fein beidseitig bearbeitet aus Plattenhornstein

Begonnen von RockandRole, 10. Oktober 2022, 05:36:53

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RockandRole

Servus Leute,

Papa war gestern auf unserer Projekt-Stelle mit hauptsächlich Mittelpaläolithikum, ein bisschen Jungpaläolithikum, Mesolithikum aber auch erwähnenswert Neolithikum.

Dabei hat er dieses Bruchstück aus einem Plattenhornstein, wohl aus Baiersdorf mitgebracht. Die Rinde der einen Seite ist ein ganz klein wenig grober wie die andere. Das ist ja ein Erkennungskriterium neben der Farbe.

Instinktiv habe ich gleich auf etwas Älteres getippt aber alleine von der Logik her, müsste es eigentlich eine Sichel aus dem ausgehenden Neolithikum/Anfang Bronzezeit sein. Da beziehe ich mich auf das Material aber auch auf die Stelle, auf der es gefundenen wurde. Da fängt die Sandabdeckung des Platzes an und die richtig alten Artefakte, meist aus Kieselschiefer, werden seltener.

Jetzt habe ich natürlich nach Sicheln aus Baiersdorfer Plattenhornstein gesucht, diese sind aber selten so symmetrisch. Dann sind bei diesem Stück beide Seiten scharf, da wurde jeweils eine Seite einer Hälfte als Schlagfläche hergenommen und die andere Seite geschärft. Die geschärfte Seite liegt bei einer Drehung über die Achse jeweils oben.

Gerade die symmetrische Form würde ja einer Verwendung beider Seiten entgegen kommen. Wie sind da euere Erfahrungen. Ist schon ne Sichel, oder? Das gehört bei uns seltener wie ein Keilmesser zum Fundgut.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Hier mal ergänzt, jetzt ist aber eine Seite grob und eine fein  :friede:
gefährliches Drittelwissen

neolithi

Hallo Daniel,

da sich hier die Spezis bisher zurückhalten, wage ich mich mal vor, obwohl das nicht meine Gegend und mit möglichem Paläolithikum nicht meinen zeitlichen Fundbereich darstellt.
Mein Gedanke geht nicht Richtung Sichel, sondern der erste Impuls war Paläolithikum und Faustkeilblatt (Fragment). Und da bleibe ich irgendwie auch nach deiner schicken Fotomontage hängen.

Für Sichel sind mir die Retuschen zu grob und die Patina wirkt auf mich auch älter. Aber ich habe nur den Vergleich mit den norddeutschen Funden.

Herzliche Grüße
Anke

Merle2

Hey Daniel,

Ich würde Sichel aus Baiersdorfer ausschließen. Form und Zurichtung würde ich nicht als sicheltypisch ansehen. Auch und das ist ja ein nicht allzu  hartes Kriterium die Patinations bezogen auf den Fundplatz und neolithische Sicheln aus Baiersdorfer selbst...
Ich kann mir Blattspitze vorstellen,  der Kortexrest? Wenn nicht durchlaufend, könnte der Schäftung förderlich gewesen sein ...

Viele Grüße

Steinkopf

Hallo,

lassen sich Hinweise finden, die darauf hindeuten, daß dieses Fundstück von
einem fertig gestellten Werk stammen oder ob es sich um ein Bruchstück während
der Herstellung handelt?

LG
Jan

RockandRole

#5
Hallo Leute,

danke für euere Beiträge.  :-)

die Infos aus dem Norden zu den Sichelklingen sind sehr wertvoll. Ihr habt das ja häufiger wie wir. Ob das ein Halbfabrikat sein kann, weiß ich nicht. Bin mir nicht sicher, ob jemand in einem Bereich, wo es nur Kieselschiefer gibt, in der Lage war, eine Sichelklinge herzustellen. Vielleicht hat man das den Profis an der Abbaustelle überlassen.

Es liegen schon ca. 200 km zwischen den Abbaustellen und der Fundstelle. Identifizierbare Artefakte aus Baiersdorfer Hornstein haben wir hier nicht viele.
Was da unter den kleinteiligen Mesoartefakten alles aus Baiersdorfer Hornstein ist, das kann ich nicht beurteilen. Beige und braune Hornsteine habe ich öfter. Im MP sinkt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass da so etwas so weit gekommen ist. Das müsste schon ein besonderes Werkzeug gewesen sein. Würde aber auf eine mögliche Blattspitze zutreffen.

Über die Patinierung kann ich nicht viel sagen. Da habe ich zu wenige Vergleiche. Von ganz in der Nähe habe ich ein Bruchstück einer Sichelklinge aus Baiersdorfer Hornstein, das ist nicht patiniert. Aber wie sieht es mit anderen Ausprägungen des Materials von der Fundstelle selbst aus? Ist das homogen? Findet man schon was durchpatiniertes, was man dann troztdem bearbeitet?

Auf dem besagten Platz gibt es meiner Meinung nach, eine Sichel, die sieht noch viel älter aus. Da ist auch eine Sandabdeckung drüber und ein wenig weiter, kommt das Grundgestein zutage. Ähnliche Auffindesituation. Das ist ansonsten mein einziger Platz mit Sichelklingen. Das Material ist soooooo grottig, das ist aber ein bestätigtes Artefakt (kein Paläolithikum) , ist durch viele Hände gegangen.

liebe Grüße Daniel



gefährliches Drittelwissen