Ein Steingerät, ich staune !

Begonnen von St. Subrie, 13. Mai 2019, 17:43:47

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St. Subrie

Guten Tag,

auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, es muß nur groß genug sein. Heute fand ich auf einem Luzerneacker im Vorland der Pyrenäen, der schon weit über 100 Metallobjekte geliefert hat, diese schöne Klinge. Ich glaube jedenfalls, daß es eine ist. Das Stück ist so fein gearbeitet, daß ich an Neolithikum denke, richtiges Wissen habe ich aber nicht dazu. Jedenfalls freue ich mich. Stand jetzt haben wir vom späten Latène alle Epochen in Metall und Keramik und wenn ich richtig liege, jetzt auch eine noch frühere Zeit in Stein.

Viele Grüße

St. Subrie

Wiesenläufer

Moin,

glaube eher an eine Weidenblattspitze.  > Klick <

Meinen Glückwunsch zu dem schönen Teil,  :super: :super:  (auch wenn ich vielleicht nicht ganz richtig liege.)

Gruß

Gabi

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Hallo St. Subrie,

ich staune auch :staun:

Nach dem Fundort und den Fotos zu urteilen würde ich Gabi zustimmen. Der Form nach handelt es sich um eine lanzettförmige Blattspitze mit einer kleinen Beschädigung (rezent oder alt, Patina?) an einer Spitze.

Bin aber nicht der Fachmann. Mal schauen, was die anderen sagen.

Glückwunsch zu dem Fund :super: und danke für's Zeigen. :Danke2:

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

#3

Ein sehrschöner Fundbeleg!  :super:


Eine lorbeerblattförmige flächig retuschierte Spitze.
Da sie aus Südfrankreich stammt, können wir sie von hier aus nicht in unsere Chronologien einbinden.

Je nach Bruchbild könnte die Spitze auch bei einem Einschlag (impact) abgebrochen sein.


In: Archaeologie de la France - la néolithique - habe ich nichts vergleichbares gefunden.
In der spezifischen französischen Literatur wird sich aber zweifelohne etwas dazu finden lassen.

Kann jung sein, muss aber nicht.


lG Thomas


Vielleicht gibt die PDF eine erste Orientierung


https://www.academia.edu/5397474/RENARD_C._M._-_2003_Les_armatures_de_fl%C3%A8che_de_la_fin_du_IVe_et_du_IIIe_mill%C3%A9naire_dans_le_Bassin_parisien_M%C3%A9moire_de_DEA_Universit%C3%A9_Paris_1_Panth%C3%A9on_-_Sorbonne_Sous_la_direction_de_M._Lichardus-Itten_L._Salanova_et_A._Augereau
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Leute,

ich werfe einfach mal nen kleinen Dolch in die Runde. Was den tollen Fund nicht schmälern würde. Eine Blattspitze wäre natürlich traumhaft.
Da muss der Wolfhard noch ein paar mehr Stücke von dem Acker finden damit ich da mehr sagen könnte.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 14. Mai 2019, 19:25:17
Hallo Leute,

ich werfe einfach mal nen kleinen Dolch in die Runde. Was den tollen Fund nicht schmälern würde. Eine Blattspitze wäre natürlich traumhaft.
Da muss der Wolfhard noch ein paar mehr Stücke von dem Acker finden damit ich da mehr sagen könnte.

Liebe Grüße Daniel


Zwischen einer "blattförmigen" und einer Blattspitze liegen allerdings "ein paar" tausende von Jahren ..... meinst Du tatsächlich eine Blattspitze .... des Solutréen (ca. 6.5 cm lang)?


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Das war definitiv nur ein formulierter Wunsch mein Großer  :winke: 
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 14. Mai 2019, 22:04:39
Das war definitiv nur ein formulierter Wunsch mein Großer  :winke: 


Tattaaaa ....... daran hatte ich vor der Erkennung der geringen Größe auch gedacht ......  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Hallo zusammen,

warum spricht die Größe gegen eine Blattspitze? Die gab es schon im frühen Jungpaläolithikum ab ca. 5cm Länge und erreichten im Solutrèen ihre Formvollendung  (Lobeer- und Weidenblattspitzen) bis über Handtellergröße.

Klar, es muss nicht JP sein, blattspitzenartige Stücke gab es auch noch im Jungneolithikum. Die Frage ist, ob es in Südfrankreich im Neolithikum solche Stücke gab.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

Zitat von: Danske in 16. Mai 2019, 19:21:33
Hallo zusammen,

warum spricht die Größe gegen eine Blattspitze? Die gab es schon im frühen Jungpaläolithikum ab ca. 5cm Länge und erreichten im Solutrèen ihre Formvollendung  (Lobeer- und Weidenblattspitzen) bis über Handtellergröße.

Klar, es muss nicht JP sein, blattspitzenartige Stücke gab es auch noch im Jungneolithikum. Die Frage ist, ob es in Südfrankreich im Neolithikum solche Stücke gab.

LG
Holger


G E N A U !
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Zitat von: thovalo in 16. Mai 2019, 20:24:00

G E N A U !

Das müsste doch anhand von Fachliteratur herauszukriegen sein. Werde mal auf die Suche gehen. Wenn nur mein Französisch nicht so schlecht wäre. :heul:
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Steinsucher

Hallo Forum,
Südfrankreich wollte ich immer mal richtig kennenlernen, ist aber bei der Literatur geblieben. Deshalb versuche ich mal aus der etwas beizusteuern.

Ich habe mal das "Handbuch der Vorgeschichte" von Hermann Müller-Karpe aus den 1970ern bemüht. Das ist das Werk, dass versucht hat global zusammen zu fassen. Die folgenden Tafeln stammen aus dem "Band I, Altsteinzeit" für den Bereich von Frankreich. Hier sehe ich die größten Gemeinsamkeiten. Im Band II "Jungsteinzeit" habe ich nichts ähnliches für Frankreich gefunden. Das bedeutet natürlich nicht, dass es in den Jahren nach dem Buch nicht Funde gegeben hat.

Die Tafeln 10 und 11 zeigen Funde aus der Fundstelle Badegoule in der Dordongne. Die Schichten IV und V werden ins Spätsolutréen gestellt.

Die Tafel 84, Bereich A, zeigt Funde aus der Schicht VII der Fundstelle Laugerie-Haute. Die Schicht enthält Blattspitzen und, wie er schreibt, echte Lorbeerblattspitzen (?) und wird irgendwo zwischen Solutréen und Magdalénien beschrieben.

Tafel 122 gehört zur Fundstelle Le-Roc-De-Sers im Dept. Charente. Hier wird ebenfalls ein Solutréen Geräteinventar angenommen.

So, nun viel Spass beim vergleichen.

Fritz.

Ach so, die original Seitengröße ist A4. Nur zur Massstabsangabe.

St. Subrie

Herrmann Müller-Karpe, den kannte ich in den 70er Jahren, war damals Gasthörer an der JWG-Uni. Allerdings haben mich seinerzeit eher die späteren Epochen interessiert. Vielen Dank, Steinsucher, das sind sehr gute Vergleichsmöglichkeiten !  Wenn ich das richtig verstehe, dann sieht es tendenziell eher nach Salutréen aus, evtl. etwas später. Das interessiert mich jetzt sehr, denn ich wollte noch heute Abend das Inventarblatt schreiben.
Der Archäologin, die sich um unsere Sammlung kümmern soll, sie war in der vorletzten Woche hier, habe ich Fotos geschickt, wie immer von interessanten Funden. Bislang keine Antwort.
Jetzt bin ich gespannt, wie die Diskussion hier weitergeht !

Viele Grüße aus dem Vorland der Pyrenäen

St. Subrie

Steinsucher

Hallo St. Subrie,

ich sehe da diese Tendenz. Aber es wäre natürlich hilfreich, wenn jemand vor Ort da eine Meinung zu hat. Dabei spielt dann ja auch das Material eine Rolle. Warten wir mal die weitere Diskussion ab. Ich denke mal, da passt ziemlich viel.

Grüße vom Niederrhein,

Fritz.

Steinkopf

Hallo,

zur Frage von Holger Danske kann generell festgestellt werden, dass es in Süd-Frankreich
durchaus Blattspitzen auch aus dem späten Neolithikum gibt.

Ein Beispiel sind die Funde aus der Grotte de Combe Obscure bei Lagorce an der Ardèche:
Pointes foliacées à retouches bifaciales.

Die Formen variieren stark und die Feinheit der flächigen Retusche wird auch von
der Beschaffenheit des Silex beeinflusst.

Ich bin mal gespannt, was bei dem abgebildeten Fundstück  herauskommt.

LG

Jan

Furchenhäschen

#15
Hallo,
lange, sehr lange habe ich überlegt, abgeglichen und Literatur gewälzt, auch den Müller-Karpe Band I und andere.
Ich kam zu folgender Vermutung denn sicher Behaupten kann ich das aus der Ferne natürlich auch nicht.

Der "Hüftknick" im ersten Drittel spräche deutlich für eine Blattspitze und ist auf den vom
Fritz dankenswerter Weise eingestellten Bildtafeln und den darauf abgebildeten Blattspitzen bei den meisten Exemplaren
auch sehr schön und deutlich erkennbar.

Gegen eine Blattspitze spricht beim vorgestellten Artefakt allerdings die Materialstärke und der von mir vermutete eher sehr ovale Querschnitt.
Betrachten wir die abgebildeten Blattspitzen so sind sie allesamt sehr gleichmäßig ca. zwischen 5mm bis 8mm Materialstärke gehalten.
Mit einer Länge von knapp 6 cm gehörte sie zur eher kleineren Ausgabe was aber überhaupt kein Ausschlusskriterium darstellen sollte.

Es wäre schön wenn man zur Materialstärke noch Angaben bekommen könnte.

Insgesamt tendiere ich deswegen vorsichtig auch eher zu einem kleinen BZ-Dolch.

Ich bin gespannt was die Facharchäologie zu dem Stück zu erzählen weiß
und ich hoffe sehr das das Artefakt von einem "echten Steinzeitler" bestimmt wird.

Ein schönes, interessantes Fundstück und danke fürs Zeigen.

Viele Grüße
Peter

Furchenhäschen


St. Subrie

Vielen Dank Euch allen ! Werde sehen, wer mir hier im Dorf eine Schublehre leihen kann, wegen der Materialstärke. Und dann werde ich die Archäologin nochmals per mail um ihre Einschätzung bitten. Die Dame ist Steinzeitlerin, was bei unseren zu 95 Prozent Metallfunden natürlich gut paßt... Hier aber müßte sie helfen können.

St. Subrie

Die Archäologin denkt in Richtung finales Neolithikum, will das aber noch genauer prüfen.
Es dauert halt.

thovalo

Zitat von: St. Subrie in 22. Mai 2019, 17:52:17
Die Archäologin denkt in Richtung finales Neolithikum, will das aber noch genauer prüfen.
Es dauert halt.

Dahin wird es gehen!

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.