Abschlag mit Retusche

Begonnen von cragar, 15. Januar 2006, 21:12:35

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cragar

Hallo,

einen Abschlag mit einer kleinen Retusche habe ich vorzuzeigen...von dem ich nicht weiß, ob es sich um ein "aufgegebenes" Werkstück handelt oder um ein tatsächliches Gerät...
Seitlich, nah hin zur Schlagfläche, findet sich eine auffällige Retuschierung...die so gar nicht zum einfachen Schlagprodukt paßt.....Sollte hier vielleicht ein Kratzer entstehen? Das Objekt ist recht hochbucklig...läßt sich aber nicht besonders gut handhaben (eher unpraktisch).
Länge 5,7 cm
max. Breite  3,3 cm
Höhe 1,2 cm

Einen schönen Abend wünscht Euch cragar

cragar

Nun noch zwei Detailfotos... ich hoffe, sie sind aussagekräftig genug...

Silex

Servus Cragar--das sind so die Kandidaten wo man was dazulernen könnte.. Zuerst dachte ich an ein abgebrochenes Gerät ..  Der Bulbus liegt auch so blöd -untypisch -am dünnen Ende. Und die Retusche scheint auch schön ausgeführt. Wenn an der Schneide - der glatten-.  auch keine Bearbeitungsspuren sind  dann bin ich auch ratlos. Und wenn die vielleicht abgebrochene Spitze des Rätsels Lösung wäre. ?  Man müsste  wissen ob "sie" modern oder beim Arbeitsprozess (versehentlich oder absichtlich) gekappt wurde- oder ob es sich da vorne vielleicht sogar um einen Schlagfächenrest handelt. Ein Kenner würde jede einzelne  Abschlagsbahn in der zeitlichen Abfolge  benennen können......
Aber wir....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Cragar !!

Solche Geräte werden oft in grossen Mengen an neolithischen Fundorte bei uns gefunden.

Sie werden oft abschlag mit Kerbe genannt, wenn nicht näher bestimmt.

Ich habe einmal einen Artikel eines Archäologen gelesen, der diese Geräte minutiös untersucht hat.
Es gibt da einige Möglichkeiten: Die mit den sehr kleinen konkaven Retuschen, wie deiner, werden so interpretiert, dass sie kleine Spezial-Schaber für die Verarbeitung von Pflanzenfiber sind, wie z.B Nessel-Draht usw.
Wenn die Retuschen etwas grösser sind, und die Kerbe halbzirkelförmig, werden sie oft als "Peilspitzenglätter" gesehen.
Was ganz typisch für dies Geräte ist, wie bei deinem, ist dass sie schnell gemacht sind, wohl nur ein / zwei Mal benutzt wurde und dann wieder weggeworfen. Einfache Herstellung, viele Funde an den Fundorten.
Man sieht ab und zu die Bezeichnung: Kleine konkave Spezial-Schaber

cragar

Hallo Silex, hallo agersoe  :winke:!
"Abschlag mit Kerbe" bzw. "Spezial-Schaber" für den schnellen Gebrauch leuchtet mir ein..., wenn ich mir das Stück noch mal ganz genau ansehe. Abgesehen von der oben angeführten kleinen Retusche ist sonst nichts verändert oder abgebrochen...

@agersoe: Den von Dir angesprochenen "Pfeilspitzenglätter" hab ich auch vorzuweisen, allerdings nicht selber gefunden, sondern kürzlich von einem Dänemark-Urlauber erhalten... Hat er einfach mal am Ackerrand aufgelesen.
Kann Dir davon auch drei Bilder liefern...

Der Wikinger

Hallo Cragar !!

Genau der, ganz typisch !!  :cool1:



cragar

@agersoe: .....daß Du nicht sofort den FO wissen wolltest, erstaunt mich doch sehr  :zwinker: .... ist bei Euch wohl nichts besonderes? Na, ich muß wohl auch mal Urlaub in Dänemark machen... nehme aber dann den ganz großen Sack mit.... Platz im Kofferraum habe ich genug....  :narr:

Aber im Ernst, ...ich hab öfter mal Urlauber getroffen, die einfach so.... Bernstein, Fossilien oder Artefakte im Gepäck hatten.....ohne große Mühe und Kenntnisse... Ich lebe bestimmt in der falschen Gegend, denke ich dann nur...

Einen guten Abend wünscht Dir cragar  :winke:

Der Wikinger

Hallo Cragar  :narr:

Doch ich möchte sehr gern den Fundort wissen !!
Es ist sehr unterschiedlich von Region zu Region, wie gewöhlich verschiedene Funde sind. Gerade dieses Gerät ist hier wo ich wohne recht häufig zu finden.

Wir haben ja das Thema Suchertourismus schon anderswo diskutiert, und ich finde es falsch. Besonders bei den Fossilien und den Artefakten finde ich es sehr schlecht, diese beide Fundgruppen stehen ja bei uns unter Schutz des "Danfä-Gesetzes". Müssten eigentlich den Museen gegeben werden.
Müssen wir hoffen, dass die Leute nicht in den Stich-Proben der dänischen Zöllner an der Grenze reinfahren !!!  :teufel:


cragar

Hallo agersoe,

...also, ... Artefakte und Fossilien sind geschützte dän. Kulturgüter???

Da wundere ich mich nur über die vielen Reisebroschüren, und -beschreibungen offizieller Stellen... Dort wird geradezu mit der Fossiliensuche GEWORBEN; ich denke da nur an Mön u. ä. Ziele... Regelmäßig gibts auf den bundesdeutschen Mineralien- und Fossilienmessen Infostände der dän. Tourismusverbände um Sucher aus Deutschland mit guten und neuen FO zu versorgen und über Fundmöglichkeiten der versch. Regionen zu informieren...  Das ist ja dann ein riesiger Widerspruch!!!??

Also FO des "Pfeilschaftglätters" wurde mir "Tinglef" (oder so ähnlich) aufgeschrieben; leider kann ich die handschriftl. Notiz nur schwer lesen...
Kurzes Wort....und mit "Ting.." fängt es auf jeden Fall an....

Vielleicht weiß Du mehr?


Alles Gute wünscht cragar

Der Wikinger

Hallo wieder Cragar  :-)

Ja, Tingleff könnte passen, auf dänisch Tinglev, Ort in der Nähe der deutsch-dänischen Grenze.


Zu den Fossilien:

:heul: Wieder habe ich was unklares geschrieben, oder vielleicht doch nicht  :narr:

Ich werde mal versuchen es zu erklären, und als spass (vielleicht siehst du es so nicht) bekommst du auch den dänischen Text und danach eine Übersetzung:
Ich spreche von dem Gesetz, das Sachen von geologischem, botanischem oder zoologischem Interesse und ditto Seltenheit, das DANEKRÄ-GESETZ heisst, nicht mit dem Danefä-gesetz zu verwechseln, das archäologischen Sachen schützt.

Hier erstmal auf dänisch, was DANEKRÄ ist:

   
1. Sjældne eller meget velbevarede fossiler (forstenede dyr og planter).

2. Hele dyreskeletter eller større dele heraf, samt sjældne hele kranier eller dele af kranier fra istiden og tiden herefter.

3. Mineraler med sjælden sammensætning eller forekomstmåde og krystaller af usædvanlig størrelse eller form.

4. Alle meteoritter fundet i Danmark er danekræ.


Und auf Deutsch:

1. Seltene und sehr wohlerhaltene Fossilien (versteinerte Tiere und Pflanzen)

2. Ganze Tierskelette oder grössere Teile davon, und auch seltene ganze Schädel oder Teile von Schädeln aus der Eiszeit und die Zeit danach.

3. Mineralien mit seltener Zusammensetzung oder Erscheinung und Krystalle von aussergewöhlicher Grösse oder Form.

4. Alle Meteoritten die in Dänemark gefunden sind, sind Danekrä.

Wie du siehst ist hier das Stichwort SELTENHEIT, und mein Pointe ist, dass Dänen, sowohl als Touristen die in DK suchen, ja dieses Gesetz eigentlich befolgen müssten.
Nun erstmals ist es oft schwierig für Leute zu entscheiden, was ist eigentlich selten ???
....und Sammler sind ja natürlich auf das Seltene aus, also einige Funde werden nicht abgegeben, viele aber doch.

Ich habe da eine Geschicht von vor Jahren, da hat ein deutscher Tourist auf der Insel Fur ein unikes Fossil in der Molererde gefunden, ein sehr grosser, versteinerter Fisch.
Leute auf dem Fossilien-Museum von Fur haben dies nicht gewusst, aber einer von denen hat einige Tage später den Abdruck des Fossils in einem Steinblock am Strand gefunden. Er hat dann nach dem eigentlichen Fossil gefahndet .........vergebens. Monate vergingen, dann erinnerte sich jemand, dass ihm ein deutscher Tourist was gezeigt hat, und es ist tatsächlich gelungen den Touristen zu finden.
Er hatte keine Ahnung, dass sein fund SO SELTEN war, und war sofort einverstanden, dass sein Fund ins Museum ausgestellt wurde. Ich glaube man hat ihn noch kompenziert.
Das Gesetz, dass nachfolgend gemacht worden ist kompenziert auch den Finder, wenn der Fund selten genug ist, sonst wird er es behalten können.

Ich spreche also nicht vom gewöhlichen Seeigel oder ähliches, was millionenfach an den Stränden gefunden werden kann, sondern den absoluten Seltenheiten.
Da müssten sowohl die Touristen als auch Dänen so viel Moral haben, dass sie es ans Museum abgeben.








cragar

Vernünftige Gesetze und Ansichten, agersoe, ...Ihr Dänen werdet mir immer sympathischer  :zwinker:!
Gilt denn ähnliches auch für Artefakte... oder gelten die als generelles Staatseigentum?

Abendliche Grüße von cragar

Der Wikinger

#11
Hallo Cragar  :-)

Bei Artefakten gilt das Danefä-Gesetz !!  :super:

Sehe bitte diese Seite, wo das erklärt wird:
Seite 1 ca. Mitte bis auf Seite 2

http://www.sucherforum.de/index.php?topic=14509.0


Rambo

Ja die Dänen  scheinen es irgendwie geschafft zu haben :zwinker:
Übrigens Leute, ich bin immer hier auch wenn ich nichst schreibe, ich lerne von Euch und Euren "Steinderl":engel: Ich kann nur sagen SUPER wie es hier läuft.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

cragar

Grüß Euch, agersoe und Rambo!  :winke:

Habe agersoes Postings Danefä-Gesetz nun alle gelesen... und muß wieder sagen, damit kann man als Sammler/Sucher/Sondler leben!!!

Hundefreunde von mir wollen in ein paar Jahren nach Dänemark umsiedeln, weil sie mit vielem hier nicht mehr einverstanden sind... Sind dort z. Zt. in Urlaub!!....., für 14 Tage, und wollen nun auch mal verstärkt die Augen auf den Boden richten... :zwinker:. Sie haben einen Am. Staff., mit dem sind sie dort viel in der Natur unterwegs...

KEINE ANGST agersoe! :narr:
.......als Rentner bringen sie in ein paar Jahren alle Funde wieder mit nach Dänemark zurück!!!
Und wenn sie etwas Besonderes finden sollten....  :belehr: ich werde ihnen sogleich Deine DÄNEFA-Auszüge per Mail übermitteln... dann wissen sie Bescheid!