Wetz- oder Schleifstein aus EKS?

Begonnen von queque, 06. September 2009, 19:01:12

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queque

N'Abend zusammen,
die Äcker sind bei uns nun etwas abgeregnet, trotzdem ist der Sommerstaubschleier noch nicht vollends verflogen. Von einem Acker der rheinischen Niederterasse gab es das, was dort zu erwarten ist: ein michelsberger Klingenbruchstück, ein wenig Eisenzeit und Römerkram. Irritiert hat mich ein Stück, mit dem geschliffen oder gewetzt worden ist. Üblicherweise finde ich hier schiefrige Wetzsteine. Dieses Teilchen ist nun viel heller, feiner und vor allem glatt wie ein Babypopo. Die schwarzen Einsprengsel lassen mich an EKS denken, dass, soweit ich weiß, hier vor allem als Material für neolithische Reibsteine verwendet worden ist. Aber vielleicht liege ich auch mal wieder vollkommen daneben.
Kann jemand mehr und Fundierteres dazu sagen?
Dank und Gruß
Bastl

rolfpeter

Servus Bastl,

das scheint mit kein EKS zu sein. Der ist nämlich sehr rauh und grob. Wenn es denn ein Sandstein sein sollte, dann eine feinkörnigere Variante, vielleicht sowas wie Kinzweiler Sandstein. Den haben auch schon unsere steinzeitlichen Ahnderln gerne verwendet.
Ist aber schwierig zu beurteilen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

queque


steinsucher

Hallo Forum, hallo Bastl,

dein Schleifstein hat mir jetzt keine Ruhe gelassen. Es hat mich an ein Stück aus dem Raum Geilenkirchen erinnert. Es hat allerdings gedauert, bis ich es gefunden hab. Eschweiler Kohlesandstein (EKS) wohl nicht. Auch mein Teil ist viel feiner.

Was auf den Fotos nicht herauskommt ist dieses Glitzern, ähnlich wie bei Wommersom-Quarzit.

Was auch nicht gut herauskommt ist die Richtung der Schleifspuren. Es ist wohl parallel zur Längsachse mit den Schmalseiten gewetzt worden. Die aggressiveren Spuren verlaufen aber senkrecht zur Längsachse in den beiden taillierten Enden und haben auch letztendlich an beiden Enden zum Bruch geführt.

Die Fundstelle hat einiges an Feuerstein-Artefakten gebracht. Darunter Lousberg, Rijckholt und die üblichen Verdächtigen. Bei der Keramik ist allerdings auch wohl eindeutig ein Fragment der Urnenfelder-Kultur vertreten. Ausserdem ist der Anteil einer gröberen Keramik auf einer begrenzten Fläche ziemlich hoch (Urnen?).

Eine Lösung habe ich auch nicht, aber ich denke, es sind schon Parallelen da.

Gruß aus Heinsberg,

Fritz

rolfpeter

Servus,

schön, wieder von Dir zu lesen, Fritz! Du hast uns hier doch richtig gefehlt.

Man findet die Wetzsteine ja häufig und an allen denkbaren Orten. Ich habe auch gehört, daß die Stücke meist schwierig bis überhaupt nicht zu datieren sind. Bis auf die ganz modernen und die römischen Exemplare scheint es keine "typischen" Vertreter der Gattung zu geben.
Mir ist auch keine Literatur zu diesem Thema bekannt.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

queque

Hallo Fritz,

die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend, sowohl vom Material als auch von der Form her. Auch das Glitzern, das du beschreibst, ist wahrnehmbar. Der Fundplatz bietet, wie schon gesagt, so ziemlich alles vom Neolithikum bis zur Neuzeit. Ich selbst finde dort in erster Linie michelsberger Artefakte.
Bin im Moment noch in der Mittagspause. Nehme das Teilchen zu Hause wegen der von dir beschriebenen Kratz- und Schleifspuren nochmal genauer unter die Lupe.
Bis dahin viele Grüße von Köln nach Heinsberg
Bastl

steinsucher

Hallo Forum, hallo Bastl,

ja klar, RP hat natürlich recht, wenn er auf das Problem der Datierung dieser Gattung hinweist. Natürlich liegt auf dem Acker auch alles bis in die Jetzt-Zeit, vor allem Plastikfolienreste. Die Spuren am Stück deuten auch nur auf Metallbesitz hin.

Mir fiel aber noch ein Teil ein. Ein, man kann schon sagen, rechteckiger Block aus dem gleichen Material. Die Maße fehlen im Bild. Es ist 11,5 cm lang, 6,5 cm breit und 2,5 cm dick (immer größtes Maß). Zwei Kanten des Blocks sind ganz gerade und glatt, was darauf hin deutet, dass er aus einem größeren Stück heraus "gesägt" wurde. Wann und mit welchen Mitteln auch immer (Seite1). Und, RP, er stammt vom Fundplatz Hambach 1, also aus deinem Revier. Ich hab damals (1986) sofort gedacht: Boa, damit hat bestimmt ein Mittelsteinzeitler seine Pfeile poliert oder rote Farbe mit hergestellt. Aber - heute kennen wir ja das Problem mit der Datierung. Und, Bastl, dieses Stück weist auch keine scharfen Einkerbungen auf, wie das erste. Es haben sich auf beiden Breitseiten nur leichte Wannen gebildet.

Die Detailaufnahme zeigt ein wenig das Material. Wenn man mit dem Finger darüber geht, fühlt es sich "scharf" an. Diese weißen Punkte sind das, was so glitzert. Ich habe von Geologie keine Ahnung, aber ich glaube es ist Quarz. Vielleicht kann ja Jemand das Material und seine Herkunft bestimmen. Das wäre ja auch schon was. Manchmal kann ja auch dann eine Abbauzeit eingegrenzt werden. Egal wie jung oder alt. Warten wir's ab.

So, noch die Bilder:


rolfpeter

Damals, als die Aldenhovener Platte untersucht wurde, ist ein Grabungstechniker, ich glaube der hieß Schmidt, das ganze Revier abgelaufen. So auch die Gegend um Hambach. Und justament in Ham I will der mettelneolithische Keramik gefunden haben. Die Stelle liegt etwa 100m westlich von dort, wo der Mühlengraben diesen eigenartigen Knick hat.
Ich bin auch schon x-mal drübergestolpert, habe aber noch nichts dergleichen finden können.
Aber im nördlichen Teil des Areals ist mir mal ein Schneidenstück von einer geschliffenen Beilklinge aus Rijckholt-Flint untergekommen. Und noch weiter nördlich, jenseits des Feldweges, also schon kurz bevor es leicht bergan zur Landstraße geht, habe ich mal einen Beilrohling aufgesammelt.
Das ganze Rheinland ist vielphasig verseucht!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

Zitat von: rolfpeter in 22. September 2009, 20:21:21

Das ganze Rheinland ist vielphasig verseucht!


Da hast Du recht, das ist ja das schöne. Es gibt noch viele Beispiele, aber ich will diesem Thread nicht seinen Charakter nehmen. Ich lenke Dich mal auf einen neuen Link bezüglich Hambach um und hoffe, dass wir hier die Materialfrage noch irgendwann beantwortet bekommen.

Der Link: http://www.sucherforum.de/index.php/topic,38634.0.html

Fritz.

queque

Hallo Fritz,
die Richtung der Schleif- bzw. Wetzspuren läuft bei meinem Teil ausnahmslos parallel zu Längsachse. Grobe Spuren gibt es überhaupt nicht. Die Seiten, mit denen gearbeitet wurde, sind absolut glatt.
Viele Grüße
Bastl