einfacher Schaber

Begonnen von RockandRole, 22. Mai 2019, 17:23:41

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

RockandRole

Hallo Leute,

den hier wollte ich euch nicht vorenthalten. Das Stück ist aus einem primären Abschlag, oder aus einem Abschlag mit ursprünglicher Flussgerölloberfläche  :zwinker:  gefertigt. Durch den Lehmanteil im Radiolarit, ist das Werkzeug recht stark patiniert. Mit ca. 6 cm ist es eines unserer größten Werkzeuge überhaupt.

Wahrscheinlich ist der Abschlag noch zusätzlich ventral ausgedünnt worden. Das kann aber auch in einer späteren Phase der Werkzeugnutzung passiert sein. Ein Bulbus sucht man an dem Teil vergeblich. Das ist aber bei dem zerklüfteten Radiolarit öfter mal der Fall, weil sich die Energie an einer natürlichen Kluft oder ähnlichem orientiert.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Servus Daniel,
aber auch ein besonders schöner und von der einfachen Machart ebenso interessanter Schaber.
Da wurde nicht recht lange gefackelt, der war recht rasch hergestellt.
Das ist mal wieder ein besonderes Werkzeug  :super:
Zeitlich fast nicht einzuordnen, MP sicherlich aber recht viel mehr ist fast nicht drin.
Ich bin gespannt was der Platz in Zukunft noch an Überraschungen bringen wird.

Grüße
Peter :winke:

thovalo

#2
Zitat von: Furchenhäschen in 22. Mai 2019, 17:58:11
Servus Daniel,
aber auch ein besonders schöner und von der einfachen Machart ebenso interessanter Schaber.
Da wurde nicht recht lange gefackelt, der war recht rasch hergestellt.
Das ist mal wieder ein besonderes Werkzeug  :super:
Zeitlich fast nicht einzuordnen, MP sicherlich aber recht viel mehr ist fast nicht drin.
Ich bin gespannt was der Platz in Zukunft noch an Überraschungen bringen wird.

Grüße
Peter :winke:

Das ist hervorragend formuliert!

Ein sehr einfaches Artefakt das weit davon entfernt ist was man an sonst an so datierbaren Formen aus Regionen mit guter Silexversorgung kennt.


lG Thomas   :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Leute  :winke:

ja, da hat die Grundform gleich gepasst und irgendwann wurde noch einmal erfolgreich ausgedünnt  :-) da hab ich schon deutlich steilere gesehen. Somit wäre damit sicher noch was anzufangen gewesen.

Der Platz ist einer von jetzt nun mehr drei Stellen in der weiteren Region. Da sind wir auf der Spur von einem
kleinen System. Dieses Werkzeug ist nicht von der Hauptfundstelle, der Platz hat sich aber mittlerweile als recht fundreich herausgestellt. Dady meinte..also man findet echt immer was.
Von dort haben wir wieder das ganze Spektrum. Schaber, ein kleines Keimmesser, Abschlagkerne und wenig lavalloide Kerne etc. Ein Faustkeil fehlt uns überall, was nicht heißt, dass es dort keine gibt.

Hab noch mehr zu zeigen Peter, das wird doch hoffentlich auch so begeistern  :zwinker:

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

Steinsucher

Hallo Forum, hallo Daniel,

geschrieben worden ist alles, einfach nur schön. Hier am Niederrhein werde ich in ein paar Wochen bei einem "Summercamp" mit dem Thema "Am Anfang war das Feuer - Wir erfahren etwas über die Lebensweise der Menschen in der Steinzeit" des NABU bzw NAJU einige meiner Sachen den Kids (6-12 Jahre) mal zeigen. Dazu würde natürlich ein Foto dieses Superbeispiels passen. Ich hoffe, ich darf das.

Gruß, Fritz.

Kelten111

Weiter so!
Top Daniel  :prost:


Furchenhäschen

Zitat von: RockandRole in 22. Mai 2019, 19:25:38
Hallo Leute  :winke:



Hab noch mehr zu zeigen Peter, das wird doch hoffentlich auch so begeistern  :zwinker:

Liebe Grüße Daniel



Servus Daniel,
echt Klasse was Du und dein Dad in Eurer Gegend auf die Beine stellt!

Bin schon gespannt was da noch so alles in die Sammeltüten wandert, ich sehe da deutliche parallelen zum Fredi . :super:

Grüße
Peter :winke:

RockandRole

Servus zusammen,

Fritz, du kannst gerne die Bilder verwenden, Ehrensache  :zwinker:  auch wenn du noch weitere brauchst, einfach Bescheid geben.
Peter, das habe ich an anderer Stelle auch schon gesagt, dass mich die Ausführung der Schaber an die Funde von Fredi erinnern. Vielleicht liegt das aber auch an dem ähnlich inhomogenen Rohmaterial.

Ich zeige hier dann einfach noch ein paar Stücke, wenn ich Zeit habe  :winke:


Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

RockandRole

So, hier mal im Schnelldurchlauf noch ein paar Stücke von der vorletzten Begehung. Die von der letzten muss ich erst noch bearbeiten.

das erste Stück ist ein Abschlag mit facettierter Schlagfläche. Das Stück hat auch noch etwas von seiner ursprünglichen Gerölloberfläche. Das bedeutet, dass schon in sehr frühen Stadien der Operationskette der Kern aufwändig präpariert wurde, damit das Ergebnis zufriedenstellend ist. Bei solch kleinem Rohmaterial ja kein Wunder.

gefährliches Drittelwissen

RockandRole

hier noch ein weiterer einfacher Schaber, auch wieder von einem primären Abschlag. Diese Art der Verwendung dieser Grundformen ist uns bei den anderen Plätzen bisher noch nicht aufgefallen. Vielleicht habe ich aber auch nicht genau darauf geachtet. Diesmal ist die Retusche sehr verrundet.

gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Noch ein weiteres Stück, welches ganz in der Nähe des ersten Schabers gelegen hat. Meiner Meinung nach auch ein Schaber.

Solche ´großen´ Werkzeuge sind bei uns richtig rar. Hier sieht man, wie versucht wurde, nachdem die Nachschärfungen an dem zu steilen Winkel gescheitert sind, in die andere Seite einzugreifen und so das Stück noch einmal dünner zu machen und den Winkel abzuflachen. Dort wo es sinnvoll war, hat das auch geklappt. Dort wo es nicht sinnvoll war, hat man das gleich gelassen. Auf der noch scharfen Seite finden sich Gebrauchsspuren. Da wäre noch eine Schärfung möglich gewesen. Bei der Grundform steige ich nicht so ganz durch  :kopfkratz:

Die Scheide hat wie so oft eine Treckerpatina  :dumdidum:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

#11
Servus Daniel,
der Schaber in Bild jpg.3 ist ja ebenso eindeutig wie der zuerst gezeigte, sensationell, gefällt mir.
Die Retuschen sind aber schon ziemlich stark verrundet, bin ja mal sehr gespannt.
Hat denn das Material schonmal ein Paläolithiker angesehen?

Grüße
Peter

RockandRole

Hey Peter,

der Prof. Uthmeier hat einen Auszug von den Stücken schon mal vor ein paar Jahren gesehen. Ansonsten noch keiner. Da wird auch keiner in der nächsten Zeit ein Auge drauf werfen, bis auf die von der Aufnahme der Funde. Ich glaube aber, das wird bei der Menge eher ein Schnelldurchlauf. Von der Seite aus, wird da auch nicht viel mehr passieren. Ich muss sehen, wie das wird wenn die Aufnahme abgeschlossen ist und ich das Material wieder vorliegen habe.  :nixweiss:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo



Hallo Peter und Daniel!

Ich habe einige Fundbeleg im Original gesehen. Was das Paläolithikum der Region von anderen Regionen unterscheidet ist das Mikro-Format vermutlich aufgrund des besonderen Materialgebrauchs. Dazu ist das Material über Fotos nicht immer gut zu "lesen". Das ist schon insgesamt etwas "Eigenes" wobei es eben ein rein pragmatisches gearbeitetes Geräteinventar ohne besondere ästhetische Eindrücke ist. Das Faustkeile bislang ausgeblieben sind ist schon auffallen.

Ich kenne das umgekehrt, das sich eher die Faustkeile finden, weil sie einfach "erkennbarer" sind als die unscheinbaree Abschläge.

Facharchäologisch ist der Gebrauch dieses Materials und des geringen Formats in Daniels Fundregion aber wohl schon lange bekannt. Irgendwie gibt es immer dann kaum Interesse wenn nicht gerade ein Forschungsprojekt dazu ansteht und den Fokus darauf lenkt. Da bleibt wohl erstmal nichts anderes als weiter zu sammeln und zuzusehen, dass man seine Kontakte gut pflegt und nutzt!

lG Thomas


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

#14
Servus Daniel,

da bin ich voll und ganz bei Thomas.
Der Charakter der Artefakte ist und hat etwas ganz spezielles.
Man könnte auch sagen, den Gegebenheiten angepasst, geschuldet dem "harten" Material und das es an Ort und Stelle wohl keine erreichbare Materialauswahl gab.
Ich habe Literatur gewälzt, direkt vergleichbares wirst Du kaum finden.
Von der Grundform der Schaber, die sich doch sehr ähneln und mich auch an ein Mousterien erinnern.
Schwierig dahingehend weil es in der Literatur nichts wirklich vergleichbares gibt.
Die leicht stufige Retusche lässt aber an ein Mousterien denken.
Einen echten Kenner hätte ich noch in petto.
Darüber können wir uns aber mal unterhalten.

Grüße
Peter :winke:

Danske

Servus Daniel,

bin begeistert von den Stücken, die du und dein Dad gefunden habt.  :super: :super:

Habe auch mal in meinem Fachliteraturfundus geschaut und, wie Peter, nichts unmittelbar vergleichbares gefunden, was natürlich vorrangig mit dem hier verwendeten Material zusammenhängt. Formenkundlich sehe ich, ganz vorsichtig, gewisse Parallelen zu den Stücken aus der unteren Moustérienschicht im Hohlestein, Lonetal.

Falls wir uns irgendwann nochmals sehen, vielleicht beim nächsten AG-Altsteinzeit-Treffen, dann bring die Funde bitte mit, soweit sie wieder in deinem Besitz sind.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

RockandRole

Hallo Leute,

noch einmal vielen Dank für euer Interesse und die angebotene Hilfe.

Alleine im letzen Jahr waren es in Bayern 700 Ausgrabungen. Davon sind bestimmt 680 Notgrabungen oder Grabungen auf Basis des Verursacherprinzips. Der Rest sind Lehrgrabungen, Forschungsgrabungen oder Grabungen, welche von Vereinen organisiert werden und die sich dann einen Archäologen zur Hilfe nehemen, so wie beim Spessartprojekt. Diese Zahl ist aber nur geschätzt, so ungefähr wurde es mir aber auch erzählt. Wenn es jemand besser weis, mich würde die genaue Zahl sehr interessieren.

Da bleibt ja eigentlich nur die Hoffnung, dass man mal auf so einer Stelle eine Windkraftanlage, oder einen Aussiedlerhof hinstellen will. Und selbst da wird es schwierig. Ich kann mir gut vorstellen, dass so eine Grabung sehr aufwändig wird. Man muss ja fast schon die Fundschichten schlämmen etc.

Weitere umfangreiche Inventare gibt es meines Wissens eher in Mittelfranken. Bisher sind das alles aber Oberflächeninventare. Das ist vielleicht eine Chance. Auch das vermutete Aurignacien von einem der Plätze dort, ist ein weiterer Pluspunkt. Mal sehen, vielleicht bewegt sich ja etwas, wenn in Memmelsdorf festgestellt wird, wie viel das alles ist. Naja, die große Werkzeugkiste aus Alu, nur mit Funden von einer Stelle, ist ja nicht zu übersehen  :dumdidum:

Peter, ich melde mich mal gegen Wochenende bei dir. Dann können wir ja noch einmal schnacken.

Hey Holger. Ich denke, dass bis zum nächsten Jahr die Bearbeitung der Funde sicher noch nicht abgeschlossen wird, eher so 2021  :-)  aber bis dahin haben wir sicher wieder einige Neufunde. Die bringe ich natürlich gerne mit.

Wo die Funde im MP zu sehen sind, das ist die große Frage. Ich kann es einfach noch nicht sagen. Ob das überhaupt möglich sein wird  :kopfkratz:  Manche Inventare entlang des Main werden in die erste Hälfte der Würmeiszeit (ca.  70 000  –  40 000 v. h.) datiert. Da sind dann aber dann Fäustel dabei. Da muss schon ein ausgesprochener Fachmann an die Sache ran.

Liebe Grüße Daniel



gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

#17
Zitat von: RockandRole in 28. Mai 2019, 08:42:49
Hallo Leute,


Wo die Funde im MP zu sehen sind, das ist die große Frage. Ich kann es einfach noch nicht sagen. Ob das überhaupt möglich sein wird  :kopfkratz: Manche Inventare entlang des Main werden in die erste Hälfte der Würmeiszeit (ca.  70 000  –  40 000 v. h.) datiert. Da sind dann aber dann Fäustel dabei. Da muss schon ein ausgesprochener Fachmann an die Sache ran.

Liebe Grüße Daniel

Hallo Daniel,
die Häufigkeit von Faustkeilen bzw. Fäusteln von Fundplätzen der in etwa selben Zeitstellung in Zahlen oder einer Statistik festzumachen ist schwierig.
Mal als Beispiel die große MP Station bei Donauwörth mit ca. 450 Artefakten über mehr als 10 Jahre begangen erbrachte nicht einen Faustkeil,
ebenso die Station bei Neustadt an der Donau.
Andere Stationen wie die bekannte im Wellheimer Trockental lieferte bei in etwa gleicher Zeitstellung eine jede Menge Faustkeile, also woran liegts?
Ich weiß es nicht!
Ein Faustkeil ist schön aber nicht alles, das Finden ist aber schon etwas besonderes.

Grüße
Peter :winke:

thovalo

Zitat von: RockandRole in 28. Mai 2019, 08:42:49

Wo die Funde im MP zu sehen sind, das ist die große Frage. Ich kann es einfach noch nicht sagen. Ob das überhaupt möglich sein wird  :kopfkratz:  Manche Inventare entlang des Main werden in die erste Hälfte der Würmeiszeit (ca.  70 000  –  40 000 v. h.) datiert. Da sind dann aber dann Fäustel dabei. Da muss schon ein ausgesprochener Fachmann an die Sache ran.


Das wäre dann die extrem spannende Phase des vermuteten Eintreffens des homo sapiens in die europäischen Landschaften!
Das Grundproblem wird weiterhin darin liege, dass klar datierbare Leitfunde fehlen.

Umso wichtiger mehr Klarheit in das Sortiment zu bringen!  :zwinker:


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.