"Flachbeil"

Begonnen von fuchs, 09. März 2010, 21:32:21

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fuchs

Hallo, heute habe ich ein ungewöhnliches Beilbruchstück gefunden. Das Bruchstück ist vollständig überschliffen aber links und rechts ist die Rinde noch erhalten (mitgeschliffen). Kommt sowas öfter vor?
Ach ja, Flachbeil hab ich es scherzhaft genannt, da es durch den Bruch nur noch max 5 mm dick ist.
Liebe Grüße, Christian

Kelten111

Mehr Fotos währen hilfreich

chmoellmann

Und Gelbstich gleich rausnehmen...

rolfpeter

Servus,

das Gestein könnte grünes Kryptonit sein. Mußte mal dran lecken, wennste dann Superkräfte kriegst, isset Kryptonit.  :narr:

Also weiter mit dem gebotenen Ernst:
Das scheint ein Abbruch einer großen Beilklinge aus Valkenburger Feuerstein zu sein. Auf der Ventralseite sollten über die gesamte Breite Wallnerlinien zu sehen sein, mit 'nem breiten Bulbus.

Beilklingen mit nur flüchtig überschliffener Rinde sind typisch, besonders bei Valkenburger- und Lousberg- Beilen. Das Oberfläche des Rohmaterials ist nämlich häufig schon von Natur aus relativ eben. Die Jungs haben nur so viel geschliffen, wie gerade nötig.

Neben der Schärfung der Schneide und der Passung ins Futter gibt es noch einen wichtigen Grund für den Schliff:
An den Stellen, an denen der Beilkörper beim Arbeiten auf Zug und Druck beansprucht wird, muß die Oberfläche frei von Kerben oder Einstülpungen sein. Das sind nämlich Sollbruchstellen. Was heute jedem Konstrukteur bekannt ist, war den Steinies auch nicht fremd.
Wenn also die drei Kriterien von oben erfüllt waren: gleichmäßige Oberfläche, paßt ins Futter, scharfe Schneide, dann war die Klinge fertig, Rinde hin, Rinde her - egal.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

fuchs

Hallo miteinander,
danke für eure Antworten, trotz der schlechten Bildqualität. Ich hoffe, die neuen sind besser, ich habe derzeit mit meinem Monitor Probleme, der wechselt momentan die Farbe. Heute scheint es besser zu sein.
Die Bruchstellen sind recht körnig. Die große rückseitige Bruchfläche ist ebenfalls rauh. Sie weist lediglich eine Welle (Wallnerlinie) auf. Ich hätte das Teil beinahe für Keramik gehalten, die geschliffene Seite lag nämlich im Dreck.
Ist es richtig, daß Valkenburger Feuerstein hauptsächlich bei MK 4 vorkommt?

rolfpeter

Zitat von: fuchs in 10. März 2010, 09:35:19
Ist es richtig, daß Valkenburger Feuerstein hauptsächlich bei MK 4 vorkommt?

Und jünger!
Aus den wenigen erforschten Bergwerken, die nicht dem Kalkabbau zum Opfer gefallen sind, gibt es kalibrierte 14C Daten von ca. 3350 bis ca. 2600 v.Chr.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Kelten111

Als ich sehe da nichts in diesen Stein :nono:

Marienbad


steinsucher

Zitat von: Kelten111 in 10. März 2010, 10:20:17
Als ich sehe da nichts in diesen Stein :nono:

Hallo Kelten,

so geht es uns regelmäßig mit den "Nieren-, Leber-, und ähnlichen Innereienhornsteinen und Quarziten aus Deiner Heimat.

Gruß vom Mittel- bis Niederrhein,

der Steinsucher.

a.k.a. rentner

Mann, was ist denn hier wieder los?
Ich muss dem Fredi schon recht geben.
Da ist halt einfach nix zu sehen.
Und die Bilder erwecken zum Teil den Eindruck einer "gewellten" Oberfläche.

Wenn nun aber -von Orts-, Material- und Artefakt-kennenden- dieses Stück als Beil/Axt/Dechselklingenbruchstück- akzeptiert wird,  akzeptiere ich das auch.

Wahrscheinlich kann einfach ein im Bergbau gewonnenes Material naturgemäß keine glatte Oberfläche, wie zum Beispiel von Wasser geschaffen, aufweisen, d.h. der Schliff muss artifiziell sein.

Das wäre für mich die einzige Erklärung, daß es sich hierbei um ein Artefakt handeln müsste....oder übersehe ich etwas?

M.

 

chmoellmann

Wenn die Schliffspuren (auf den Bildern nicht zu sehen) in eine Richtung laufen (oder 2 oder drei, aber nicht völlig durcheinander), dann ist das Teil menschlich bearbeitet. Sieht nach unter der Lupe oder dem Mikroskop, wenn man hat.
Glaube aber schon anhand der Lichtreflexe Schliff zu ekennen. Bild 3 sieht mir nicht nach welliger Oberfläche aus.
Glaube deshalb auch an Beilfragment.

rolfpeter

Nu bleibt emmal schön friedlich!

Wer die Dinger nicht kennt, der kann auch nix damit anfangen. Im Rheinland gabs ja aberhunderttausende von Flintbeilklingen, also blieb auch 'ne Menge Schrott zurück. Jenseits des Weißwurschtäquators sind Flintbeile Mangelware und da werden sich die Teile, von denen hier die Rede ist, kaum finden lassen.

Derlei Bruchstücke entstehen regelmäßig, wenn eine Beilklinge unter bestimmten Bedingungen bricht. Dann zerlegt dich das Beil nicht in zwei, sondern in drei Teile: in die Schneide, den Nacken und ein flaches, abgsprengtes Teil, eben das hier vorgestellte.

Ich hatte das seinerseits mal in einem Thread ausführlicher beschrieben, kann den leider nicht mehr finden. Hier ist aber ein vergleichbares Stück aus meiner Sammlung:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,33545.msg196445.html#msg196445

Wenn ihr euch in diesen Thread das 3. Bild von oben anseht, ja das ist das typische Negativ, was bei einem solchen Gewaltbruch zurückbleibt:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,28139.msg161528.html#msg161528

Das hier gezeigte Stück besteht ja aus Valkenburg-Flint. Der hat eine körnig-rauhe Oberfläche, überhaupt nicht zu vergleichen mit nordischem Flint, der ja glatt und glasig ist. Will sagen: Bei Valkenburg erkennt man Schliff und auch Wallnerlinien wesentlich schlechter als bei feinkörnigem Material. Glänzende Zonen entstehen manchmal erst durch den Gebrauch, also "Gebrauchspolitur". Auf den folgenden Bildern kann man das erkennten. Ventral- und Dorsalseite der Beilklinge glänzen matt. Die Längsseiten glänzen überhaupt nicht, sind aber auch geschliffen. Typisch für Valkenburg-Flint!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

ZitatDann zerlegt dich das Beil nicht in zwei, sondern in drei Teile
Ja, ja, gefährliche Sache so ein Beil :-D

Kelten111

Zitat von: steinsucher in 10. März 2010, 23:59:59
Zitat von: Kelten111 in 10. März 2010, 10:20:17
Als ich sehe da nichts in diesen Stein :nono:

Hallo Kelten,

so geht es uns regelmäßig mit den "Nieren-, Leber-, und ähnlichen Innereienhornsteinen und Quarziten aus Deiner Heimat.

Gruß vom Mittel- bis Niederrhein,

der Steinsucher.

Wenn es bei dir nur Silex gibt, kann kein Mensch was dafür Steinesucher :irre:

a.k.a. rentner

Sorry, meine Alte hat gestern genervt..Mitten in der Nacht...das hat sich wohl auf hier übertragen.....tschuldige Fuchs.
Danke, daß mir das noch keiner übel nam.
M.

fuchs

Hallo miteinander,
gut, daß sich die Wogen wieder geglättet haben. Der Schliff ist leider schlecht zu fotografieren, ist aber definitiv vorhanden und ohne Lupe zu erkennen. Die Rostspuren geben ungefähr den Verlauf wieder. Es handelt sich, wie RP schon schrieb, um einen flachen Abplatzer, vergleichber mit einem Stück Bananenschale (die haben natürlich nicht mit Bananen Bäume gefällt).
Ich hänge nocheinmal ein Foto an, ist aber der allerletzte Versuch, den Schliff abzulichten.
Gruß an alle, Christian

steinsucher

Hallo Mädels, hallo Jungs,

wenn nun jemand annimmt, ich wollte Unfrieden stiften - weit gefehlt. Eigentlich wollte ich nur dieses Beispiel nutzen um zu zeigen, dass man, auch auf nicht so guten Fotos, das vertraute Material besser einschätzen kann als fremdes. Und leider habe ich dem Kelten wieder auf den Zeh getreten  :friede: , Sorry!!

Als Anhang hier nochmal der Link zu meinem Artikel, der ein paar fast vollständige Exemplare aus dem Material zeigt, das so schwierig (meine ich ehrlich) zu fotografieren ist.

Der Steinsucher.