Schräger Klingenbohrer?

Begonnen von arriba, 22. Juli 2008, 19:15:06

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arriba

In den letzten Tagen war ich auf einem neuen Feld....benachbart zu dem Waldglas und co.
Ist dies ein Klingenbohrer?
Ich habe noch Abschläge und andere kleine Teile mit Retuschen gefunden, keine  Ahnung ob die sich definieren lassen  :kopfkratz:

:winke: Rikke

Waldemar


Silex

Gratuliere zu dem neuen Suchareal   und zum Bohrer, arriba!

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

arriba

#3
- danke euch!  :-) Ist daß so einer wie auf der Zeichnung?

Silex

beim unteren Foto hättest du dein Fundstück nur umdrehen und auf die rechte Seite legen müssen....
:frech:
Seltsam sind  diese  gebogenen Bohrer schon...das widerspricht irgendwie der zugedachten Tätigkeit.....
vielleicht kommt noch eine andere Funktion in Frage?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

arriba

Für dich tue ich doch alles.......insbesondere wenn du mir deine zarte rote Zunge zeigst  :engel:  :zwinker:

Silex

Danke arriba !     Ist das die erste Stelle bei Dir mit neolithischer Hoffnung....
bei uns gibts Bohrer  nämlich nur in endpaläo-oder  neolithischem Zusammenhang :weise:
Oder habt ihr auch Mesobohrer? Vermutlich hab ich nicht aufgepasst.
Bei uns geht es langsam wieder los

alles Gute vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

arriba

#7
Laut "Flint fra Danmarks oldtid" gibt es nachweislich die schrägen Klingenbohrer in der Hamburger kultur, der frühen Maglemosekultur und auch auf Fundstellen der jüngeren Ertebölle Kultur, also, ja auch Meso. - sie wurden wahrscheinlich dazu benutzt längsrillen in Geweihfragmente zu machen, die man an den Fundplätzen fand.......jetzt muss ich wohl los ein Geweihfragment suchen  :zwinker:

Hier noch Bilder von einem Teil der Funde; also die von denen ich denke dass sie  mehr oder minder retuschiert sind .... ob es echte retuschen sind  :kopfkratz: so gut bin ich noch nicht  :engel: ich habe nur ein grösseres Teil gefunden, zeige ich gleich......aber ob das natürlich entstanden ist  :kopfkratz: ich weiss es nicht....

arriba

"Der Grosse" -  nur aus meiner Fantasie entsprungenes Artefakt? Hat er nicht auch was "bohriges"   :kopfkratz: und noch was anderes - aber was!?

Khamsin

Salaam!

Das ist ein eindeutig als Bohrer zu bestimmendes Stück. Bohrerenden können zum Rest des Artefaktes alle möglichen Positionen einnehmen; sie müssen keinesfalls immer längsaxial ausgerichtet sein. Allerdings eignen sich nur Letztere - na klar - zu einer Schäftung im Bohrstab für Drillbogenantrieb.

Fig. 33 auf Seite 74 in P.V. Petersens schönem Buch gibt eine Hypothese zur Verwendung spätjung- bzw. spätpaläolithischer sog. Zinken wieder, die letztlich - nicht nur per Idee, sondern auch per Abbildung - auf den alten Alfred Rust aus den 1940ern zurückgeht (Meiendorf oder Stellmoor).

Mich hat schon vor Jahrzehnten diese vermeintliche Verwendung, d.h. insbesondere die damit verbundene mutmassliche Bewegungsrichtung solcher Stücke irritiert, bedenkt man die Härte und Zähigkeit von Rengeweih. Gerade die Spongiosa vom Ren (Rangifer tarandus) ist extrem dicht und unglaublich zäh, wie eigene praktischer Erfahrung lehrt. Während gerade und raspelscharfe Kanten von Stichelnegativen exzellent zum "Aussticheln" von Rillen geeignet sind, ist eine bohrerartige "Zinkenspitze" überdies retuschiert, besteht aus vielen kleinen Negativen und ist auch oft nicht so steil wie eine Stichelkante.

Ich wäre erst dann von dieser hypothetischen Funktion überzeugt, wenn Gebrauchsspurenanalysen an Zinken diese nachgewiesen hätten. Ob es indes sowas von den hervorragenden dänischen Gebrauchsspurenspezialistinnen gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich will mich mal schlau machen.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

arriba

 :-) Vielen Dank für deine Mühe Khamsin ! Ich warte gespannt darauf was du rausfindest.... 

LG Rikke

clovis

Guten Tag , ich bin seit Heute neu hier.
Die Zeichnung zeigt einen Zinken der Hamburger Kultur.
Die Zinken gibt es doppelt und auch als Kombigeräte.

Gruß clovis       :-)

arriba

Danke dir  :-) soviel weiss ich auch, die Frage war viel mehr ob der Fund einer ist .....  :zwinker:

Khamsin

#13
Salaam!

Rikke, bei dem zweiten Stück habe ich Bedenken. So sieht m.E. die Kerbe recht modern aus...

Ach ja, vielleicht noch zur Terminologie, meinem heimlichen Steckenpferd!

Da sass er nun, der bereits schon früher von mir in diesem thread erwähnte Alfred Rust, an einem Tag seiner Ausgrabung in Meiendorf im Jahre 1933 und hielt dieses merkwürdige Steingerät in der Hand. Was häufig übersehen wird, ist, dass der damals noch sehr junge Rust über eine durchaus dezente Nase verfügte (vgl. Foto in A. Rust, Vor 20000 Jahren. Rentierjäger der Eiszeit. Neumünster 1972, Bild 3 zwischen S. 104 und 105). Verständlicherweise war ihm unbekannt, dass sich das Riechorgan am Ende seines Lebens zu einem veritablen, mehr als stolzen "Zinken" auswachsen sollte (Vorsatzfoto in: Frühe Menschheit und Umwelt. Feschrift A. Rust zum 65. Geburtstag, Fundamenta A 2, Köln 1967/70).

Unser Alfred also schaute, nein, starrte das Flintgerät an, denn er wusste, dass er diese merkwürdige und durchaus prägnante Geräteform beschreiben, kurzum, ihr einen Namen geben musste! Hochkonzentriert fuhr er - ohne sich dessen bewusst zu sein - mit einem Zeigefinger am Nasenrücken entlang, hatte sich doch dort Sekunden vorher eine lästige Fliege breitmachen wollen.

Und just in eben diesem Moment waberte der Geist der Erkenntnis durch den Raum und traf Jung-Alfred mit aller Macht! Na klar, die Biegung der Spitze des Stückes, das war es, erinnerte sie nicht im Profil an eine Nase? Wer nun aber glaubt, die Namengebung sei dieser Eingebung gefolgt, der irrt mehr als gewaltig!

Wer allerdings die Forschungsgeschichte ein wenig kennt, der weiss, dass der Schicksalsgott in diesem Moment unseren Jungforscher zurückhielt. Nein, die Verwendung des Begriffs "Nase" in Kombination mit Steingeräteformen durch Alfred Rust sollte diesem erst in wesentlich höherem Lebensalter vorbehalten bleiben. Dann aber, wie wir Leidenden wissen, mit grösster Macht, denken wir doch an die sog. Nasenschaber, die es nach Alfred Rust sogar für Links- und für Rechtshänder gleichermassen gab! Schlicht erschütternd! Aber schnell zurück ins Jahr 1933.

Alfred, noch ganz gebügelt von seiner Eingebung und durch den Schicksalsgott auf die richtige Fährte gebracht, erinnerte sich seiner Herkunft aus einfachen Verhältnissen, eben ein Junge von der Strasse. Blitzartig schossen ihm Erinnerungen an früheste Raufereien durch den Kopf und wie er und seine Kumpane oft geschrien hatten: "Dir haue ich den Zinken platt!".

Und - man möge mir diese triviale Ableitung nachsehen - dies war die Geburtsstunde einer der prägnantesten Namengebungen für ein Flintartefakte, der "Zinken" war geboren!

Reiht sie sich nicht naht- und zwanglos zugleich in die Reihe der anderen gleichermassen prägnanten Gerätebezeichnungen aus derselben Zeit? Wie z.B. neben den unvergesslichen "Schuhleistenkeil", die im Gegensatz zu jenem nachgerade filigrane "Flachhacke", unmittelbar gefolgt von der "Scheibenkeule" und nur noch - ich gebe es gerne zu - übertroffen von dem bekannten Trio "Kern-" und "Scheibenbeil" nebst "Handgriffschaber". Ja, das waren Zeiten...

Das Beharrungsvermögen solcher Unaussprechlichkeiten ist enorm, nicht nur bei uns Laien, sondern auch bei den Archäologen! Bescheiden wir uns also mit dieser Erkenntnis und nehmen den "Zinken"fund als Gelegenheit zu einer humoristischen Betrachtung.

Herzliche Grüsse KIS

ps: Rikke, ich habe leider nichts zu Gebrauchsspurenanalysen gefunden.
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

arriba

Vielen Dank für die schöne Geschichte Khamsin  :super: Lese ich gerne sowas ..... Macht ja nichts mit der Gebrauchsaspurennalyse, das Teil gefällt mir aber irgendwie, und nach dieser Erzählung erst recht ... egal was es ist  :zwinker: 


:winke: Rikke

Bavaricum

Grüß Dich Rikke,

schöner Fund, freut mich für Dich. Das Teil ähnelt ja dem, daß ich vor einiger Zeit gefunden habe, sehr.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,30931.0.html

Das Sück ist derzeit beim Landesamt aber ich bin schon gespannt was die dazu sagen.

Viele Grüße aus Bayern

Andreas