Die vollzogene Anpassung von Teilstücken einer Großklinge aus Rijckoltfeuerstein

Begonnen von thovalo, 22. November 2012, 07:48:20

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo

 :-)

Am Wochenende konnte ich etwas basteln und die beiden rezent durch Einwirkung der Landwirtschaft gebrochenen Teilstücke einer Großklinge aus Rijckholtfeuerstein (Rohmateriallagerstätte in den Niederlanden) von einem Fundplatz in der Region des "niederrheinischen Tieflandes" (rechter Niederrhein/NRW) fixieren. Die Zeitstellung ist das 4. Jahrtausend v. Chr., die Zeit der Michelsberger Kultur im Rheinland.

In der Fundregion selber gibt es keine primären Lagerstätten von Silices, sodass aller Bedarf, insbesondere an größeren Grundformen, eingetauscht werden musste. Der Fundreichtum des Platzes deutet auf eine besondere Stellung innerhalb der Michelsberger Ökumene im Rheinland hin. Entweder ballte sich hier wirtschaftliche Potenz oder es handelte sich um einen wichtigen Zentralort innerhalb eines weit gespannten Netzwerkes. Darauf deutet auch der Beleg einer Prunkbeilklinge aus Jadeit hin, deren Gestein aus der Region um Genua stammt und für die noch vier weitere Prunkbeilklingen aus demselben Gesteinblock aus der Region des Mittelrheingebietes dokumentiert werden konnten.

Aus der Mittelrheinregion stammt von diesem Fundplatz auch ein für den Niederrhein einzigartiger Keulenkopf aus Quarzit aus der Zeit der Rössener Kultur (5. Jahrtausend v. Chr.), aus der frühen Gründungsphase des Platzes. Vielleicht fand bereits schon in dieser Zeit eine gezielte Expansion und Vernetzung mit der wichtigen Siedlungsregion im Maindreieck und dem Bereich der Moselmündung im mittleren Rheinabschnitt statt.

Die Vertreter der Michelsberger Kultur waren wohl auch für die Verbreitung einiger solcher Großklingen durch Kontakte bis nach Süddeutschland und in die heutige Schweiz hinein verantwortlich. Die Kontakte in den Süden verliefen über den Mittelrhein mit dem großen Erdwerk bei Urmitz über Niedenstein, Heidenheim und über weitere zentrale Orte die großen Flussläufe entlang.

Die technologisch anspruchsvolle Herstellung dieser besonderen Grund-und Großformen hat im Bereich und nahen Umfeld der Rohgesteinlagerstätte statt gefunden.

An dieser Großklinge lässt der dorsal erhaltene Kortexrest auf die Herstellung der Grundform aus einem "bergfrisch" gewonnen Stück Rohgestein schließen.


Die Länge beträgt jetzt
(bei noch weiterhin fehlender Distalpartie)
14.5 cm

die Breite liegt bei
max. 3.55 cm.


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.