Kleines Stück Silex

Begonnen von Laurin5, 14. Mai 2007, 17:37:16

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Laurin5

Guten Tag,
zwar ein Winzling, aber immerhin Silex. Kann man dazu etwas sagen (Verwendungszweck etc.)?
Herzliche Grüße
Laurin5

Silex

Servus, Laurin,
zuerst mal gehe ich davon aus , dass es bei Dir  kaum natürliche Silexvorkommen gibt (?)
Solche Minitrümmer kommen auch auf meinen  metallzeitlichen (und auch auf den raren neolithischen) Plätzen vor
Eine typische Gerätefunktion ist aufgrund der Fotos   nicht zu erkennen. Vermutlich lässt sich aber eindeutig eine Griffzone und ein scharfes Schneidenende ertasten und  erahnen (wenn es nicht gerade ein Abfallstück ist welches durch Pflugeinwirkung diese Form erhalten hat.


(Meine Fundgegend besteht aus 2 naturräumlichen Gegebenheiten: dem Urkristallin und der Alb (also einer jünger aufgefalteten Hochfläche auf der die Steinzeitler gerne saßen und den Herden entgegenspähten)  die auch den Jurahornstein in sich tragen.
Es ist jedoch eine Lust auf den Urkristallinflächen zu sammeln weil man fast 100% ig sagen kann  : Silex ist gleich Artefakt.
Dies kann ein aus anderen Gebieten stammender Steinesammler quasi nicht nachvollziehen...deshalb sind oft auch solche kleinen Trümmerchen meistens ein Auftakt zu größeren  Fundkomplexen.)


Wie weit von der Fundstelle  entfernt liegt der nächste , wissenschaftlich anerkannte, vorgeschichtliche Silexfund? Das würde mich noch interessieren Laurin.
Und ist dieses Teil ein Tiefen- oder ein Oberflächenfund der mit Keramik einherging. Wenn ja, mit welcher?

Vielleicht nur ein Zufallsprodukt- aber in jedem Falle ein Indikator (wenn Du in einer ansonsten silexfreien/armen Gegend lebst)
An manchen Orten macht so ein Anfangsstückchen mehr aus als die 10te Pfeilspitze an einem  als bevorzugt anzusehenden Premiumacker.

Ich habe in meiner "Laufbahn" als Feldbegeher  an die  100 Bauern kennengelernt..darunter waren leider nur 5 die  ihren Boden kennen...Störungen, Steinsetzungen im Untergrund , Verfärbungen, Wachstumsstörungen bewusst hinterfragten, alte Flurnamen noch kannten und seltsame Gebilde mit auf den Hof nahmen.....und diesen Menschen habe ich viel zu verdanken....sie sind alle schon sehr alt ... und ich treffe sie immer seltener.... ihre Kinder , Enkel und Erben sind nett und freundlich...aber sie haben nie zugehört  ...und manches was Ihr Vater und Opa mir erzählt hat kommt Ihnen plötzlich interessant vor. Und einmal habe ich einen Jungbauern damit beeindruckt dass ich mit so einem unscheinbaren Silexbröckchen , wie Du uns hier eines gezeigt hast, eine kleine Nut in eine seiner seine Riesenradmuttern hineingefräst habe.
Seitdem hat er Respekt und fragt jedesmal : "Woos hoosd häynd wieda gfuuna"
Wenn ich Geld hätte würde ich ihre Äcker kaufen.
Servus , bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Laurin5

Hallo Edi,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort, die mich - wie immer - sehr gefreut hat. In deinen Ausführungen schimmert viel Lebensweisheit durch, die von tiefer Wertschätzung für die phantastischen Zeichen unserer Ahnen getragen zu sein scheint. Du hast recht: Bei uns kommt Silex nicht natürlich vor. Die nächste Abbaustelle befindet sich in der Nähe des Gardasees, der liegt hunderte Kilometer von uns entfernt. Das Stückchen stammt von meinem Acker, auf dem ich schon, wie du weißt, relativ viele Funde gemacht habe: die Pallette reicht von jungsteinzeitlicher Keramik über römische Fibeln bis zu mittelalterlichen und neuzeitlichen Ringen. Siehe auch http://www.sucherforum.de/index.php/topic,20694.msg128222.html#msg128222
Auf dem Acker habe ich oberflächig schon mehrere Silexstücke gefunden, allerdings kann ich darauf keine Bearbeitungsspuren erkennen, im Gegensatz zu diesem Winzling, wo ich welche zu erkennen glaube (vielleicht liefere ich demnächst ein besseres Bild nach). Anbei ein Bild von einem Rohling (?), den ich vor gut einem Jahr, ebenfalls auf diesem Acker, gefunden habe.
Herzliche Grüße
Laurin5