ERTEBØLLE Beil ?

Begonnen von Wiesenläufer, 09. November 2021, 19:24:36

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Wiesenläufer

Moin, etwas unterhalb vom < Scheibenbeil >
lag dieses Teil. Erst beim umdrehen sah ich, dass es flächig retuschiert ist.

Bin schon den ganzen Nachmittag am grübeln und lesen um was es sich handeln könnte.
Habe ich noch nie gehabt und es hat keine der gängigen Formen die ich kenne.  :nixweiss:

6cm lang, 4,5cm breit, 1,5cm dick
Zur Bruchstelle hin verjüngt es sich auf 3,7cm

Das einzige was dem etwas ähnlich ist, ist die Nr. 146 bei PVP, Kernøkse, jüngste Ertebølle

Ich finde nur leider keine Maßangaben ob sowas überhaupt in Frage kommt.

Muss auch gar nicht zum Scheibenbeil passen, da meine Fundplätze immer mehrfach besiedelt waren.

Lieben Gruß

Gabi

PS: Auch dieses Teil ist eigentlich tief schwarz  :friede:
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Fabulas

Hi Gabi,

natürlich kann ich Dir gar nicht weiterhelfen. Aber eine Frage habe ich:

Das helle auf der einen Seite - so sah der Stein wohl mal komplett vor seiner Bearbeitung aus?  :nixweiss:

Darfst mich gerne auslachen, wenn ich "schief liege"  :narr: - alles schon dagewesen.

Grüße aus dem dunklen Süden

Anita

StoneMan

Moin Gabi,

schöner Fund zum Grübeln.

Fragment ist leider immer schwierig, da das Merkmal, in diesem Falle der Nacken fehlt.

Schau Dir einmal bei PVP 177 / 178 an.

Gruß

Jürgen

PS Anita,

das helle ist die Cortex (Rinde), ja so können Flintknollen rundum oder partiell weiß sein.
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wiesenläufer

Moin Anita,

warum sollte man sich schief lachen, wegen einer Frage.
Was meinst Du, wie oft sie sich hier schief lachen könnten wenn ich Fragen stelle.  :zwinker:

Jürgen hat es schon geschrieben.
Die einstige Rinde/Cortex von einer Flintknolle.

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Moin Jürgen,

da überhaupt keine Schliffreste zu erkennen sind, wäre die 178 (Viervitzbeil) (Rechteckbeil) eine gute Option.

Kein Wunder, dass mir die Form nichts sagt.
Habe ich noch nie gehabt und den Begriff kenne ich nur vom Hören-Sagen.

Weißt Du auch in welchen Zeitabschnitt man diesen Typ einordnet ?

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Fabulas

Zitat von: StoneMan in 09. November 2021, 22:55:50
Moin Gabi,

schöner Fund zum Grübeln.

Fragment ist leider immer schwierig, da das Merkmal, in diesem Falle der Nacken fehlt.

Schau Dir einmal bei PVP 177 / 178 an.

Gruß

Jürgen

PS Anita,

das helle ist die Cortex (Rinde), ja so können Flintknollen rundum oder partiell weiß sein.


Danke Jürgen und Gabi! Man sieht es hier sehr schön.
Grüße
Anita

StoneMan

Moin Gabi,

Zitat von: Wiesenläufer in 10. November 2021, 06:05:37

Weißt Du auch in welchen Zeitabschnitt man diesen Typ einordnet ?


PVP schreibt Dyssetid.

Ich denke frühneolithische Dolmenzeit, das liegt bei dänischer Einteilung ~ 2800 - 2300 bc., möglich auch später Richtung Dolktid.

Wie Du vielleicht gelesen hast, wird auch Mecklenburg als Vorkommen erwähnt.

@ Jan, melde Dich mal, Du kannst besser dänisch  :daumen:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Danske

Zitat von: StoneMan in 10. November 2021, 10:51:05
Moin Gabi,

PVP schreibt Dyssetid.

Ich denke frühneolithische Dolmenzeit, das liegt bei dänischer Einteilung ~ 2800 - 2300 bc., möglich auch später Richtung Dolktid.

Wie Du vielleicht gelesen hast, wird auch Mecklenburg als Vorkommen erwähnt.

@ Jan, melde Dich mal, Du kannst besser dänisch  :daumen:

Gruß

Jürgen

Hallo zusammen,

Jürgen, kann es sein, dass du dich bei der Datierung ein wenig vertan hast?

Dyssetid: 3900 - 3400
Jættestuetid: 3400-2800
Enkeltgravstid: 2800-2400
Dolktid: 2400-1800

Ein interessanter Fund, Gabi. Aber ohne Nacken schwierig anzusprechen. Sowohl Kernbeil mit spezialisierter Schneide, eher aber das dünnblattige, spitznackige Beil vom Typ Vierwitz könnten hinkommen, wobei letzteres eher zum Fundort passen würde. Funde spitznackiger Beile sind übrigens selten.

LG
Holger

Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Wiedehopf

Hallo,

könnte es sich vielleicht auch um eine abgebrochene Speerspitze handeln ?
Deine 'Schneide' wäre dann die Basis dieser Spitze, die eigentliche Spitze wäre dann bei der Nutzung abgebrochen. Siehe z.B. PVP 238. Allerdings könnte die Dicke von 1,5 cm dagegen sprechen.
Nur so ein Gedanke.

Viele Grüße
Michael   

StoneMan

Zitat von: Danske in 10. November 2021, 21:25:57
Hallo zusammen,

Jürgen, kann es sein, dass du dich bei der Datierung ein wenig vertan hast?


Moin,

@ Holger,

klar kann das sein, dass ich mich vertue  :zwinker: aber ich hatte geschrieben "PVP schreibt Dyssetid".

Dann folgte mein Senf, mit dem ich mich über PVP einfach kühn hinweggesetzt habe  :dumdidum:: Ich denke frühneolithische Dolmenzeit,
das liegt bei dänischer Einteilung ~ 2800 - 2300 bc., möglich auch später Richtung Dolktid.

Kommen wir dann überein?

Gruß

Jürgen

PS bei der Zeiteinteilung habe ich eine ältere dänische Publikation zugrunde gelegt "Jeg ser på Oldsager".


Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wiesenläufer

Zitat von: Wiedehopf in 10. November 2021, 23:10:15
Hallo,

könnte es sich vielleicht auch um eine abgebrochene Speerspitze handeln ?
Deine 'Schneide' wäre dann die Basis dieser Spitze, die eigentliche Spitze wäre dann bei der Nutzung abgebrochen. Siehe z.B. PVP 238. Allerdings könnte die Dicke von 1,5 cm dagegen sprechen.
Nur so ein Gedanke.

Viele Grüße
Michael   

Moin Michael,

habe mir die 238 angesehen und versucht den Text dazu halbwegs zu verstehen.  :schaem:
Bei den Nummern 236 - 239 stehen ja Größenangaben.


Mein Bruchstück könnte eine Länge irgendwo zwischen 10-15cm gehabt haben.
Kommt mir aber viel zu dick vor wenn ich mir die anderen Abbildungen anschaue.

Lieben Gruß

Gabi




Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Moin,

in einem Jahrbuch von 2010 habe ich inzwischen eine Abbildung von einem Viervitzbeil gefunden.

Bei einer Leitungsverlegung aus dem Baggeraushub geborgen.
Komplett erhaltenes, flächenretuschiertes Viervitz-Flintbeil mit spitzovalem Querschnitt.
M. 1:2
Fundort Landkreis Rügen

Auf dem Bild hat es 6,5cm, demnach 13cm groß was mit meinem Bruchstück durchaus konform geht.

Mal schauen ob ich noch weitere Abbildungen finde.

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Zitat von: StoneMan in 10. November 2021, 23:38:16
Moin,

@ Holger,

klar kann das sein, dass ich mich vertue  :zwinker: aber ich hatte geschrieben "PVP schreibt Dyssetid".

Dann folgte mein Senf, mit dem ich mich über PVP einfach kühn hinweggesetzt habe  :dumdidum:: Ich denke frühneolithische Dolmenzeit,
das liegt bei dänischer Einteilung ~ 2800 - 2300 bc., möglich auch später Richtung Dolktid.

Kommen wir dann überein?

Gruß

Jürgen

PS bei der Zeiteinteilung habe ich eine ältere dänische Publikation zugrunde gelegt "Jeg ser på Oldsager".

Moin Jürgen,

Die zitierte ältere dänische Publikation kenne ich nicht. Die dort genannte Chronologie beruht vielleicht noch auf der unkalibrierten 14 C Datierung.

Inzwischen wird die Dolmenzeit allgemein, auch bei unseren südskandinavischen Nachbarn, auf 3900 - 3400 v.Chr. gesetzt, also vom Ende Ertebølle bis Beginn Ganggrabzeit.

Die Spitznackigen Beile datieren regelmäßig in die Dyssetid, nie Einzelgrab- oder gar Dolchzeit.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

StoneMan

Moin,

OK Holger, dann bleibt das erst einmal so von Dir stehen  :super:.

Bei Gabis Fund fehlt leider der Nacken...  :nixweiss:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

#14
Moin Gabi,

Du hast ein ausgefallenes Fundstück und eine interessante Recherche geliefert!

Eine Spezialität wie sie im dem Nordosten unserer Republik und dem Osten des Königreichs Dänemarks vorkommt.
Mit der Erteböllekultur besteht dann wohl kein Zusammenhang mehr.

Schöne Grüße

Jan

Wiesenläufer

Moin Jan,

ja, die hat sich hiermit wohl verabschiedet.

Die Bilder sind jetzt mal an einen geschickt worden, der es vielleicht auch beantworten könnte.
Bin auf seine Meinung gespannt und es fehlt leider der Nacken um es richtig zu bestimmen.  :heul:

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Moin,

habe heute eine Antwort auf das Bruchstück bekommen.

Antwort:

[die Zurichtungsweise der Beiloberfläche ist definitiv neolithisch oder jünger. Typisch ist hier die Formung der Oberfläche durch Abschläge, die rundherum im rechten Winkel zu den Längskanten und zur Schneide geführt sind., quasi als Parallelretuschierung, wie man es ja auch von flächenretuschierten Dolchen kennt.]
[...] [Anderenorts hat H. Schwabedissen den Begriff der Beile vom "Oher-Typ" geprägt, die den Vierwitzbeilen flinttechnologisch nahestehen. Sie sind nicht regionaltypisch, sondern vielleicht nur Hinweise auf Rohstoffmangel, worauf auch der, im Gegensatz zu Großbeilen,  genutzte Moränenflint hindeuten kann.]

Vom Typ "Oher" hatte ich schon mal was von einem anderen Fundplatz.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,76835.0.html

Das war aber nicht so fein gearbeitet.

Lieben Gruß

Gabi


Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Danke für die Info :Danke2:

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Wiesenläufer

Moin Holger,

gern geschehen.

Abbildungen in irgendwelchen Büchern sind halt schwer einzuordnen und da freut man sich immer über Antworten.
So langsam denke ich, dass viele der gefundenen Scheibenbeile auf diesen Plätzen ins Neolithikum gehören.

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)