evtl. Angelhaken-Vorarbeit

Begonnen von neolithi, 02. August 2009, 12:43:53

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

neolithi

Hier ein ulkiges Stück, gefunden auf Acker in Flussnähe, meso- bis bronzezeitlicher Acker.
Der Archäologe in SL vermutet als Ziel einen Angelhaken, der nicht zuende geführt wurde.

HG
neolithi

Marienbad

...moin Neolithi,
der Hinweis auf Angelhaken könnte stimmen, hab bei Harm Paulsen welche gesehen aus seiner Fertigung.
Es gibt auch Funde von Flintangelhaken, sie müssten eigentlich in der schleswiger Ausstellung liegen. In
Dänemark gibt es auch sicher welche, da hat der Wikinger aber den besten Überblick.

HG   Manfred

Der Wikinger

Hallo Leute  :-)

An Vorarbeit zu Angelhaken kann ich in diesem Falle nicht glauben.
Die Abschläge, die auf dem Stück gemacht sind würden, meiner Meinung nach, eine weitere Herstellung verhindern.
Die wenigen, selten Angelhaken aus Flint, die bekannt sind, sind alle mit "Flächen-retuschierung" / Knapping-Technik hergestellt, so dass auf dem fertigen Stück auf allen Seiten "Abschläge" / Absplitterungen zu sehen sind.

Die mit blau markierten Kiele würden den Prozess stoppen. Sollte man da nachher "knappen" wollen und die Kiele entfernen, sollten die Präparationsabschläge umgekehrt liegen, also auf der anderen Seite des Stückes.

Die ganz bewusst gerade und scharf aussehende Retusche links spricht auch dagegen.



Ich denke mehr in Richtung eines kleinen schon fertiges Spezialgeräts.
Ein kleiner Kantenschaber, -hobel, oder vielleicht sogar mit Messerfunktion.

:winke:

Kelten111

Würde auch an ein Spezialgerät denken dessen verwendung wir nur spekulieren können :glotz:
Super seltenes und einmaliges Stück :winke:
Danke fürs zeigen :super: :super:

neolithi

Hallo ihr drei und die anderen,
danke für eure Antworten.
@Wikinger: Der Archäologe hatte vermutet, dass das nicht zuende geführt wurde, weil sich da jemand verschlagen hat, also es nicht mehr möglich war, einen Angelhaken hinzubekommen. Würde das zu deinen Überlegungen passen oder konnte es deiner Ansicht nach nie ein Angelhaken werden?

Danke und schöne Grüße

neolithi

Der Wikinger

Hallo neolithi  :-)

Wie gesagt glaube ich nicht an Angelhakenvorarbeit, aus den genannten Gründen.
Die sehr bewusste und gerade Kantenretuschierung beweisst, meiner Meinung nach, dass sich niemand verschlagen hat, sondern, dass der Flintschmied das Gerät genauso wollte !  :super:

:winke:

steinsucher

Hallo neolithi,

here are the votes of ...., nee, nur meine Meinung.

Der Abschlag hat zunächst keine schöne Ventralfläche. Aber wenn ich mir Bild "img_7804.jpg ansehe, bekomme ich ein Problem. Auch wenn ich jetzt wieder der Stinkefinger des Steinzeit-Forums werde. Ich denke mal an einen ganz normalen Abschlag (Korrekturabschlag, Reflexabschlag, was auch immer). Wenn du dir die Patina der Oberfläche ansiehst, ist die der Retuschen dunkler und rauer. Alles was die Retuschen umgibt ist etwas milchiger und wohl auch glatter (durch welche Art der Verwitterung auch immer). Also stammen sie nicht aus der gleichen Zeit. Den Rest erspare ich mir, den muß jeder für sich interpretieren.

Aus Heinsberg,

von einem müden Steinsucher.

Kelten111

Ich erkenne da keine Merkmale das die Retuschen frisch währen! :nono:

steinsucher

Zitat von: Kelten111 in 02. August 2009, 20:07:27
Ich erkenne da keine Merkmale das die Retuschen frisch währen! :nono:


Das kann sein. Dazu muss man auch den Unterschied mal unter 15 bis 30 facher Vergrößerung gesehen haben. Danach ist es einfacher. Und, man muss auch offen dafür sein.

:besorgt:

vom Steinsucher.

Der Wikinger

Zitat von: steinsucher in 02. August 2009, 19:33:26
Hallo neolithi,

here are the votes of ...., nee, nur meine Meinung.

Der Abschlag hat zunächst keine schöne Ventralfläche. Aber wenn ich mir Bild "img_7804.jpg ansehe, bekomme ich ein Problem. Auch wenn ich jetzt wieder der Stinkefinger des Steinzeit-Forums werde. Ich denke mal an einen ganz normalen Abschlag (Korrekturabschlag, Reflexabschlag, was auch immer). Wenn du dir die Patina der Oberfläche ansiehst, ist die der Retuschen dunkler und rauer. Alles was die Retuschen umgibt ist etwas milchiger und wohl auch glatter (durch welche Art der Verwitterung auch immer). Also stammen sie nicht aus der gleichen Zeit. Den Rest erspare ich mir, den muß jeder für sich interpretieren.

Aus Heinsberg,

von einem müden Steinsucher.

Ich sehe schon was du meinst, Steinsucher !

In diesem Falle glaube ich aber, dass du da falsch liegst, ich glaube hier täuscht uns der Lichteinfall.
Vergleiche mal mit bild IMG_7805.JPG, da ist die gleiche milchige "Oberfläche" auf den Retuschen zu sehen.  :kopfkratz:
Wie gesagt glaube ich, dass das Licht täuscht.

Ausserdem ist das Material das nordische Falster-Flint, dass in "Schichten" verschieden gefärbt ist. Das kann auch ein Farbspiel bei den Retuschen geben.

:winke:

steinsucher

Von Sten:

ZitatVergleiche mal mit bild IMG_7805.JPG, da ist die gleiche milchige "Oberfläche" auf den Retuschen zu sehen.  mhh grübel
Wie gesagt glaube ich, dass das Licht täuscht.

Hallo Allerseits,

Stimmt, aber links gibt's einen modernen "Ditsch", oder?

Das mit den Fotos ist natürlich immer problematisch. Da gibt es Probleme mit den Farben (Weißabgleich), mit dem Lichteinfall usw.

Ja klar, warum sollte so ein Teil nicht benutzt worden sein, noch mal "nachgeschärft" worden sein und dann ??

Denk mal an Omas Küchenmesser (das kleine). Das hat sie so oft nachgeschliffen, bis auch mindestens eine "Bucht" da war, weil man den Griff nicht mitschleifen konnte.

Ein Artefakt habe ich nie in Frage gestellt. Mit einem Angelhaken aus Feuerstein habe ich auch hier im Rheinland keine Erfahrung, aber in diesem Fall meine Zweifel. Man sieht sich ja um.

Aber, wie bezeichnet man so etwas? Die Gesellschaft, die mit diesem Teil gearbeitet hat, hatte dieses Problem erst mal nicht. Sie hat einfach damit das gemacht, was notwendig war. Vielleicht hat man dann Tätigkeiten dem Gerät zugeordnet und Namen verteilt?

Keine Ahnung,

Der Steinsucher.



Silex

Für mich geht das Ding - trotz aller innewohnenden Geheimnisse-  vom Gefühl her- in Richtung eines spitzenorientierten Gerätes. Sind an der "Spitze" keine sichtbaren "Aufschlüsse"  zu gewinnen was  dort damit gemacht worden sein könnte, neolithi?
Oder irgendwo "Schäftungsglanzverdacht".
Mir scheint das Ding  auch "fertig und durchgearbeitet", als ob es so angedacht und auch benutzt wurde (meiner meinung nach im Neolithikum- da lehne ich mich revierfern-frech aus dem Fenster obschon es hier gleich stürmen wird) -
Aber zu was? Wenn der Archäologe schon fragwürdelt...mhmmmhm....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo Allerseits,

wenn Gerät, dann das, was von einem abgearbeiteten Gerät zurück geblieben ist. Ein neues, ungebrauchtes Gerät wird eine Seltenheit bleiben. Zumindest als Oberflächenfund, höchstens als Grabbeigabe.

Und welcher Archäologe fragwürdelt??

Ich persönlich würde mir wünschen, wenn sich jeder mal von der Denkweise unserer "Wegwerf-Gesellschaft" freimachen könnte. Mal kurz gebrauchen, ex-und-hopp, das war der Slogan vor kurzer Zeit. War aber nicht immer so. Das, was wir aus den Zeiten von vor 3?- 4?- 5?-Tausend Jahren kennen sind Produkte anderer Denkweisen.

Das Material wurde bis zum Ende (Restkern, Endfragment) verbraucht.

Es entstanden:

1. Die Reste der Herstellung.

Meist Abfall, auch wenn er heute schön aussieht.

2. Geräte.

3. Dann die Reste der gebrauchten Geräte, nachdem sie weiter verwertet wurden.

Da gibt es sicher viele Varianten.


Vieles war sicher auch gefühlsbedingt "designed". Das können wir heute aber nicht mehr nach"fühlen".

Mehr dazu nicht mehr,

vom Steinsucher.

Silex

Naja, Fritz, der Archäologe "vermutelt" halt dann  -wenn mein Wortspiel gar zu arg an den Buchstaben hergezogen wurde.
Wie wir halt auch meistens!
Wir sind in vielen verschiedenen Sucherregionen beheimatet und wenn ich nordische oder westliche Funde mitbeplappere dann ist dies dem geschuldet , dass ich zwar weiß dass ich keine Ahnung habe was genau das sein könnte....aber ich habe schon die Steinzeitdenke erworben. Ich stimme Dir auch in fast ALLEM zu...aber wenn ich meine endpaläolithischen Funde betrachte dann waren diese Menschen geradezu verschwenderisch im Umgang mit Werkzeugen die eigentlich noch weiter verwendet  oder modifiziert werden konnten. Und dies trotz Materialmangels. Aber dann gibt es eben auch andere Fundstellen wo das letzte Fizzelchen (Mesolithikum, Neolithikum) verschrubbelt wurde.
Wir wissen definitief kaum etwas über das was damals außer den Normgeräten  alles im Gebrauch war....aber Miteinander werden wir noch manches lernen und herausbekommen.....oftmals geschieht dies auch durch gewaltige Fehldeutungen.
Wörter und Meinungen  von Gleichgesinnten sollten "beschwingen und anregen" auch wenn sie nicht immer passend erscheinen.
Hau mal Deine letzten Funde rein.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher