Feuerschlagstein?

Begonnen von rolfpeter, 29. November 2008, 10:21:02

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rolfpeter

Servus,

das hier stammt von einer LBK-Stelle. Es ist ein Abschlag aus Schotterflint, leicht anpatiniert. Ich hätte ihn fast kommentarlos einsortiert, aber es gibt doch einige bemerkenswerte Besonderheiten an dem Stück.
Die Oberfläche des Materials ist von Natur aus matt. Dorsalseitig ist der Grat bis in die Spitze glänzend und ventralseitig gibt es eine Zone sehr starken Glanzes. Das vermeintliche Funktionsende (links auf den ersten beiden Bildern) ist abgerundet.
Feuerschlagsteine werden in der Literatur meist als fingerförmige Gebilde beschrieben und abgebildet. Es soll allerdings auch geschäftete Exemplare gegeben haben. Könnte das sowas sein?







HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

#1
Howdy!

Die fingerförmigen Dinger sind einfach Zweckformen. Das sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch andere Formen gibt. Bei Deinem Stück sind es a) der deutliche und auch von der Lage her typische Glanz und b) die gleichermassen typischen ("kissenförmigen"?) Abrundungszonen, die mich ebenfalls an Feuerschlagstein denken lassen. Aus der Schweiz gibt es einige jüngerneolithische geschäftete Feuerschlagsteine in Geweihsprossen, eingeklebt mit Birkenpech.

Aber auch unbeschadet dieser Funde steht natürlich der Annahme einer Schäftung Deines Fundes nichts entgegen. Auch die LBKler kannten und verwendeten Birkenpech selbstredend! Und stellten es natürlich auch in m.E. nicht geringer Menge her.

Im übrigen sollten wir (und die Archäologen) davon ausgehen, dass generell in der Steinzeit, und zwar schon mindestens seit dem Mittelpaläolithikum, wahrscheinlich aber schon beim Homo erectus, ziemlich regelmässig alle möglichen Artefakte, darunter auch Steinartefakte geschäftet worden sind. Man denke z.B. nur an die mindestens gut 40000 Jahre alten Funde von Birkenpech aus Königsaue, die eventuell sogar doppelt so alt sein können. Gewiss wurde auch auf andere Weisen geschäftet, z.B. durch Kombination von Klemmen und Binden.

Ein kleines, aber feines Fundstück, RP!

Ups, hier noch ein Nachtrag:

Das Beste, was je zum Thema Feuermachen erschienen ist:

Roussel,B., La production du feu par percussion de la pierre. Préhistoire, Ethnographie, Expérimentation. Préhistoires 11 (Montagnac 2005).

Habe eines der allerletzten Exemplare ergattern können, ansonsten vergriffen. Aber Ihr wisst ja:
El que busca, encuentra! Das ist ja auch Steens Motto, natürlich dort auf Dänisch.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Servus,

jau, ich leg's unter Feuerschläger ab.
Komisch, bei schlechter Literatur sind die Auflagen immer zu groß und bei guter sind sie immer zu klein. Ist das ein Naturgesetz?

HG
RP
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