Eisenzeitliches Schalenfragment und Silexpfeilspitze

Begonnen von thovalo, 02. November 2014, 02:41:54

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thovalo


    :-)

Beim Abschieben des Erdreichs für einen Baustelle am rechten Niederrhein wurde die Deckschale einer älter eisenzeitlichen Bestattung der "Niederrheinischen Grabhügelkultur" (Hallstatt C) zerstört. Es blieb wenig Zeit nach den Überresten der rundum frisch gebrochenen Einzelstücke zu suchen. So blieb der Beleg ein großes Fragment. Unterhalb einer der Scherben fand sich der Korpus eines stark beschädigen gestielt und geflügeltes Projektil aus "baltischen Feuerstein". Sonstige neolithische Fundbelege sind aus dem weiten Umkreis der Fundstelle nicht überliefert. Solche Projektile stehen mit in der Diskussion um den Gebrauch von Silices bis weit in die Metallzeiten hinein.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



    :-)


Flügelenden und Spitze sind verloren.
Der Korpus ist bifaziell flächig fein retuschiert.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Hallo Thomas,

auch wenn die fragilen Extremitäten abgebrochen sind,
tut dies dem Gesamteindruck der fein retuschierten Spitze 'keinen Abbruch'.

Interessant ist schon die Zeitstellung wie Du schreibst:
"Solche Projektile stehen mit in der Diskussion um den Gebrauch von Silices bis weit in die Metallzeiten hinein."

LG

Jan

thovalo


Hallo Jan!   :winke:

Es gibt im Rheinland Grabungen mit entsprechenden Funden in den Befunden, sie so interpretiert werden.
Das ist eine dynamische und vielfältig gesehene Diskussion.

Oft liegen die metallzeitlichen Siedlungen direkt oder nahe Bereichen neolithischer Siedlungen.


Diese fein retuschierten Projektile datieren ja per se schon endneolithisch bis bronzezeitlich und im Norden ist der Silexgebrauch ja ein gesichert zeitgleiches Phänomen zum Gebrauch von Metallen (Dolche, Sichelklingen ja sogar Schwerter in "Komposittechnik" wurden weiterhin noch in herausragender Technologie aus Silex gefertigt).

Im Rheinland ist das etwas anders. Es gibt keine entsprechend qualitätsvollen Silices mehr, da die Bergbaue eingestellt waren.
Die Technik der Silexbearbeitung wurde nur noch rudimentär beherrscht. Meist handelt es sich um sekundäre Verwendungen.


Die fein gearbeiteten Projektile, manchmal wahre Meisterstücke, bestehen in meiner Region immer aus "baltischen" Feuerstein und gelten, unabhängig von der Datierung, als "Importstücke". Sie dürften meist schon parallel zumindest zum frühen Gebrauch von Metallen verwendet worden sein.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Zitat von: thovalo in 02. November 2014, 15:39:17
[...]
Diese fein retuschierten Projektile datieren ja per se schon endneolithisch bis bronzezeitlich und im Norden ist der Silexgebrauch
ja ein gesichert zeitgleiches Phänomen zum Gebrauch von Metallen (Dolche, Sichelklingen ja sogar Schwerter in "Komposittechnik"
wurden weiterhin noch in herausragender Technologie aus Silex gefertigt).

[...]
Die fein gearbeiteten Projektile, manchmal wahre Meisterstücke, bestehen in meiner Region immer aus "baltischen" Feuerstein
und gelten, unabhängig von der Datierung, als "Importstücke". Sie dürften meist schon parallel zumindest zum frühen Gebrauch
von Metallen verwendet worden sein.
...
Moin Thomas

eindrucksvolle Fundbelege  :super: schöne Fotos.

Zum Zitierten.
Alles völlig richtig was Du schreibst. Und das ist ja das interessante, dass die Silex-Werkzeuge
so lange neben dem Metall Verwendung fanden.

Ich denke auch Jan wollte das mit seiner Anmerkung lediglich zum Ausdruck bringen und
nicht etwa Zweifeln oder Erstaunen ausdrücken.
Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass Jan das nicht bekannt ist, wie lange
die feinen Spitzen ond Dolche hergestellt wurden.

Guß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Zitat von: StoneMan in 02. November 2014, 16:04:29
Moin Thomas

eindrucksvolle Fundbelege  :super: schöne Fotos.

Zum Zitierten.
Alles völlig richtig was Du schreibst. Und das ist ja das interessante, dass die Silex-Werkzeuge
so lange neben dem Metall Verwendung fanden.

Ich denke auch Jan wollte das mit seiner Anmerkung lediglich zum Ausdruck bringen und
nicht etwa Zweifeln oder Erstaunen ausdrücken.
Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass Jan das nicht bekannt ist, wie lange
die feinen Spitzen ond Dolche hergestellt wurden.

Guß

Jürgen



Das hatte ich auch nicht so verstanden!
Gut dass Du auf dieses mögliche Missverständnis hinweist!


Ich hab das nochmal hervor gehoben, weil das hier im Rheinland noch ein relativ neuer Gedanke ist.

Ebenso neu und ungewohnt wie die Tatsache, dass Menschen in mesolithischen Lebenstraditionen im Rheinland noch lange Zeit parallel zu den neolithischen Siedlungen auf den Lößböden am linken Niederrhein gelebt haben.

Das erklärt für das Fundgelände am rechten Niederrhein das regelmäßige Vorkommen spät datierender mesolithischer Artefakte, meist in Form von Trapezen, jedenfalls spät datierende Relikte der mesolithischen "RMS-Kultur".


lG nach Essen 

Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Zitat von: thovalo in 02. November 2014, 16:11:19
...
Ich hab das nochmal hervor gehoben, weil das hier im Rheinland noch ein relativ neuer Gedanke ist.
...

:super:

Gruß nach Ddorf

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.