Feuersteinsäge?

Begonnen von rolfpeter, 14. September 2005, 14:54:45

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rolfpeter

Hallo Freunde!

Hier ist ein Kerlchen, das muß noch näher bestimmt werden.

Material ist hellgrauer Feuerstein.
Maße: 51*28*7 mm

Es ist das mittlere Bruchstück einer schönen Klinge. Die Lateralkanten sind retuschiert und zwar so, daß sich einem die Intuition "Säge" regelrecht aufzwängt. Oder haben wir hier das erste Messer mit Wellenschliff? Außerdem sieht man auf der Dorsalseite diagonal verlaufende Riefen. Hatte ich so auch noch nicht.

J. Weiner hat mal über "Zerlegungsversuche an Metapodien unter Verwendung von Feuersteinsägen vom Typ "Mezzad Mazal" geschrieben, hier wurden aber Klingen ohne Retuschen verwendet.

Zeigt das folgende Bild eine Säge?
Oder war der Steinschläger nur zittrig vom vielen Dinkelkorn?
Was wurde gesägt?

Gibt es "Sägenliteratur"?

Besten Dank schonmal
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Rambo

Ich muss schon sagen, schöne Sachen habt ihr.  :jump:
Ich würde dieses Prachtstück nicht als Säge bezeichnen, sondern noch immer als Klinge. Durch  die  sägeartige Schneide konnte man viel besser seinen Happen vom Schinken säbeln.  :idee:
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Khamsin

Moin Jungs!
Also, wenn wir im Vorderen Orient wären, würd ich sagen ´ne typische Erntemesserklinge, aber schon ´n bisschen abgenudelt, denn die sind dort tierisch tief intentionell gezähnt. Indes, wir sind ja in Deutschland.
Tatsächlich gibt es im hiesigen Neolithikum gelegentlich zart gezähnte Klingen, die Einsätze in Erntemessern waren, zwar selten, aber doch bekannt, und Rambo hat tendenziell ins Schwarze getroffen!

@RP: Ach ja: zur steinzeitlichen Sägetechnik. In a nutshell: Es gibt sie nicht!

Jedenfalls nicht in dem Sinne, dass es in der Steinzeit eigens zum Sägen angefertigte und immer mit einer ausgezackten Sägekante versehene Sägen gab. Ich wusste das auch nicht, aber das hat sich seit Anfang dieses Jahres geändert. Da flatterte mir ein Sonderdruck von J. Weiner ins Haus. Der Artikel befasst sich zwar mit der steinzeitlichen Holztechnologie, aber da steht alles drin, was man zum Thema wissen muss.
(Kenntnis-Werkzeug-Rohmaterial. Ein Vademekum zur Technologie der steinzeitlichen Holzbearbeitung. Archäologische Informationen 26,2, 2003 (2004) 407-426).
Dürfte doch ein Leichtes sein, RP, sich dieses Artikels über Deinen Kontakt zu versichern!

Beste Grüsse und nochmals Dank für ein schönes Stück!
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Danke Freunde!

Ist klar, eine Säge im technisch ausgereiften Sinne ist das nicht. Aber den Vorteil eines "Wellenschliffs", wird der Steinschläger doch vielleicht gekannt oder erahnt haben.
Hihi, den Sonderdruck von J. Weiner hab ich natürlich auch gelesen! Aber der befaßt sich ja mit der Holzbearbeitung. Ich hatte an die sägende Bearbeitung von Werkstoffen geringerer Festigkeit gedacht. Mamas Brotmesser hat eine ganz ähnliche Schneide z.B.

Also nenne ich es "Mediales Klingenbruchstück mit ausgeprägter Lateralretusche"

Beste Grüße vom Ellebach

RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

servus leute-- RP -Dein Klingensäger hat mich an eine "ähnliche" Klinge im Fundus erinnert- vor allem was die grobe Zähnung betrifft. LfD : " gezähnte Klinge- Steinzeit"- Das ist wenig
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Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.