Eine sehr fein gearbeitete Pfeilspitze aus baltischen/nordischen Feuerstein

Begonnen von thovalo, 21. April 2024, 21:21:44

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thovalo


Moin ihr Lieben!


Die grazile Pfeilspitze fand sich auf einer mit Steinen durchsetzten Ackerfläche in einem Waldstück zwischen Ruhr- und Rheinlauf. Sie besteht aus einem nordischen Feuerstein und weist eine ausgeprägt bräunliche Feuchtbodenpatina auf.

Schön ist die Flächenretusche zu erkennen, die auf einer der Seiten (zweites Bild) einen etwas zu tief ins Material hineingehenden flächigen Ausbruch erzielt hatte. Dennoch blieb die Spitze heil. Ich denke, dass sie nicht verschossen worden ist und auch nicht verloren ging. Solche Spitzen mit Flügelenden und Schäftungsdorn sind in der Suchregion zwischen Ruhr und Rhein der am häufigsten aufzufindende Typ.

Dieses besonders fein ausgearbeitete Exemplar, mit einer feinen flächigen und teilweisen Parallelretusche könnte, wie das Material selber, auch schon im Norden entstanden und die Pfeilspitze dann als Tauschgut oder als persönliches Ausstattungstück einer einwandernden Person bis an den Rand des Niederrheinischen Flachlands gelangt sein.

Solche Pfeilspitzen finden sich hier häufiger im Umfeld der Oberflächenfunde von recht eckig geschliffenen Felsgesteinbeilklingen. Es könnte sich dabei auch um die Überreste von Beigaben aus einstigen Bestattungen handeln.


Die Pfeilspitze datiert recht weit an das Ende des Neolithikums bis in die Bronzezeit.


Die Spitze ist 3 cm lang und ist im Bereich der Flügelenden 1.5 cm breit


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Die Fundfläche liegt an einem recht gerade verlaufenden, also wohl nicht natürlich angelegten kleinen Bachlauf, der im Bild von den Bäumen markiert wird. Die Ackerflur liegt inmitten eines Waldgebeites.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Robert

wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Steinkopf

Hi Thomas,

meinen Glückwunsch zu diesem Fund!

Aus sprödem Material wurde eine feine Spitze gearbeitet.

LG
Jan









fas

Wiesenläufer

Moin Thomas,

ein sehr schönes Fundstück und vor allem HEILE.  :super:  :super:
Da kann ich nur sagen; meinen Glückwunsch  :Danke2:

Das sie bei euch so häufig gefunden wird, finde ich sehr bemerkenswert.  :staun:
Ich habe bisher nur ZWEI Flächen gehabt.
Einmal bei einer Ausgrabung, wo wir den STANDBODEN in einer Grube hatten und einen Einzelfund mit etwas Keramik. Beides ist weit von einander gelegen.
Ich habe dir mal was angehangen, wirst Du aber schon kennen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Glockenbecherkultur



Liebe Grüße und nochmals meinen Glückwunsch!!

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo

Moin!

Am rechten Niederrhein sind sie tatsächlich der Standard, wenn auch nicht immer so fein ausgeführt. Sie verteilen sich sogar recht gleichmäßig über die Landschaft.

Möglicherweise ist das schon die Siedlungsweise in kleineren einzelnen Hofstellen, die sich so bis in die Eisenzeit der wasserreichen Region am Besten anpassen konnte.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Servus Thomas,

formvollendet schön!
Heute würde man sagen, der Designer hat sein bestes gegeben, hinsichtlich Auswahl des verwendeten Materials und der feinen Ausführung, eine nahezu perfekte gestielt, geflügelte Pfeilspitze.

Grüße Peter

thovalo


Moin!

Ja, in diesem fein ausgearbeiteten Artefakt steckt wohl mehr Arbeit drin, als notwendig gewesen wäre. Gestern habe ich noch weitere Funde der Bodendenkmalpflege übergegeben, damit das Material, auch zur zukünftigen Sicherung, an die richtige Adresse kommt.

Darunter waren neben einigen durchbohrten Axtfragmenten auch zwei Pfeilspitzen diesen Typs, eine davon ebenso lang-schmal gestreckt, die ich, zusammen mit einer kleineren Beilklinge, die zusätzlich als Retuscher verwendet worden war, einer Feuersteinklinge und einem Stück Mahlstein, auf kleinsten Raum begrenzt auflesen konnte.

Dieser Pfeilspitzentyp ist rechts des Rheins am Anfang des Ruhrgebietes, besonders eng mit den Becherkulturen und ihren Nachfolgeerscheinungen verbunden. Es gibt sie immer wieder in Zusammenhang mit eckig gearbeiteten Felsgesteinbeilingen.

Ich bin sehr froh, dass ich aktuell viele weitere Funde der vergangenen dreißig Jahre für die Zukunft gut und gesichert unterbringen kann.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.