Eine mesolithische Klinge am Waldrand

Begonnen von thovalo, 25. März 2022, 09:56:38

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thovalo



Guten Morgen!



Gestern Abend bin ich über die glaziale Dünenbildung hinter dem Haus meiner Eltern gelaufen. Die Flur wurde bearbeitet. Wo sich der Anteil des Dünensandes auf der Flur mit dem Humus mischt, wirkt der Boden schon gut abgesunken, ist jedoch wie ein feines Puder. WENN der Boden in dieser Konsistenz abregnen kann, dann werden die Begehungsverhältnisse deutich besser sein. Aber ob es in der Zeit vor dem neuen Bewuchs noch einmal regnen wird ist allerdings fraglich. Der Frühling hat ja mit schon fast sommerlichen Temperaturen begonnen und es ist bereits sehr trocken.


Ich bin ein großes Stück der Fläche in auf dem ersten Bild gut erkennbaren angemessenen Abständen abgegangen und hatte dabei einmal Glück. Das Ende einer Klinge ragte vertikal aus dem pulvrigen Boden. Leider hat die Tiefenschärfe nicht den direkten Punkt einfangen können.

Die Klinge zeigt eine breite Schlagfläche und etwas unterhalb auf der dorsalen Fläche einen Buckel. Der scheint durch eine Kantenpräparation des Kerns oder durch die Abbautechnik der vorangegangenen Abtrennungen entstanden zu sein. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe kann die breite Schlagfläche auf die Arbeit mit einem Punch hindeuten. Ventral ist direkt an der Trennfläche ein horizontler Rand erhalten unter dem ein sehr schwache und nur im Schräglicht erkennbare Wölbung des Bulbus liegt.

Der Platz weist weit überweigend mesolithische und wenige ältere Fundbelege auf. Die Klinge ist dem mesolithischen Fundaufkommen zu zuordnen.
Das Material ist nordischer Feuerstein und wie erkennbar ist der Fundbeleg nicht patiniert, was das hiesige Mesolithikum auszeichnet. Im unteren Teil hatte die Klinge eine noch Außen am Kern liegende Partie mit ihren natürlichen Kavernen abgetrennt was den eckigen Verlauf der Distalpartie ausmacht.


Ich finde es immer noch sehr erstaunlich, dass es hier keine weiteren bekannten mesolithischen Fundstellen vom Rheinlauf bis an die Ruhr gibt. Es ist nur diese eine Fundstelle mit Mikrolithen des älteren und späten Mesolithikums bekannt und vom Fundareal bei Serm stammt eine größere Anzahl trapezoider Mikrolithen zusammen mit einigen flächenretuschierten, also sehr spät mesolithisch datierenden Stücken.


Soweit ich das heute übersehen kann bin ich der Letzte der in der riesigen Region noch systematisch Prospektionen auf lithisches Fundmaterial durchführt und war wohl auch der Einzige der das bislang jemals getan hat. Das ist ein ganz markanter Unterschied zu den linksrheinischen Regionen auf Lößböden die aufgrund ihrer sehr zahlreichen Fundvorkommen und der hohen Funddichte für Sammler weitaus attraktiver gewesen sind.



liebe Grüße
Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fischkopp

Guten Abend,

es gibt zum Glück noch die Furchentrolle.
Eine kleine Klinge mit einer bemerkenswerten Geschichte.
Vielen Dank für deine Erläuterungen und die Zeitreise auf die du mich mitgenommen hast.

LG Fischkopp

thovalo



Denke Dir!  :winke:


Ich finde ja, dass Furchentrolle sehr unterschätzt werden. Was wäre ich ohne sie?


liebe Grüße
Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.