Flint, überall Flint - total zerschreddert...

Begonnen von StoneMan, 10. November 2011, 01:06:12

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StoneMan

Moin,

der Bauer kam gerade mit seiner Kreiselegge daher, ich winkte und deutete ihm zu halten.
Auf meine Frage, ob ich über seinen Acker laufen dürfe um Steinzeitliches zu suchen, nickte er nur
und meinte: "Jau, dat kannst Du hier finden", dann fuhr er mit infernalischem Lärm weiter.
Ich sah den Acker hinter ihm - entsetzlich malträtiert. Entmutigt lief ich über den zerkleinerten Flintbelag.

Pausenlos musste ich mich bücken und verwarf tausendfach. Doch dann kam
ein Hoffnungskeim in Form einer mehr als faustgroßen Flintknolle. Schier unfassbar,
diese Knolle lag da unversehrt zwischen dem "Flintkandis".
Also bleibt doch etwas heil.

Meine Hoffnung erfüllte sich auch bald, wie jedes Mal, wenn ich über die Felder im Norden laufe.
Hier ein Kratzer, da eine Klinge und dann dieses hier.

Irgendwie werde ich nicht so glücklich mit diesem Teil.

Ich zeige euch das einfach mal kommentarlos und bin gespannt auf eure Meinungen/Reaktionen.
Über jede Menge Informationen freu ich mich.

Wenigsten ein paar Daten gebe ich euch noch.

Fundort:
Norddeutschland/Ostsee-Acker, Eine kleine Erhöhung ca. 1,7 km bis zur Küste,
in 120 m war ein Großsteingrab.
In unmittelbarer Nähe ein paar wenige Scherben als Beifund sowie
ein Rundkratzer und weiteres Gedöns.

Maße: 38 x 27 x 4,7 mm,  Gewicht 4,8 g


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Moonk

Glückwunsch zu der neolithischen Pfeilspitze mit leicht eingezogener Basis.

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Horschtl

... und sehr ansprechend präsentiert  :super:
Horschtl  :winke:


Marienbad

jo, ist doch ein eindeutiges Geschoss.  :super:

   :winke:  Manfred

Ajo II

Hallo Jürgen,

sehr schöne Pfeilspitze! War der Bulbus ursprünglich distal oder lateral? :glotz:


LG
Ralf

StoneMan

Moin zamme,

recht vielen Dank für die bisherigen Kommentare.

@Ralf, an der Spitze - vom Abschlag aus gesehen also basal (?).

Mal wieder Terminologie :nono: oder gilt bei Pfeilspitzen, die Spitze immer terminal?


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Ajo II

:-D

Ja super, so sehe ich es nun auch :dumdidum:. Wie schätzt du die Spitze chronologisch ein, vielleicht TBK?

Zitat von: StoneMan in 10. November 2011, 13:01:37
@Ralf, an der Spitze - vom Abschlag aus gesehen also basal (?).
Mal wieder Terminologie :nono: oder gilt bei Pfeilspitzen, die Spitze immer terminal?

Basal vs. Proximal(?), ist nicht ganz so einfach. Ich meine das liegt an den verschiedenen ,,Schulen", ich verstehe beides und zugewiesen ist die Ansprache selbst als ,,oben" und ,,unten" oder Vorder- und Rückseite m.E. auch vollkommen OK. Das gilt umso mehr man ein Steinartefakt mit Laien diskutiert. (Schön ist es, wenn sich ein Terminus durchsetzt, ganz klar!)

M.E. wird bei neolithischen Pfeilspitzen zwischen Spitzenausrichtung (terminal/basal) und Abschlagsbearbeitungsrichtung (proximal/distal) unterschieden(?). Aber um es genau sagen zu können, müsste ich auch nochmal ,,nachschlagen"... wie habt Ihr euch denn hier beim letzten Mal dazu geeinigt?

LG, Ralf

Furchenhäschen

Servus,
Glückwunsch zum spitzigen Fund  :super:
wie stets "Spitzenaufnahmen"

HdE

Wutach

Hallo Jürgen,

Glückwunsch zu der schönen und ganz eindeutig neolithischen Pfeilspitze!

LG Marc.

StoneMan

Moin nochma  :-D

danke auch euch beiden.

Zitat von: Ajo II in 10. November 2011, 13:57:49
...
... Wie schätzt du die Spitze chronologisch ein, vielleicht TBK?
...

@ Ralf, genau damit tue ich mich am schwersten  :schaem:
    neolithisch ist m. E. klar, aber älter als TBK denke ich auch nicht.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

Herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Fundstück!

Der Abschlag als Ausgangsform hat sich mit dem Flintknapper arrangiert
und seine Urspungsform erkennbar herübergerettet.

Gruss Jan

Ajo II

:-)

... äTBK ca. 4200-3300 & jTBK ca. 3300-2200 v.Chr. M.E. tendenziell eher die jüngere Phase oder noch jünger. Vielleicht helfen Bilder von den Beifunden, auch die der Keramik weiter. Die Datierung aus dem Megalithgrab wäre ebenfalls interessant.

LG

Saxaloquuntur

Die Intention des threads ist dann ja wohl die, eine nähere Datierung heraus zu kitzeln. Da können nun wieder nur die Erfahrungswerte der Region der Sache näher kommen. Läge dieses Stück hier (Süden der Republik) irgendwo rum, hätte ich wenig Zweifel es in die Bandkeramik zu stellen. Saxaloquuntur.

Wutach

Ja, wenn die Pfeilspitzen lediglich kantenretuschiert sind, denkt man hier in der Mitte Deutschlands auch gerne an BK. So weit im Norden sieht es allerdings anders aus. Ausserdem ist dieses Stück atypisch. Die Bk-Projektile wurden in der Regel aus medialen Klingenfragmenten gearbeitet, wobei die Retuschen so gesetzt sind, das der Klingenleitgrad meist parallel zu einer der Kanten verläuft. Im vorliegenden Fall liegt der Spitzenbereich an der Klingenbasis. Das ist sehr unüblich. Solche nicht flächenretuschierten Pfeilspitzen kommen aber auch in spät- und endneolithischen Zusammenhängen immer wieder mal vor, und das gar nicht so selten. Die leicht konkave Basis der Spitze sagt da auch nicht viel. Meines Erachtens lässt sich so eine Spitze isoliert nicht genauer datieren.

LG Marc.

StoneMan

Moin,

noch einmal danke, dass ihr euch hiermit beschäftigt  :Danke2:

Zitat von: Saxaloquuntur in 11. November 2011, 07:45:49
Die Intention des threads ist dann ja wohl die, eine nähere Datierung heraus zu kitzeln.
Da können nun wieder nur die Erfahrungswerte der Region der Sache näher kommen. Läge dieses Stück hier (Süden der Republik)
irgendwo rum, hätte ich wenig Zweifel es in die Bandkeramik zu stellen. Saxaloquuntur.

Ja, genau Saxa, hinter meiner Eingangsbemerkung, "Irgendwie werde ich nicht so glücklich mit diesem Teil.",
liegt hauptsächlich die für mich schwierige Datierung.
Die Gründe dafür, sind meine mangelde Erfahrung hinsichtlich der Datierung von Artefaken im allgemeinen,
und insbesondere von Pfeilspitzen, da die (leider) sehr selten in meinem Fudus vertreten sind  :heul:

Hinzu kommt noch die Ausführung der lateralen Retuschen. Zwar sind sind beide Kanten bifacial retuschiert,
aber die sehen einigermaßen ungeordnet aus - fast liederlich.
Ich weiß, dass es nicht nur Premiumware gibt, es erschwert mir nur die Datierung zusätzlich.

Die Spitze wurde durch einen Angelbruch auf Länge gekappt. Obwohl der Angelbruch (Basis) selber bereits konkav war,
wurde die Basis zusätzlich durch sehr viele kleine, besser geordnete, Retuschen modifiziert (nur dorsal). Dabei ist vermutlich
lediglich der dorsale Angelbruchgrat abgetragen worden. Leider ist das auf den Bildern nicht deutlich zu sehen.

Zitat von: Wutach in 11. November 2011, 11:13:19
...
...Meines Erachtens lässt sich so eine Spitze isoliert nicht genauer datieren.

Dazu werde ich möglichst bald noch etwas nachreichen.

Danke einstweilen, ich hoffe auf weitere Beiträge die meine "Lücken" füllen.

Gruß

Jürgen

PS, für diejenigen, denen es schomma Probleme bereitet - die Fundbelege sind mir vor Ort
nach einem flüchtigem Blick freundlich dankend zurück gegeben worden.
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Antoine de Saint-Exupéry

Ajo II

Hallo!

OK, Bandkeramik können wir ja im Norden getrost außeracht lassen. Die TRB zeigen in Nordwestdeutschland, z.B. mit der Wartberg-Kultur (3500-2800 v. Chr.), Pfeilspitzen die ihre Projektilspitzen z.T. proximal anbringen. Ähnliche Stücke sind mir aus der Lüneburger Heide bekannt (vgl. Abb.). Hier oben kommt dann nur die TBK, oder jünger in Frage...

LG

StoneMan

Zitat von: Ajo II in 11. November 2011, 13:37:14
.. Ähnliche Stücke sind mir aus der Lüneburger Heide bekannt (vgl. Abb.). Hier oben kommt dann nur die TBK, oder jünger in Frage...  

LG
@ Ralf, das ist ja ein prima Vergleichsstück, die große Schwester  :super:
Sehe ich richtig, dass die Schlagrichtung wie bei meiner Spitze ist?
Hast Du die Ventralseite auch zur Verfügung  :glotz:

Dann wird es wohl bei der Datierung so bleiben - Danke.

Das Nachreichen der Beifunde dauert noch, dafür habe ich die beiden mal nebeneinander gestellt.

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Zwerg

Hi  :winke:

Sehr schöne Pfeilspitze. So etwas möchte ich auch finden.  :zwinker:
Vielleicht habe ich ja irgendwann das Glück.

Gruß
Zwerg  :winke:

thovalo

Zitat von: Zwerg in 12. November 2011, 11:55:12
Hi  :winke:

Sehr schöne Pfeilspitze. So etwas möchte ich auch finden.  :zwinker:
Vielleicht habe ich ja irgendwann das Glück.

Gruß
Zwerg  :winke:


Das geht auch im Rheinland schneller als Du dir das jetzt vorstellen kannst!
Einfach nur fleissig mit offenen Augen weiter wandern!

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,52681.msg326894.html#msg326894
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Ajo II

Lieber Jürgen,

das ist, zugegeben schwer zu erkennen, die Ventralfläche :glotz: und ja das Proximalende des Abschlags liegt bei ,,meiner" Spitze auch terminal (siehe Abb.). Die Dorsalfläche kann ich leider nicht nachliefern (ist nicht mein Fund), diese hat aber übliche Negative.

LG, Ralf :winke:

StoneMan

Zitat von: Ajo II in 12. November 2011, 16:31:29
Lieber Jürgen,

das ist, zugegeben schwer zu erkennen, die Ventralfläche :glotz: ...

Moin Ralf,

jetzt wo Du es sagst, eingentlich nicht wirklich...  :dumdidum:

Danke für die Rückmeldung.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Moin,

Spätneolithikum wurde bestätigt.
"Bei Oberflächenbegehungen fand Herr W. ein Halbfabrikat einer Flintpfeilspitze.
Die kantenretuschierte, dreieckig geformte Pfeilspitze mit gerader Basis ist aus bräunlich patniertem,
baltischem Flint. Die Flächenretuschen des Halbfabrikates fehlen.
Vermutlich handelt es sich um eine Pfeilspitze des Typ 6a oder 7b nach Kühn 1979."


Bild-Quelle:
UNIVERSITY OF COPENHAGEN
Transformation of Neolithic Societies
Iversen, Rune

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Gruß

Jürgen

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Antoine de Saint-Exupéry