Neujahrssilex - Flintenstein

Begonnen von Bavaricum, 01. Januar 2008, 13:56:39

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Bavaricum

Zum Kopf-klar-bekommen bin ich heute ein wenig über die gefrorenen Äcker geschlendert und habe sogleich mein erstes Sliexstückchen für dieses Jahr gefunden.

Es ist zwar nur ein Flintenstein aber von mir aus kanns so weiter gehen. Wenns das nächstemale was Voreschichtliches wird, habe ich auch nix dagegen.

Interessant ist vielleicht nur die strak ramponierte Seite. Der Stein war wohl länger in gebaruch.

Allen ein frohes und glückliches 2008

Andreas

Silex

Du bist merklich noch etwas angeschlagen, Andreas...fast wie Dein manches mal angeschlagenes Fundstück.
Diese seltsamen  bröseligen Strukturen- auch knapp unter der Oberfläche kenne ich auch von manchen Artefakten- kann sie mir aber nicht erklären- bei einem Flintenstein sah ich sowas aber noch nie- obwohl dies  einer sein müsste.
(ich war heute auf einem  in der kurzen Sonneneinstrahlungsdauer tauenden Kuppenhänglein...vergeblich was Silex anbetrifft)
Viel Freude und Erkenntnis an Alle- 2008-
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Bavaricum

Grüß Dich Edi,

tja, ich war der Meinung das kommt vom Schwarzpulver. Dem ist wohl nicht so denn die "kristallartige" Oberläche findet man nur auf der oberen Seite. An den Kanten ist nix davon zu sehen.

Wohl eine Laune der Natur.

Servus

Andreas

rolfpeter

Servus Jungs,
für mich sieht das sehr nach thermischer Zerstörung des Feuersteines aus. Schaut euch mal das unterste Foto in diesem Posting an.
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,16818.msg92128.html#msg92128
Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo Leute  :-)

Ich denke eher, dass es sich um eine chemische Umbildung (Kristalisierung) des Flints handelt.
Ich habe das schon öfter auf Flint gesehen.

:winke:

Bavaricum

Grüß Dich rolfpeter,

daran hatte ich auch erst gedacht, aber nach Edi's Rüffel...

Mit einer 10x vergrößernden Lupe erkennt man jedenfalls eine kristallartige Struktur. Keine Ahnung, ob die durch Hitzeeinwirkung oder bei der Entstehung des Feuersteins entstanden sind.

Servus

Andreas

Silex

Ich rüffle nie bei Steinartefakten, Andreas!  :weise: Das wird immer ein großes unbekanntes Gebiet bleiben . Jedes Teil bietet uns die Möglichkeit zu lernen.
Ich hatte nur manche Dinger die waren an der Oberfläche völlig intakt , ohne Craquelee und Beeinflussung von außen(?) , und einen MM darunter kam diese Struktur zutage.
Bei Flintensteinen ist eine thermische Vorbehandlung wohl auszuschließen.

Dass Dein Fundstück durch den Flintensteingebrauch  dies Struktur bekam kann  ich ebenso nicht glauben
Oder es war ein  erhitztes vorgeschichtliches Trumm- dann wäre wieder das Problem von oben. Weil die Oberfläche direkt daneben keine feuertypischen  Einwirkungen zeigt

Ich neige inzwischen zu agersoes Meinung.
Flintenstein mit  Auskristallisationen im Inneren.
Alles Gute und
viel Glück beim Suchen

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Bavaricum

Grüß Euch agersoe und Edi,

was wäre ich ohne Eure Hinweise und Deutungsversuche. Ich bin ja froh über jedes Gramm Wissen, was ich aus diesem forum ziehe.

@ edi

Das mit dem Rüffel war natürlich nicht so ernst gemeint. Nur bei den Bergen von fachspezifischen Ausdrücken, die Ihr da verwendet, steh ich manchmal am Schlauch.

Also wenn ich das richtig verstehe, entsteht diese Art von kristallisation im inneren einer Knolle.

Servus

Andreas

steinsucher

Hallo Forum,

ich glaube, jeder hat hier irgendwo recht. Erst einmal sehe ich auch einen Flintenstein. Für mich sieht es auch, wie RP schon sagte, wie thermischer Einfluss aus. Dies entspricht ja in gewisser Weise einer chemischen Umbildung des Flints (agersoe). Ob Flint von innen her auskristallisieren kann? Ich weiß es nicht, ich habe es aber noch nirgendwo gehört.

Hier meine laienhaftes Verständnis der Theorie:

Während des Prozesses der Umwandlung von Kieselsäuregel in Feuerstein wird der Ausgangsmasse mehr und mehr Wasser entzogen. Auf Grund der unheimlich feinen mikrokristallinen Struktur des Fast-Endprodukts können Reste des Wassers irgendwann nicht mehr nach Aussen entweichen und werden eingeschlossen. Bei der einen Sorte mehr, bei der anderen weniger. Auch innerhalb einer Knolle nicht gleichmäßig. Jetzt vergeht die Zeit bis der Mensch sich mit dem Material beschäftigt. Er stellt fest, dass extreme Temperaturen (Hitze, Permafrost) Strukturen dieses Materials zerstören können. Verdampfendes Wasser erzeugt rissige, bröckelnde Zonen. Dauerfrost hat eine Menge "Frostplatzer" an Artefakten hinterlassen.

Ich könnte mir vorstellen, das diese Strukturstörungen unter bestimmten Bedingungen (vorher existierende feine Risse z. B.) nach thermischem Einfluss auch unter der eigentlichen Oberfläche liegen können und erst bei der Bearbeitung einer Knolle zum Vorschein kommen, wie Silex das beschrieben hat.

Und das mit Bavaricums These vom Schwarzpulver? Ich weiß nicht so ganz genau wie ein Schwarzpulver-Gewehr aufgebaut ist. Ich stell mir nur vor, irgendetwas ging schief. Das Pulver zündete und der "Schuss ging nach hinten los". Die ganze Hitze kommt durch den Zündkanal zurück auf das Schloss (wie so ein "Geist" aus einer Spiritusflasche"). Würde das den Flintenstein nicht auch brutal treffen?

So, jetzt reicht's. Ich warte jetzt geduldig auf die Watsch'n der Fachwelt.   :hacker:

Ein frohes neues Jahr, Gesundheit und viel Finderglück für's ganze Forum.

Fritz.



Silex

Ja Fritz...die Watschn sind oft erhellender als das allgemeine Gemurmel. Ich nehm  sie gerne wenn mit Erkenntnis verbunden(Und Khamsin ist vermutlich schon wieder für länger weit weg).
Wir haben im Forum jetzt schon etliche dieser seltsamen Zonen gesehen- meistens im Zusammenhang mit deutlichen Oberflächenstrukturveränderungen , die uns eindeutige Feuereinwirkung insinuiert.
Aber einige eben nur im Inneren neben einer deutlich unbeeinflußten Oberfläche- was lediglich durch den zufälligen (?) Bruch zutage kommt.
diese bröckeligen - humpeligen (danke agersoe für dieses Wort) Strukturen  wird wohl eher ein Chemiker  oder Geologe entschlüsseln können.


(Aber WIR haben das Phänomen vielleicht erst erkannt, entdeckt...unglaublich
"bavaricavumisierung", "Fritzellose", "Edialisation")

Mich würde es wirklich interessieren
Gute Nacht
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Ihr habt ja recht Leute ! :-D

Bavaricum, wäre es dir möglich ein Super-Detail-Foto zu machen, wo man die humpelige ( :zwinker:) Oberfläche noch deutlicher sieht ??


rolfpeter

Servus,
ich habe auch noch mal drüber nachgedacht und mit meinem Hund Leo Rücksprache gehalten und der erinnerte sich an einen Fund von 12/2006.
Es handelt sich um ein bohrerartiges Gerät, auf dem gab es eine ähnliche Erscheinung wie auf dem Flintenstein von Andreas. Unten in der Mitte des 1. Bildes gibt es auch eine Stelle mit einem Rasen aus kleinen Kristallen. Auf dem 2. Bild bin ich mit der Linse bis auf den Stein gegangen, mehr Makro gibt die Kamera nicht her. Vielleicht versuche ich später noch eine Aufnahme unter dem Mikroskop.
Es erstaunt mich nur, daß die Flintensteinmanufaktur einen solchen Sonderling nicht verworfen hat....das Auge schießt ja bekanntlich mit!





Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Bavaricum

Also rolfpeter's Beschreibung mit dem "Rasen aus kleinen Kristallen" kommt am besten hin. Das sieht wirklich so aus.

Ich hab nochmal versucht bessere Bilder zu schießen aber da gelangen ich und mein Photoapperat and unsere Grenzen.

Danke an alle für die rege Diskussion zu disem Stück.

Andreas

Der Wikinger

Hallo Bavaricum

Mit den neuen Fotos fühle ich mich recht sicher, dass es sich um Kristallisationen handelt, und zwar das es Quarz ist.

Wir müssen ja erinnern, dass Flint aus SiO2 (Siliziumdioxyd/Kieselsäure) besteht, und daher aus dem gleichen Stoff wie Quarz besteht.
In Innenräumen von Flint sind oft kleine Quarzkrystalle zu finden, oder sogar ganze Mineralgänge aus Quarz.
Auch Opal (auch SiO2) kann in Verbindung mit Flint auftreten. Ab und zu ist in dem Zwischenraum zwischen einer Flintknolle und einem Fossil (z.B. eine Seeigel) eine dünne Schicht, die aus weissem Opal besteht !!

Hier ist ein Quarz-Mineral-Gang auf einem Stück von mir gefunden zu sehen (runterscrollen zum Stichel):
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,26108.0.html

:winke:





Khamsin

Salaam!

Ein klassischer militärischer Flintenstein (hufeisenförmig mit einer Zündkante) aus Zentralfrankreich.
Und einer Laune der Natur, die ja bestens beschrieben wurde.

Schala gaschle KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"