Eine Steinperle aus dem Rheinland

Begonnen von thovalo, 09. August 2021, 15:57:32

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thovalo



Guten Tag!

Unter den Fundbelegen eines Federmesserfundplatzes im Rheinland gehört eine Perle aus Stein. Diese wurde über ein Jahr lang im Rahmen einer Masterthesis an der Universität Köln untersucht und aufgenommen. Sie gilt als ein von Menschenhand ausgearbeiteter Fundbeleg und wird zum Fundaufkommen der späten Altsteinnzeit ("Federmesserkultur") auf dem Fundgelände gezählt.

"Die jüngst entdeckte Fundstelle der allerødzeitlichen Federmessergruppen am Niederrhein und auf der angrenzenden Mittelgebirgsschwelle stellt ......... dar (Heinen 2019, Abb.1). Zur Zeit wird der Platz durch ........  aufgenommen und prospektiert. Die Bearbeitung des Fundinventares steht noch aus (Frdl. Schriftliche Mitteilung von Herrn .......  am 25.09.2019).

B)a) Steinperle aus ........


Beschreibung
Die kleine Steinperle aus ......  hat eine Länge von 14 mm, eine Breite von 11 mm, eine Dicke von 7 mm und ist durchbohrt. Das Loch liegt zentral, leicht nach oben hin versetzt und ist von einem doppelkonischen Querschnitt. Die Perle weist eine grün-graue Farbe auf und ist an den Innenwänden des Loches leicht gelb-bräunlich verwittert. Ansonsten ist ihre Oberfläche jedoch größtenteils intakt.

Datierung
Aufgrund des bisher den Federmesser-Gruppen zugehörigen Inventars, ist auch davon auszugehen, dass die Perle dazugehörig ist. Somit kann auch sie vermutlich in die Allerødzeit datiert werden (vgl. Heinen 2019, Abb. 1).

Untersuchung
Aufgrund der körnigen Struktur des Gesteins, handelt es sich wahrscheinlich um Quarzit (?).
Unter dem Mikroskop erkennt man die für eine Bohrung typischen parallelen Rillen an der Innenwand des Loches (Abb. Rillen Loch), auch wenn sie aufgrund des Grades der Verwitterung an dieser Stelle recht undeutlich erscheinen. Unter Berücksichtigung der doppelkonische Form des Loches, ist von einer beidseitigen Bohrung beginnend von der Oberseite auszugehen. Nach etwa zwei Dritteln des Weges wurde von der Unterseite gegen gebohrt. Da das Loch auf der einen Seite einen Durchmesser von 4 mm und auf der anderen von 3 mm hat, muss ein sehr dünnes Werkzeug, vielleicht ein Feuersteinbohrer verwendet worden sein, der z.B. an einer Art Pump-Bohrer befestigt oder per Hand benutzt wurde (vgl. Gurova 2017, Fig.12.5). Gebrauchsspuren, die etwa vom längeren Tragen herrühren könnten, sind nicht zu finden. Weder die Außenfläche der Perle noch die Innenseite der Durchbohrung weisen eine derartige Politur oder Spuren einer Aufhängung auf. Eine einmalige oder sehr limitierte Nutzung der Perle ist hingegen denkbar.

Kontext/Vergleich
Der Federmesser-Fundplatz Usselo im Norden der Niederlande brachte einen nur 2 cm langen und 1 cm breiten, durchbohrten Anhänger hervor, der wahrscheinlich aus feinem Quarzit bestand. Auch seine Durchbohrung ist zumindest auf der Vorderseite konisch und erinnert bis auf seine leicht dreieckige Form an die .........  Perle (Stapert 2005, 159, 161, Fig 16).
Zwei der Ahrensburger Kultur zugehörige Steinperlen aus den südlichen Niederlanden (Vessem-Rouwvnen) ähneln dem ...... Stück in ihrer runden bis ovalen Form sowie der doppelkonischen Durchbohrung, allerdings sind sie etwas größer (vgl. D'Errico 1994, Fig. 303: 6-7).
Als weitere Vergleichsstücke können die etwas jünger datierten und ebenfalls flachen Schieferperlen aus dem Frühmesolithischen Fundplatz Star Carr in North-Yorkshire, UK, herangezogen werden (Abb. Perlen von Star Carr). In Größe und Position der Durchbohrung stimmen sie größtenteils mit der ....... Perle überein (Milner 2016, Figure 6).


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fischkopp

Hallo thovalo,

da bleibt mir die Spucke weg. Da kann ich nur gratulieren zu diesem besonderen Fund. Wie hast du das winzige Perlchen gefunden?

LG Fischkopp

thovalo

#2
Zitat von: Fischkopp in 09. August 2021, 16:59:13
Hallo thovalo,

da bleibt mir die Spucke weg. Da kann ich nur gratulieren zu diesem besonderen Fund. Wie hast du das winzige Perlchen gefunden?

LG Fischkopp


Danke!

Gefunden habe ich sie wie immer, im Verlauf einer Prospektion mit sehr langsamen Schritten und geschärften Blick.
Ich hoffe sehr, dass das Flurstück in zwei Wochen wieder begehbar sein wird.

Der Fundplatz ist dem LVR seit zwei Jahrzehnten gemeldet. Inzwischen habe ich ihn auch der städtischen Denkmalpflege bekannt gemacht, damit es glingt, den Ort unter Bodendenkmalschutz zu stellen. Vor einem Jahr wurde er erstmalig als Fundstelle dieser Zeitstellung publiziert. Nun versuche ich die geologische Aufnahme und die Fundaufnahme des bisher geborgenen Fundinventars voran zu bringen. Ich glaube dass es gut war ihn lange still zu bewahren und zu begehen. Nun wird die Bedeutung, insbesondere auch seiner Lage, die zur Hellegzone überleitet, immer deutlicher und das facharchäologische Interesse daran wächst auch entsprechend.


liebe Grüße

Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Neos

Moin, Thomas,

magst du dieses interessante Stück bitte einmal größer hier hineinstellen, damit auch alle über dreißig sich daran erfreuen können? In meinem Alter ...  :zwinker:

Dank dir & viele Grüße

Frank

thovalo



Ich versuche es Morgen, wenn wieder gutes Tageslicht ist!  :winke:


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Guten Tag!


Hier noch zwei Bilder. Es ist schwierig das kleine Objekt gut ins Bild zu bekommen.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Neos

Moin, Thomas,

klasse, dank dir!  :super:

Viele Grüße

Frank

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.