.

Der zeitliche Aufwand zur Durchbohrung des massiven Gesteinstücks über 5.2 cm Länge muss erheblich gewesen sein. Einer solchen Axtklinge wird durch den Arbeitsaufwand ein deutlich gehobener "Mehrwert" gegenüber z.B. aus Felsgestein zugeschliffenen Beilklingen zugekommen sein.

Die forschungsgeschichtlich alt geprägte Ansprache solcher "ungegliederter" Stücke als "Arbeitsaxt" erscheint wenig glücklich, denn es ist tatsächlich nicht geklärt ob und wie mit vielen dieser Stücke "gearbeitet" worden sein soll. Die Verwendung und Bedeutung als Kampfwaffen und Statussymbol wäre auch trotz der Verrichtung bestimmter Arbeiten mit solchen Schlaggerätaufsätzen nicht sicher auszuschließen.

Axtklingen die in Bestattungen auftreten sind der "männlichen Sphäre" zugeordnet und deren Besitz und Beigabe dürfte sozial deutlicher hervorgehobene Persönlichkeiten ausgezeichnet haben. Auch dieser Fundbeleg kann aufgrund des exponierten Fundpunktes auf einer Höhe über einem Bachlauf aus einer Bestattung oder Deponierung stammen. Sein "Verlust", als Beigabe oder durch eine Bruch, war auf jeden Fall bedeutend.


Diese Axtklingen sind in ihrem Auftreten eng mit den "Becherkulturen" verbunden und datieren in die Zeitphase des Endneolithikums bis zur frühen Bronzezeit (ca. 2.800 - 1.800 v. Chr.)

Maße: erhaltene Länge: 9.7 cm; Höhe: 5.8 cm, erhaltene max. Breite: 3.9 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinadler

schönes teil , glückwunsch !
gruss
steinadler
ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

Moonk

Hallo, ein schönes Stück  :super:.
Der kleine Durchmesser des Bohrloches spricht ja mehr für die Verwendung als "Statussymbol", den mit einen so dünnen Stiel hätte man nur vorsichtig arbeiten können, ausser die Axt hätte als Spaltkeil Verwendung gefunden. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Larry Flint

#3
Zitat von: Moonk in 09. Juni 2010, 18:04:55
[...]Der kleine Durchmesser des Bohrloches spricht ja mehr für die Verwendung als "Statussymbol", den mit einen so dünnen Stiel hätte man nur vorsichtig arbeiten können, ausser die Axt hätte als Spaltkeil Verwendung gefunden. [...]

... der Bohrlochdurchmesser liegt durchaus im üblichen Rahmen und es gibt genügend Äxte in dieser Lochgrößenliga, die eindeutige Nutzungsspuren aufweisen - und nach Aussage des glücklichen Finders ist das ja auch hier der Fall.

Warum der Eumel jetzt ausschließlich als Statussymbol verwendet worden sein sollte, leuchtet mir darum nicht ein.

:winke:

Larry

Moonk

Hallo, ich schätze mal das der Durchmesser des Schaftloch auf der einen Seite ca. 0,7cm und auf der anderen Seite 1,6 bis 1,7 cm ist. Ich als Zimmerer hätte da bei jedem Hieb Angst das mir die Axt um die Ohren fliegt. :zwinker:
Natürlich kann man eine moderne Axt (Hacke) nicht mit einer neolithischen Steinaxt vergleichen, aber die haben damals schon große Bäume damit gefällt, und da mussten sie auch ordentlich draufhauen.
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Larry Flint

#5
Zitat von: Moonk in 09. Juni 2010, 20:54:22
Hallo, ich schätze mal das der Durchmesser des Schaftloch auf der einen Seite ca. 0,7cm und auf der anderen Seite 1,6 bis 1,7 cm ist. [...]

... ähm - "lesen" ist nicht deine Stärke, oder?

... so nebenbei:

Zitat von: thovalo in 09. Juni 2010, 12:37:38
Der Durchmesser des Bohrkanals beträgt 2.1 cm, die Gesamtlänge 5.2 cm.[...]

... ansonsten gilt wohl, was die vermeintlich starke Verjüngung des Bohrkanals betrifft, dass die Wahrheit der Fotographie stets die Lüge ist (... das mag für den aufmerksamen Betrachter in diesem Fall - oh, welch wundersames Oxymoron! - das fünfte Bild bezeugen...).

... und wenn ich mir jetzt dich - als ausgewiesenen "Zimmerer" - noch als neolithischen Holzhacker mit diesem Äxtchen vorstelle, ist mein Abend endgültig gerettet.

:winke:

Larry

Silex

Es sieht zumindest so aus als ob sich das Teil - auch unter  fotografischen und bruchtechnischen Mäkelimponderabilien- verjüngen würde.
und 2,1 cm (wo auch immer) sind  nicht viel um einigermaßen  treffbruchsicher  ("Arbeitsaxt") arbeiten zu können.
Da geb ich Moonk - als freizeitlich ab- und an- Werkelnder, Unerfahrener , unnpetinnkt  recht.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Larry Flint

Zitat von: Silex in 09. Juni 2010, 22:03:47
Es sieht zumindest so aus als ob sich das Teil - auch unter  fotografischen und bruchtechnischen Mäkelimponderabilien- verjüngen würde.
[...]

... dass die dereinst praktizierte Bohrtechnik sich verjüngende Bohrlöcher zeitigte, dürfte niemand ernsthaft in Abrede stellen - gemeinhin halten sich diese Verjüngungen jedoch "in gewissen Grenzen".

... was die Brauchbarkeit dieses Teils hinsichtlich flächendeckender Rodungsarbeiten angeht, schätze ich, dass der Großteil des Baumbestandes ohnehin freiwillig vor Lachen umgefallen wäre...

:winke:

Larry

thovalo

 :glotz:

Der scheinbare "Verjüngungseffekt" des Bohrkanals im Bild ergibt sich durch den schrägen Bruchverlauf im Stein, der den Bohrkanal ungleichmäßig durchlaufen hat.

Das erhaltene Kreissegment mit einer "Zielscheibe" gemessen, scheint kaum enger als das obere "Eintrittsloch" gewesen zu sein!


Auch in der Fachliteratur gibt es die Diskussion ob die einpassenden Holme stabil genug gewesen sein können. Aber der Titel "Arbeitsaxt" ist ja neuzeitlich "geschöpft" und muss nichts mit der Realität das tatsächlichen Gebrauchs zu tun gehabt haben. Als "Schlaginstrument" mit einem Holm dieses Durchmessers wird so eine Axt bei einem Körpertreffer ordentlichen Schaden angerichtet haben. Und als "Setzkeil" hätte ein vergleichbarer Stiel das Gerät gut in seiner Position gehalten. Doch nach einem Setzkeil sieht das hier nicht unbedingt aus! Dazu gibt es keine passende Zermürbungsspuren in der Nackenzone.

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo, als ich heute Mittag den Beitrag kurz nach dem Thovalo in eingestellt hat gelesen habe, war leider von einem " Durchmesser des Bohrkanals beträgt 2.1 cm" nichts zu sehen. :friede:
Und 4 mm machen den Hahn auch nicht fett.
Wenn du "lieber Larry" anderer Ansicht bist ist das auch schön, aber muß den jedes mal deine "Lehrer Mentalität" durchkommen. :zwinker:
HG Moonk :smoke: 
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Larry Flint

#10
Zitat von: Moonk in 09. Juni 2010, 22:34:22
[...] aber muß den jedes mal deine "Lehrer Mentalität" durchkommen. [...]

... ob ich über so etwas wie "Lehrermentalität" verfüge, sei mal dahingestellt - abgesehen von der Frage, wie sowas überhaupt aussehen soll (... hätte ich hier als "Lehrer" agiert, hätte ich wohl zunächst deine Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler korrigiert und dann auf Grund deiner Verhaltensauffälligkeiten ein Elterngespräch anberaumt...).

... jedenfalls tut es mir aufrichtig Leid, dass deine schulische Vergangenheit dich offensichtlich auf's Schwerste traumatisiert hat.

... und falls es dich tröstet: Ich kann dir versichern, dass der nahezu tägliche Umgang mit leseschwachen und bockigen "Persönlichkeiten" auch nicht spurlos an einem vorübergeht.

:winke:

Larry

PS:.. ach - 'Tschulligung - ich hatte ja ganz überlesen, dass du gern ein Brett vor dem Kopf hast....
PPS: :back2:

steinsucher

Zitat von: Larry Flint in 09. Juni 2010, 23:03:52

... jedenfalls tut es mir aufrichtig Leid, dass deine schulische Vergangenheit dich offensichtlich auf's Schwerste traumatisiert hat.

... und falls es dich tröstet: Ich kann dir versichern, dass der nahezu tägliche Umgang mit leseschwachen und bockigen "Persönlichkeiten" auch nicht spurlos an einem vorübergeht.

:winke:

Larry


Es gibt eben auch Lehrer mit Leidenschaft und Gefühl für die Aufgabe. Besondere Begabungen.

Aber vertraut Larry, mit seiner sachlichen Art wird er noch viel Gutes für das Forum tun.

Man hätte vielleicht auf die optische Täuschung auf dem Foto auch etwas früher hinweisen können. Aber dann hätten wir die ganze Häme missen müssen. Wäre ja auch schade gewesen.

Schöne gute Nacht noch.

Larry Flint

#12
... na, dann sei mir hinsichtlich der hier epidemisch um sich greifenden Larry-Paranoia - mit der inständigen Bitte um rege Nutzung - doch auch noch dieser Vorschlag vergönnt:

http://www.sorgentelefon.at/services.html

:winke::gute:

Larry

Moonk

Hallo Larry, vielen Danke für den Link. :frech:
Könnte es nicht sein das Thovalo wie er den Beitrag eingestellt hat den Durchmesser vergaß und ihn erst später angab. :kopfkratz: Es kann aber auch sein das ich ihn übersehen habe. :glotz:
Hier noch etwas zum Entspannen:

http://www.youtube.com/watch?v=DLXzieOjY3o

HG und auch :gute:
Moonk :smoke:

Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#14
Zitat von: steinsucher in 09. Juni 2010, 23:30:07

Man hätte vielleicht auf die optische Täuschung auf dem Foto auch etwas früher hinweisen können


Man sagt dazu......  ein klarer(er) Blick  :glotz: und räumliches Vorstellungsvermögen hätte es vielleicht auch getan, aber stimmt schon, dass es mit dem Stück in der Hand leichter fällt den "fallenden" Winkel der Aufspaltung des Bohrkanals zu "verstehen".

Nur als Idee: es wäre ja fantastisch davon ausgehen zu können, dass Artefakte in einer exakt symmetrischen Linienführung zerbrechen, aber diese Bilder gibt es nur in idealisierten Zeichnungen in Büchern als Aufrisse!

Daher ist man immer auf der sicheren Seite mit dem Ungenauen am Objekt zu rechnen
!!!!

...........  und nachfragen kann man auch immer!


Sagt wer? : MANN!!!!    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Larry Flint

#15
Zitat von: Moonk in 10. Juni 2010, 07:55:34
Hallo Larry, vielen Danke für den Link. :frech:
Könnte es nicht sein das Thovalo wie er den Beitrag eingestellt hat den Durchmesser vergaß und ihn erst später angab. :kopfkratz: Es kann aber auch sein das ich ihn übersehen habe. :glotz:
Hier noch etwas zum Entspannen:

http://www.youtube.com/watch?v=DLXzieOjY3o

HG und auch :gute:
Moonk :smoke:

... och, weissu, bei mir muss sich gar nix bessern, denn ich bin total entspannt - gucksu ma' hier:

http://www.youtube.com/watch?v=nLNnoaSQkVY

... womöglich hilft dir das ja auch, falls am Sorgentelefon niemand abhebt...

:winke:

from Larry - with love

PS: ... ansonsten dürfte dir auf alle Fälle dies noch hilfreich sein: http://www.youtube.com/watch?v=bx_n7rgLtbA
PPS: Eigentlich ging's ja hier mehr um Äxte als um Profilneurosen - darum: :back2:


Moonk

Hallo,
Zitat von: thovalo in 09. Juni 2010, 22:16:30
:glotz:

Das erhaltene Kreissegment mit einer "Zielscheibe" gemessen, scheint kaum enger als das obere "Eintrittsloch" gewesen zu sein!

Auf der Seite von Marienbad  :super:  kann man sehen um wieviel sich das Bohrloch bei einer Hohlbohrung verjüngt
( http://steinharteknochentechnik.magix.net/website/#19 ) und das ist nicht gerade wenig. :kopfkratz:

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

Danke für den "Link"!

Hab mich auf der homepage umgeschaut und "belesen"  :zwinker:

Dann wäre es klasse wenn Marienbad auch eine Einschätzung geben könnte.... aber er arbeitet eben experimentel nach, was im Rückkehrschluss nicht zwingend heissen muss: authentisch ............


:winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Larry Flint

#18
Zitat von: Moonk in 10. Juni 2010, 14:53:56
Auf der Seite von Marienbad  :super:  kann man sehen um wieviel sich das Bohrloch bei einer Hohlbohrung verjüngt
( http://steinharteknochentechnik.magix.net/website/#19 ) und das ist nicht gerade wenig. :kopfkratz:

HG Moonk :smoke:

... und dann?

... gönn' dir doch mal einfach den Spaß und vermess' die Bohrlöcher von Originalen - ich hab' da ein paar Exemplare in meiner Sammlung, deren Bohrlöcher sich bei gut 5cm Bohrtiefe gerade mal um 2mm verjüngen!

... abgesehen davon wird Marienbad sicherlich bestätigen, dass die Verjüngung von Bohrlöchern von mehreren Faktoren abhängig ist.

Es dürfte jedoch vollkommen unstrittig sein, dass ein "extrem konisches" Schäftungsloch eine Schäftung unnötig erschwert - aus diesem Grund hat der Steinzeitmann dann z.B. auch schomma von zwei Seiten gebohrt oder das Bohrloch nachträglich ausgeschliffen...

:winke:

Larry

Marienbad

Hallöchen Larry,
da kann ich dir nur zustimmen. :super:

Für die verjüngung sind viele Faktoren verantwortlich.

1. die Dicke des Steins
2. die Härte  ,,   ,,
3. das Material vom Hohlbohrer
4. das Schleifmittel

Wenn die Bohrarbeit länger dauert verändert sich der Bohrkern enorm, ist ja auch logisch.
Denn der Bohrzapfen wird dann im oberen Bereich mehr wie unten vom Schleifsand bearbeitet.

:winke:  Manfred